München: Laim
Mitte des 11. Jahrhunderts, also hundert Jahre vor München, taucht Laim ‒ »loco leima« ‒ erstmals in einer Urkunde auf. Der Name bezieht sich (wie in Berg am Laim) auf den Lehmboden. Allerdings blieb die Landwirtschaft bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Hauptwirtschaftszweig in Laim, denn die Ziegelherstellung lohnte sich dort nicht (anders als in Berg am Laim).
Die 1818 entstandene bayrische Gemeinde Laim wurde 1900 von München eingemeindet. Als 1992 die Anzahl der Münchner Stadtbezirke auf 24 reduziert wurde, machte man aus Laim und Schwanthalerhöhe den Stadtbezirk 8, aber dagegen protestierten die Laimer, bis sie 1996 einen zusätzlichen Stadtbezirk bilden durften.


Agnes-Bernauer-Platz, -Straße
Der Agnes-Bernauer-Platz und die Agnes-Bernauer-Straße in Laim erinnern seit 1901 an Agnes Bernauer (um 1410 – 1435). Die Tochter eines Augsburger Baders war die Geliebte, möglicherweise sogar erste Ehefrau des bayrischen Thronfolgers Albrecht (III.). Der brachte sie im Jagdschloss → Blutenburg unter, und 1433 erwarb Agnes Bernauer sowohl eine Hube in Laim als auch ein Gehöft in Untermenzing ‒ wahrscheinlich mit finanziellen Mitteln Albrechts. Wegen der skandalösen Mesalliance ließ Albrechts Vater, Herzog Ernst von Bayern-München, die junge Frau bei Straubing in der Donau ertränken.
Diogenes
Der Bildhauer Karl Hemmeter (1904 – 1986), ein Schüler von Wilhelm Nida-Rümelin (1876 – 1945), schuf Reliefs und Stiche, Plastiken, Brunnen und Denkmäler aus Holz, Stein und Bronze. Den griechen Philosophen Diogenes von Sinope mit einem Fass als Unterkunft stellte er 1984 in einer an der Agnes-Bernauer-Straße 16 zu findenden Plastik dar.

Urban Art von Johannes Brechter
Johannes Brechter (*1979), der 2004 bis 2010 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München studiert hatte, machte die Stadt an zahlreichen Orten mit Urban Art bunt, so zum Beispiel mit → »We Are All One« in Sendling, → »Civicom« in Schwabing, → »Map of Tomorrow« in der Isarvorstadt und → »Fusion« in Ramersdorf. Auch im Hof an der Agnes-Bernauer-Straße 16 fällt ein fröhliches Piece von ihm auf.

Matthias Mross: Hühner
Matthias Mross bemalte im Herbst 2023 die 250 m² große Fassade eines zum Abbruch vorgesehenen Gebäudes in der Agnes-Bernauer-Straße 51 (Ecke Friedenheimer Straße) mit riesigen Hühnern. (Inzwischen ‒ Juli 2025 ‒ befindet sich dort eine Baugrube.)



Fassadenschmuck
An den Mietshäusern Agnes-Bernauer-Straße 44 bis 82a, zwischen Friedenheimer und Fürstenrieder Straße, gibt es einiges an Fassadenschmuck zu entdecken.





Über den Hauseingängen der Wohnblöcke Agnes-Bernauer-Straße 60 ‒ 64 sind Motive aus Märchen der Brüder Grimm zu sehen: Hänsel und Gretel, Rotkäppchen, Brüderchen und Schwesterchen.







An der Hausecke Agnes-Bernauer-Straße 80 / Thurneyssenstraße fällt die Fassadenfigur eines Schäfers aus den Dreißigerjahren auf.

Agnes-Bernauer-Straße 86
Carl Baierle baute 1903 ein inzwischen unter Denkmalschutz stehendes Wohnhaus, das wie ein kleines Barockschlösschen aussieht. Auffallend ist nicht zuletzt die Stuckrelief-Madonna am Giebel. Im Vorgarten befindet sich ein Puttenbrunnen (im Winter verschalt).


