München: Urban Art im Zentrum

Urban Art: Die Szene in München

In München gab es früher noch als in Berlin eine internationale Graffiti-Szene, und von den Achtziger- bis in die Neunzigerjahre galt München neben New York als Hochburg illegaler Sprayer. Der Volkskundeprofessor Peter Kreuzer hielt 1985 erstmals Vorlesungen über Graffiti in München und begann mit mehr als 5000 Fotos das erste Graffiti-Archiv in Deutschland aufzubauen. 1987 fand in der → »Lothringer 13« die erste Graffiti-Ausstellung in Müchen statt. Der Kreisjugendring München-Stadt gründete 1999 »Die Färberei« in der Claude-Lorrain-Straße zur Förderung der Streetart bzw. Urban Art.

Inzwischen wird diese Spielart urbaner Kunst längst als Bereicherung gefördert, und seit 2016 gibt es in einem ehemaligen Umspannwerk der Stadtwerke München im Hackenviertel das erste → Museum für Urban und Contemporary Art (MUCA) in Deutschland.

In den Neunzigerjahren kannte man nur Graffiti. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchten die Begriffe Urban Art und Streetart auf, die häufig synonym verwendet werden. Manche unterscheiden aber auch zwischen Auftragswerken bzw. autorisierten Wandgemälden (Urban Art) und ungenehmigten bzw. illegalen Pieces (Streetart). Unter Stencils sind mit Schablonen aufgetragene Graffiti zu verstehen, wie sie von Blek le Rat (Xavier Prou, *1951) 1983 eingeführt und später auch von Bansky gestaltet wurden. Mit Murals ‒ die eigentlich immer zur Urban Art gezählt werden ‒ sind großformatige Wandmalereien gemeint, deren Wurzeln bis zum Muralismo (und zur Lüftlmalerei) zurück reichen.

2012/13 wurde der gemeinnützige Kunstverein »Positive Propaganda« gegründet, um internationale Urban-Art-Projekte mit gesellschaftsrelevanten Themen in München zu initiieren und zu dokumentieren. Der seit 2016 vom Kulturreferat der Stadt geförderte Kunstverein eröffnete 2022 das → Amuseum of Contemporary Art (nicht zu verwechseln mit dem MUCA) in der Schellingstraße.

Altstadt

Münchner Stadtbezirk 1: Altstadt-Lehel

Am 5. April 2017 erfolgte auf dem Marienhof der Spatenstich zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke. Bis 2035 werden die Arbeiten an der neuen Verbindung zwischen Laim und Leuchtenbergring mindestens dauern. Einer der Bahnhöfe wird 41 Meter unter dem Marienhof gebaut. Dabei sind bis zu 75 Meter tiefe Bohrungen erforderlich.

2018 zäunte man die Baustelle mit einer 445 Meter langen und viereinhalb Meter hohen Lärmschutzwand ein. Sie besteht aus einem Gestell, in das mit Mineralwolle gefüllte Lärmschutzelemente aus Aluminium eingefügt sind. Die Fotodruck Forster Verkehrs- und Werbetechnik GmbH in Waidhofen an der Ybbs machte aus der Außenseite des Bauzauns mit auf Polyestergewebe gedruckten Fotos eine Bilderwand. Die Kosten betrugen rund eine halbe Million Euro.

Die Orlando-Passage verbindet Pfister- und Falkenturmstraße. Leider lässt sich die illusionäre Wandbemalung wegen der Enge der Passage nur schlecht fotografieren.

Seit 1997 richtet das Münchner Kulturreferat gewissermaßen als Korrektiv zur Wiesn und als Zeichen der Weltoffenheit das »Ander Art Festival« mit internationalen Musikern aus, so auch im September 2023 am Odeonsplatz.

Urban Art am Hofspielhaus München
Ander Art Festival München

Wandbemalung beim Hofspielhaus (Foto: Juni 2024) / Ander Art Festival, Odeonsplatz (Foto: 2023)

Der Franzose Blek le Rat (Xavier Prou, *1951) gilt als Erfinder der Stencils, einer mit Schablonen arbeitenden Street Art, die beispielsweise von dem Briten Banksy weiterentwickelt wurde. 2016 brachte Blek le Rat an einer Hausfassade in der Wurzerstraße im Graggenauer Viertel ein Selbstporträt an.