St. Ulrich
1315 wurde bereits eine Kirche in Laim urkundlich erwähnt, aber vermutlich war sie zu diesem Zeitpunkt bereits 200 Jahre alt. Als 1912 bis 1916 ein Neubau von St. Ulrich nach Plänen von Theodor Fischer* und Heinrich von Schmidt entstand, blieben Reste eines spätmittelalterlichen Bauwerks als Kapelle erhalten.
*) Mehr zu Theodor Fischer im Album über Architekten




Reyn: Agnes Bernauer
Reyn (Simon Wunderlich) bemalte das Trafohäuschen am Agnes-Bernauer-Platz 2023 mit vier Szenen aus dem Leben der Namensgeberin.
(1) Albrecht, der einzige Sohn des Herzogs Ernst von Bayern-München, holt die Badertochter Agnes Bernauer 1428 aus Augsburg nach München und schenkt ihr ein Anwesen in Laim (»Loco Leima«).
(2) Die beiden vermählen sich Anfang der Dreißigerjahre (»Hochspannung. Lebensgefahr«).
(3) Weil Herzog Ernst die Mesalliance seines Erben nicht akzeptiert, lässt er Agnes Bernauer am 12. Oktober 1435 bei Straubing in der Donau ertränken. Agnes Bernauer gleitet aus dem irdischen Wasser in das des Himmels hinauf.
(4) Das Volk erklärt die Ermordete zum »Engel von Augsburg«.





Alben über Urban Art bzw. Streetart in München
Behamstraße
Die Behamstraße erinnert seit 1904 an den möglicherweise in der Werkstatt von Albrecht Dürer in Nürnberg ausgebildeten Maler und Kupferstecher Hans Sebald Beham (1500 – 1550).
Taubenbaum
An der nordöstlichen Ecke Behamstraße / Veit-Stoß-Straße fällt ein Kunstwerk auf, über das ich leider nichts weiter herausgefunden habe.

Taubenbaum Ecke Behamstraße / Veit-Stoß-Straße (Fotos: Juli 2025)
Fassadenschmuck
Zwischen der Agnes-Bernauer- und der Veit-Stoß-Straße sind die Wohnhausfassaden links und rechts in der Behamstraße mit Tierköpfen verziert.




Friedenheimer Straße
Die Friedenheimer Straße in Laim wurde 1901 nach einem seit 1803 existierenden Gutshof benannt.
Die Fassade des Wohngebäudes Friedenheimer Straße 18 ‒ an der Kreuzung mit der Veit-Stoß-Straße ‒ ist mit Reliefs verziert.


Fürstenrieder Straße
Die Fürstenrieder Straße liegt auf der alten Trasse zwischen den Schlössern Nymphenburg und Fürstenried. Bis zur Eingemeindung Laims (1900) hieß sie Forstenrieder Straße, nach der damaligen Gemeinde, zu der auch Fürstenried gehörte.
Schule an der Fürstenrieder Straße
Der Münchner Baurat Hans Grässel* (1860 – 1939) baute 1901 bis 1904 im neu eingemeindeten Stadtteil Laim die Fürstenrieder Schule, die noch einige Zeit frei stand. Bemerkenswert sind die getrennten Eingänge für Jungen und Mädchen. Adresse: Fürstenrieder Straße 30.
*) Mehr zu Hans Grässel im Album über Architekten






Fassaden
An der Südfassade des Gebäudes in Fürstenrieder Straße 57 in Laim täuscht ein Mural Fenster und Bewohner vor.



Das Gebäude in der Fürstenrieder Straße 61 in Laim entstand 1900 als Wohnhaus im Neurokoko-Stil nach Plänen des Architekten Emil Ludwig.


Kerner Platz
Nördlich des Kärtner Platzes und des Käthe-Bauer-Wegs in Laim befindet sich eine kleine Grünanlage: der Kernerplatz.