Sigi Sommer wohnte fast 40 Jahre lang in der Wurzerstraße 17. An der Fassade schräg gegenüber verblasst ein Wandbild, das den Eingang eines Ladengeschäfts für Bücher und Antiquitäten zeigt: »Inhaber Sigi Sommer«. An der gemalten Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift »Wennge Schloss enbittek lopfen«.

Urban Art: Wandbild in der Wurzerstraße, Sigi Sommer gewidmet
Wandbild (Foto: September 2023)

Jahrzehntelang wurde in der Herzog-Wilhelm-Straße 8 im Hackenviertel die Pizzeria »Bella Italia« betrieben – bis Ende 2023. Inzwischen umgibt ein Bauzaun das Areal, und der wurde 2024 mit Streetart bunt gemacht.

Der spanische Künstler ESCIF malte im Frühjahr 2022 das Mural am Münchner Roßmarkt im Angerviertel. Das vom Wild- zum Nutztier mutierte Pferd versteht er hier als Sinnbild des Menschen, der sich anpasst und seine Freiheit freiwillig oder unter Zwang einschränkt.

Das Jugendstil-Gebäude in der Müllerstraße 56 wurde 1907/08 von dem Architekten August Zeh (1874 – 1929) und seinem als Bauunternehmer tätigen Vater Carl errichtet. An der Nordwestfassade des Hauses gestaltete der in Regensburg geborene, inzwischen in Wien lebende Künstler Emanuel Jesse (*1981) im Sommer 2024 ein Mural, das Jugendstilelemente einbezieht.

Am Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt in der Blumenstraße 7 entstand einiges an Graffiti und Streetart. Die Stencils und der »Wunstkunst«-Automat an der Mauer Ecke Blumen-/Corneliusstraße am Rand des Angerviertels stammen von dem Hamburger Tona. Bemalt sind außerdem Fassaden des Bürgerhauses.

Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt: Streetart
Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt: Streetart

Lehel

Münchner Stadtbezirk 1: Altstadt-Lehel

2024 machte Lion Fleischmann ein Trafohäuschen auf der Praterinsel bunt: »Easy Lion 2024«

Trafohäuschen in der Widenmayerstraße

Ludwigsvorstadt

Münchner Stadtbezirk 2: Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

»Sag es durch die Blume« lautet der Titel des 22 Meter hohen Murals, das die Künstler Escif und Won ABC 2016 in 300 Arbeitsstunden in der Paul-Heyse-Straße 20 geschaffen haben. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man im weiß-blauen Vasendekor Panzer, Kampfflugzeuge, Handgranaten und andere Waffen.

Loomit (Mathias Köhler) und Won ABC (Markus Müller) schufen 2017 das 22 Meter hohe Mural in der Bayerstraße 69 zu Ehren des Widerstandskämpfers Georg Elser, dessen Sprengstoffattentat auf Adolf Hitler im Bürgerbräukeller am 8. November 1939 scheiterte, denn Hitler hatte das Gebäude 13 Minuten vor der Explosion verlassen und war nicht unter den acht Toten. Georg Elser wurde am 9. April 1945 im Alter von 42 Jahren durch einen Genickschuss ermordet.

In den beiden 1972 gebauten Untertunnelungen der Kreuzung Theresienhöhe / Hans-Fischer-Straße gestaltete ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler im Juli 2024 die im Jahr zuvor von Kindern bunt bemalten bzw. besprühten Wände neu (Crossing). Bei beiden Aktionen engagierte sich Loomit. Tobias Sehr von der Galerie Munich Art organisierte die Arbeit 2024 zusammen mit dem Kunstlabor und dem Verein zur Förderung urbaner Kunst.

Hans-Fischer-Straße: Street Art CLICK REFRESH
Hans-Fischer-Straße: Street Art CLICK REFRESH
Hans-Fischer-Straße: Street Art CLICK REFRESH

Westliche Untertunnelung (Fotos: 13. Juli 2024)

Der Arzt und Pädiater August von Hauner (1811 – 1884) gründete 1846 eine Kinderklinik an der heutigen Lindwurmstraße, die inzwischen als Universitätsklinik betrieben wird. Im Innenhof malte Max Lacher (1905 – 1988) 1960 ein großes Wandbild.

Urban Art in München: Wandbild von Max Lacher
Urban Art in München: Wandbild von Max Lacher

Wandbild von Max Lacher (Foto. November 2024)

Isarvorstadt

Münchner Stadtbezirk 2: Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Der Münchner Künstler »Flying Förtress« verwendete die Fassade der Berufsschule der Barmherzigen Ordensschwestern in der Reisingerstraße 23 für ein Mural, und die 2010 in Hamburg gegründete Künstlergruppe »Jukebox Cowboys« (JBCB) schmückte 2015 auf Initiative des Kunstvereins »Positive Propaganda« die Mauer an der Ecke Reisinger-/Thalkirchner Straße mit Streetart.

Urban Art in München: Flying Förtress
Urban Art in München: Reisingerstraße in der Isarvorstadt

Das seit 1900 existierende oktogonale Pissoir aus Gusseisen wurde in den Fünfzigerjahren vom Stachus zum Holzplatz im Glockenbachviertel verlegt und gegen Ende des Jahrtausends geschlossen. 2020 bemalte das Künstlerkollektiv »Graphism« das unter Denkmalschutz stehende Pissoir mit Porträts von Freddie Mercury, Rainer Werner Fassbinder und Albert Einstein, die alle drei vorübergehend im Glockenbachviertel wohnten.

Urban Art in München: Pissoir am Holzplatz in der Isarvorstadt
Ehemaliges Pissoir (Foto: August 2023)

Die Fassade des Gebäudes der Stadtwerke München in der Corneliusstraße 10 diente dem spanischen Künstler Liqen 2017 als Untergrund für eine vierteilige dystopische Szenerie: »Die Menschheit ist untergegangen, und Ungeziefer hat ihren Platz eingenommen«. Das vom Kunstverein »Positive Propaganda« initiierte Mural ist mehr als 30 Meter breit und siebeneinhalb Meter hoch.

Isarvorstadt: Mural in der Corneliusstraße

Das sprayende Münchner Kindl ist Teil der Streetart an einer Mauer in der Wittelsbacherstraße, die zur Städtischen Kindertageseinrichtung Auenstraße 17 gehört.

Street Art in der Wittelsbacherstraße
Streetart in der Wittelsbacherstraße (Foto: März 2024)

Ein weiteres Beispiel von Urban Art: Am Kulturzentrum LUISE (Ecke Ruppert-/Tumblingerstraße) brachten Kürls & Fader (Armin Kiss-Istok, Johannes Brechter) 2021 das 200 m² große Mural »Map of Tomorrow« an.

Urban Art in München: Map of Tomorrow
»Map of Tomorrow« (Foto: Juli 2023)

Die »Hall of Fame« in der Tumblingerstraße gehört zu einem Subkultur-Zentrum auf und am ehemaligen Viehhofgelände in der Isarvorstadt mit »Bahnwärter Thiel« und zahlreichen Graffiti.

Album über Subkultur in der Isarvorstadt

Maxvorstadt

Münchner Stadtbezirk 3: Maxvorstadt

Der 1984 in Turin geborene Künstler Luca Ledda übermalte im Mai 2023 ein existierendes Mural an der 140 m² großen Fassade des Kunst- & Kulturzentrums »Kunstlabor 2« in der Dachauer Straße 90. Dazu sagte er: »Mit dem Kunstwerk möchte ich hervorheben, dass die Natur ein Teil von uns ist, tief verwurzelt in unserem Körper und unserer Seele, und wie wesentlich sie für unser Dasein ist. Die Blumen symbolisieren ihre eigentliche Essenz. Nur ein weitreichendes Bewusstsein wird es uns ermöglichen, in Harmonie mit dem zu leben, was uns umgibt.«

Urban Art in München: Kunstlabor 2
Urban Art am Kunstlabor 2 (Foto: August 2023)

Im Dreieck zwischen Karl-, Augusten- und Dachauer Straße befindet sich ein großer Innenhof mit Blick auf eine parallel zur Dachauer Straße verlaufende Hauswand, die komplett bemalt ist: Illusionäre Hausfassaden als Urban Art.

Lion Fleischmann bemalte 2022 ein Häuschen am Kinderspielplatz in der Luisenstraße zwischen → Glyptothek und → Lenbachhaus.