Lautensackstraße
Seit 1904 erinnert die Lautensackstraße an den Radierer und Kupferstecher Hanns Lautensack (um 1520 – um 1565).
Josef Karl Nerud (1900 – 1982), der sich als Glasmaler ausbilden ließ und dann an der Akademie der Bildenden Künste studierte, bemalte in den Fünfzigerjahren zahlreiche Fassaden in München, darunter auch die der Wohnhäuser mit den Adressen Agnes-Bernauer-Straße 4d und Schäufeleinstraße 2 an der Lautensackstraße.
Josef Karl Nerud: Fassadenmalerei (Fotos: Juli 2025)
Mathunistraße
Eine Urkunde aus dem Jahr 1045 ‒ in der Laim erstmals erwähnt wird ‒ besiegelt einen Grundstückstausch. Dabei handelte für den Freisinger Bischof Nitker ein Beauftragter namens Mathuni. Nach ihm wurde 1901 die Mathunistraße in Laim benannt.
Paul-Gerhardt-Kirche
1953 gewann der Architekt Johannes Ludwig (1904 – 1996) mit seinen Plänen für den Neubau der Paul-Gerhardt-Kirche in Laim einen Wettbewerb und erhielt dann auch den Auftrag für die Realisierung. Den Grundstein legte man 1955; eingeweiht wurde die Kirche im Jahr darauf. Die Nebengebäude entstanden erst in den Sechzigerjahren – ebenfalls nach dem Gesamtplan von Johannes Ludwig. Seit 2001 steht dieser exemplarische Nachkriegsbau unter Denkmalschutz. Weil der Kircheneingang damals nur über eine Freitreppe zu erreichen war, baute man 2007 einen Aufzug an.
Vor der Altarwand hängt ein von dem Bildhauer Robert Lippl* (1908 – 2009) gestaltetes knapp fünf Meter hohes silbernes Triumphkreuz. Die beiden Wandteppiche an der Altarwand (links: Ostern, rechts: Pfingsten) wurden 1981 von Gisela Fichtner und Raimund Haas gestaltet.
2011 bis 2014 erfolgte eine umfassende Sanierung des Bauwerks, das 2013 sogar vorübergehend wegen Einsturzgefahr geschlossen werden musste.
*) Mehr zu Robert Lippl im Album über Kunst im öffentlichen Raum




Neufriedenheim
1928 bis 1930 baute die »Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG« (GEWOFAG) zwischen Ammersee- und Inderstorferstraße, Fürstenrieder Straße, Käpfl- und Joergstraße nach Plänen des Architekten Bruno Biehler (1884 – 1966) eine Reihenhaus Siedlung, die den Namen Friedenheim bekam, aber zumindest inoffiziell nach der von 1891 bis 1941 an der Fürstenrieder Straße betriebenen Nervenheilanstalt Neufriedenheim benannt wurde. Die 1934 für die Siedlung Neufriedenheim gebaute Kirche »Namen Jesu« wurde 1971 bis auf den Kirchturm abgerissen und durch einen vom Architekten Hans Schedl entworfenen Neubau ersetzt. (Die Kirche ist laut Aushang nur zugängig, wenn eine Messe stattfindet.) Inzwischen stehen einige Bereiche der Siedlung unter Denkmalschutz.



Vierstöckige Wohngebäudezeilen schirmen die flachen Reihenhäuser der Siedlung Neufriedenheim vor dem Verkehrslärm der Fürstenrieder Straße ab. An der 1929 nach Plänen des Architekten Roderich Fick (1886 – 1955) errichteten Häuserzeile Fürstenrieder Straße 134 – 152 fallen skulptierte Schlusssteine über den Haustüren auf. Geschaffen wurden sie vom Jugendstil-Bildhauer Fritz Schmoll genannt Eisenwerth (1883 – 1963).
Peterlbrunnen
Die Dichterin und Schriftstellerin, Zeichnerin und Bildhauerin Ruth Schaumann (1899 – 1975) schuf 1929 die Bronzefigur für den im Jahr danach an der Stürzerstraße in der Siedlung Neufriedenheim enthüllten Peterlbrunnen.
*) Mehr zu Ruth Schaumann im Album über Brunnen