Urban Art in der Luisenstraße, Maxvorstadt

Am Eingang der Technischen Universität München an der Ecke Luisen-/Theresienstraße (Luisenstraße 57) ist ein großformatiges Wandbild zu sehen.

Urban Art in München: TU-Eingang in der Luisenstraße
Mural an der TUM (Foto: Dezember 2023)

Armin Eßert wurde 1992 in München geboren. Der Künstler, der alte peruanische Kunstelemente mit modernen Ideen und Techniken verbindet, trägt seit 1992 den Künstlernamen »Nasca Uno« in Anlehnung an die antike Nazca-Kultur im Süden Perus. 2021 bemalte er den Hauseingang Gabelsbergerstraße 26.

Armin Eßert: Streetart
Armin Eßert: Streetart

Streetart am Trafohäuschen in der Adalbertstraße beim Alten Nordfriedhof:

2023 lud Tobias Sehr von der Munich Art Gallery einige Künstlerinnen und Künstler dazu ein, aus der Fußgänger-Unterführung am Oskar-von-Miller-Ring einen »Munich Art Tunnel« zu machen. Emess, Loomit, Mina Mania, Matthias Mross, Shoe (Niels Meulman) u. a. folgten der Einladung. Das Kunstprojekt wird nicht von langer Dauer sein, denn die Stadtwerke München wollen den Tunnel für ihr Heizwassernetz nutzen, und zur Planung gehört, dass die Eingänge 2025 zugeschüttet werden.

2016 beauftragte der Bezirksausschuss Maxvorstadt den Urban-Art-Künstler Loomit (Mathias Köhler, *1968), in einer der beiden finsteren Fußgängerunterführungen unter der nach König Ludwig I. benannten Prachtstraße (zwischen Von-der-Tann-Straße und Oskar-von-Miller-Ring) das Leben des bayrischen Monarchen und seiner im Herzog-Max-Palais (am westlichen Tunneleingang) geborenen Nichte Sisi, der späteren Kaiserin von Österreich, mit einem Bilderzyklus zu illustrieren.

Schwabing-West

Münchner Stadtbezirk 4: Schwabing-West

Am Eckhaus Schleißheimer Straße 198 / Leonhard-Frank-Straße fällt ein Mural mit einer fünf Etagen hohen Darstellung der Bavaria auf.

Urban Art in München: Mural Bavaria, Schleißheimer Straße CLICK REFRESH
Bavaria (Foto: 2024)

Das Künstler-Duo Faile (Patrick McNeil, Patrick Miller) aus New York gestaltete Ende Juni / Anfang Juli 2023 auf Initiative des Kunstvereins »Positive Propaganda« das Mural »The Wallstreet Windfall« an einer Hausfassade in der Schleißheimer Straße 144 mit dem Slogan »Too big to Faile«.

Der → Jugendtreff am Biederstein in der Gohrenstraße 6 organisierte im Sommer 2021 die bunte Streetart-Bemalung des Trafohäuschens am Pündterplatz.

Graffito in der Isabellastraße
Graffito, Isabellastraße 14 (Foto: März 2025)

Au

Münchner Stadtbezirk 5: Au-Haidhausen

Die Fußgängerunterführung unter der Ludwigsbrücke wurde im Oktober 2023 auf der einen Seite von Miriam Frank, auf der anderen von Flin & Loomit neu bemalt.

Die Fußgängerunterführung am rechten Isarufer unter der Corneliusbrücke wird immer wieder mit Streetart neu gestaltet.

Am Riggauerweg, vor der Brücke über den Auer Mühlbach, steht seit 1999 der München-Istanbul-Stein mit einer Koran-Kalligrafie und der Inschrift »München – Istanbul 23. VIII. 1999«. Daneben befindet sich ein von dem Gartenplaner Abdullah Mumme entworfenes, von der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München realisiertes Bodenmosaik mit Bezügen zu den Weltreligionen. – Ein paar Meter entfernt davon lassen Crossings eine Urwaldszene an einer Mauer nur noch erahnen.

Mosaik neben dem München-Istanbul-Stein PRESS REFRESH
Mosaik neben dem München-Istanbul-Stein (Foto: 2024)

Auf der Insel zwischen Auer Mühlbach und Kegelhofbach wurde 1347 eine der ersten Papiermühlen Deutschlands in Betrieb genommen: die Köglmühle mit dem zugehörigen Köglhof. Kegelhof 8 lautet die Adresse des Freizeittreffs Au, einer Einrichtung des Kreisjugendrings.

Auch am Tassiloplatz gibt es Streetart.

Streetart am Tassiloplatz PRESS REFRESH
Streetart am Tassiloplatz (Foto: September 2023)

2014 machte die Bürgerinitiative »Mehr Platz zum Leben« aus der stillgelegten Bushaltestelle 58 zwischen der Plattner- und der Hebenstreitstraße am Kolumbusplatz in der Au einen Ort der Begegnung: die Brückengalerie »Halt 58«.

Im Auftrag des Spanischen Fremdenverkehrsamts in München schufen die Künstler Lalone und Can Temizgezek 2023 am Kolumbusplatz das Wandbild »Málaga loves Munich«. Malaga ist die Geburtsstadt von Pablo Picasso (1881 – 1973), dessen Todestag sich 2023 zum fünfzigsten Mal jährte.

Urban Art: Málaga loves Munich PRESS REFRESH
»Málaga loves Munich« (Foto: November 2023)

Album über »Halt 58« am Kolumbusplatz

Haidhausen

Münchner Stadtbezirk 5: Au-Haidhausen

Die Gartenmauern des Muffatwerks in der Zellstraße werden für Streetart genutzt.

Muffatwerk: Streetart CLICK REFRESH

Sendling

Münchner Stadtbezirk 6: Sendling

Fader und Kürls bemalten 2015 einen Fußgängertunnel des S-Bahnhofs am Harras unter dem Motto »Sendling ist bunt«. Leider sind die Bilder inzwischen nicht mehr im Originalzustand zu sehen.

Johannes Brechter & Armin Kiss-Istock schufen 2016 in der Meindlstraße ein 13 Meter breites und 16 Meter hohes Mural. »We Are All One« betitelten sie das scheibenförmige Mosaik grafisch-abstrakter Gesichter, mit dem sie die menschliche Vielfalt auf der Erde darstellen.

Kurz vor der östlichen Einfahrt zum Heckenstaller Tunnel befindet sich seit 2019 das 15×13 Meter große Mural »We The Forest« des Spaniers ESCIF.

Urban Art: We The Forest in Sendling PRESS REFRESH
»We The Forest« (Foto: Oktober 2023)

Schräg gegenüber bemalte der Amerikaner Shepard Fairey in Zusammenarbeit mit dem Team des Münchner Vereins »Positive Propaganda« 2022 eine 114 Meter lange, 500 Quadratmeter große Wand. Das Werk ist (ebenso wie sein Mural → »Paint It Black« in der Landshuter Allee) als Protest gegen die Ölindustrie zu verstehen.

Die denkmalgeschützten Mietshäuser in der Reutberger Straße 4 bis 8 und in der Implerstraße 65 bis 67 wurden 1910/11 bzw. 1911/12 errichtet. Die jeweiligen Rückgebäude stoßen aneinander, und die höhere Ostwand des vierflügeligen Wohnblocks in der Implerstraße weist inzwischen ein Trompe-l’œil-Mural auf.

2017 ersetzten Loomit, Lando, Ciscis und Cemnoz Loo das Mural an der 2000 m² großen Westfassade des zu den Großmarkthallen gehörenden Kontorhauses Brunthaler: Die eine Banane tragenden Pinguine (Werbung für die Keep Cool Icetrade GmbH) wichen der stilisierten Darstellung eines Container-Umschlagplatzes (Werbung für die internationale Spedition Robert Kukla GmbH).

Urban Art: Mural am Kontorhaus Brunthaler PRESS REFRESH
Mural am Kontorhaus Brunthaler (Foto: Juli 2023)

2017 bemalte Fader die 1934 erbaute Eckkneipe »Zur Gruam« in der Thalkirchner Straße 114.

Sebastian Pohl (*1983), der künstlerische Leiter des Münchener Kunstvereins Positive-Propaganda, der sich für Urban Art in München engagiert, setzte sich auch erfolgreich dafür ein, dass die 130 Meter lange Mauer der ehemaligen Markthallen in der Thalkirchner Straße in Sendling im Sommer 2022 für die Graffiti- und Streetart-Szene zur Verfügung gestellt wurde.

Thalkirchner Straße: Streetart PRESS REFRESH
Thalkirchner Straße: Streetart PRESS REFRESH

Streetart entlang der Thalkirchner Straße (Fotos: Juli 2023)

Thalkirchner Straße: Streetart PRESS REFRESH
Streetart (Foto: September 2024)

Seit 1996 werden die Betonpfeiler der Brudermühlbrücke jedes Jahr neu mit Graffiti besprüht. Das geschieht im Rahmen des Projekts »isart« bzw. »DÖSENÖFFNER« der »Färberei«, einer städtischen Jugendkultureinrichtung des Kreisjugendrings München-Stadt.

Brudermühlbrücke: Streetart PRESS REFRESH
Brudermühlbrücke: Won ABC: »Frei unter Freien« (Foto: Mai 2023)

Album über Streetart an der Brudermühlbrücke

Sendling-Westpark

Münchner Stadtbezirk 7: Sendling-Westpark

2020 verwandelte Martin Blumöhr die kleine Gasdruckregler-Anlage der Stadtwerke München am → Luise-Kiesselbach-Platz in das Kunstprojekt »Sentilinga«. Eine Corona-Virus-Kugel und Blüten mit Mundschutz verweisen auf die Pandemie von 2020 bis 2023. Aber warum eine 70? Weil Sendling früher »München 70« war.

Zwei Unterquerungen der A95 wurden 2018/19 von der Künstlerin Fraubath (Anna-Louise Bath) in Zusammenarbeit mit dem Künstler-Verein OuterCircle ausgemalt. Dass beide Tunnel ein Wohnviertel mit dem Südpark verbinden, spiegelt sich in den Motiven der Unterführung an der Innerkoflerstraße mit Übergängen von Natur und Stadt wider. Und die Styles spielen mit Wörtern wie »Sendling« und »Südpark«. In der Unterquerung südwestlich davon, an der Markomannenstraße, haben die Künstlerinnen und Künstler nicht nur die Frauenkirche dargestellt, sondern vor allem Motive aus dem Stadtbezirk 19 (Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln). Leider wurden alle Wände inzwischen inzwischen durch fantasielose Schmierereien verunstaltet.

Schwanthalerhöhe

Münchner Stadtbezirk 8: Schwanthalerhöhe

Zwischen 32 Bahngleisen an der Hackerbrücke bemalte Martin Blumöhr 2021 oder früher ein Bahnhäuschen.

Agostino Iacurci aus Foggia bemalte 2017 eine Fassade des Meininger Hotels Ecke Landsberger Straße 20b / Max-Friedländer-Bogen mit einem Feigenkaktus: »Ficus Indica«.

Urban Art in München: Mural Ficus Indica PRESS REFRESH
Mural »Ficus Indica« (Foto: 2023)

Auch in der Westendstraße gibt es Streetart.

Streetart Westendstraße PRESS REFRESH
Garagentor Westendstraße 92 (Foto: August 2023)

Die Fassade des Wohnblocks entlang der Bergmannstraße im Stadtbezirk Schwanthalerhöhe (Adresse Westendstraße 99 – 101) wurde 2014 erstmals mit Murals versehen, 2019 neu gestaltet und zwei Jahre später nochmals übermalt.

Das vom Kunstverein »Positive Propaganda« initiierte und 2015 von dem italienischen Künstler Ericailcane geschaffene Mural in der Tulbeckstraße (Ecke Bergmannstraße) ruft zum Widerstand gegen Immobilienhaie und die Gentrifizierung von Stadtquartieren auf.

Das Gebäude in der Ligsalzstraße 8 wird im Rahmen des Projektes »Mietshäuser Syndikat« von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst verwaltet. Als im Sommer 2015 das Festival Arte Popular Mexicano en Múnich stattfand, leitete der mexikanische Künstler Sergio Checo Valdez einen Workshop, in dessen Verlauf das Mural an der Hausfassade entstand.

Neuhausen-Nymphenburg

Münchner Stadtbezirk 9: Neuhausen-Nymphenburg

2012 gab das Münchner Baureferat Betonflächen unter der Donnersbergerbrücke zur Bemalung frei und erstattete Dutzenden von Künstlern die Materialkosten. So entstand die größte Freiluftgalerie für Streetart in Deutschland.

Album über Urban Art in Neuhausen