Brunnen »Mutter mit Kindern«
Der deutsch-niederländische Bildhauer Emil Epple* (1877 – 1948) gestaltete 1931 den Brunnen »Mutter mit Kindern«, der seither an der Ecke Reindl-/Saherrstraße in der Siedlung Neufriedenheim zu finden ist.
*) Mehr zu Emil Epple im Album über Brunnen
Emil Epple: Brunnen »Mutter mit Kindern« (Fotos: Juni 2025)
Riegerhofweg
Der Riegerhofweg trägt seit 1962 den Namen eines alten Gehöfts in Laim.
Ballauf-Villa
1898 ließ sich Franz Xaver Ballauf auf damals freiem Feld in Laim von dem Architekten Franz Rank eine Villa bauen, die dann auch nach ihm benannt wurde. Adresse: Riegerhofweg 8.

Sandrartstraße
Seit 1904 erinnert die Sandrartstraße in Laim an den 1653 geadelten Maler, Kupferstecher und Kunsthistoriker Joachim von Sandrart (1606 – 1688). In der Ruhmeshalle steht eine Büste von ihm.
Die Straßenfront einer Zeile von Mietshäusern in der Sandrartstraße ist abwechselnd mit Hirsch- und Wildschweinköpfen verziert.

Schäufeleinstraße
Die Schäufeleinstraße in Laim erinnert seit 1924 an den Maler und Grafiker, Buchillustrator und Holzschneider Hans Schäufelein, dessen Künstlerzeichen eine Schaufel war. 1503 bis 1507 war er in Albrecht Dürers Werkstatt in Nürnberg tätig, 1507/08 bei Hans Holbein d. Ä. in Augsburg. Ab 1515 lebte Hans Schäufelein als Stadtmaler in Nördlingen. Dort starb er zwischen 1538 und 1540 im Alter von etwa 55 Jahren.
Klaus Behr: Kunst im öffentlichen Raum
In der Schäufeleinstraße gibt es drei Kunstwerke des Bildhauers Klaus Behr (*1952) im öffentlichen Raum zu entdecken: zwei Tierfiguren (Hausnummer 18) und eine 2009 geschaffene Metallplatte mit dem Titel »Die Schöne« an der Kreuzung Mitterhoferstraße.
Auf seiner Website schreibt Klaus Behr: »Die Entwicklung meiner Arbeiten beruht auf der vitalen Gegensätzlichkeit und der Dynamik von Masse und Leere, Innen- und Außenvolumen, positiven und negativen Formen.«

Klaus Behr: Gorilla, Nilpferd (Fotos: Juli 2025)
Fassadenschmuck
Reliefs mit Musik spielenden und tanzenden Figuren schmücken die Fassaden der benachbarten Wohnhäuser Schäufeleinstraße 33 und 35.


Siglstraße
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) mussten die Münchner 1632 wegen ausstehender Zahlungen an den schwedischen König Gustav II. Adolf 42 Geiseln stellen. Unter ihnen war der Franziskaner Franz Sigl (um 1600 – 1679), nach dem die Siglstraße in Laim 1928 benannt wurde.
Nach einem Entwurf des Architekten Sep Ruf* (1908 – 1982) wurde 1952/53 die Kirche »Zu den heiligen zwölf Aposteln« zwischen der Siglstraße und der Schrobenhausener Straße errichtet. Leider fanden wir sie verschlossen vor, und über die Kunstwerke ist mir nichts weiter bekannt.
*) Mehr zu Sep Ruf im Album über Architekten

Kirche »Zu den heiligen zwölf Aposteln«: Kunst auf dem Vorplatz (Fotos: Juli 2025)
Stegener Weg
Der parallel zur Ammerseestraße verlaufende Stegener Weg in Laim wurde 1972 nach einem Ortsteil der Gemeinde Inning am Ammersee benannt.
Im Mai 2024 begannen die Bauarbeiten für die 8,4 Kilometer lange Tram-Westtangente von der Aidenbachstraße zum Romanplatz, die 2029/30 in Betrieb genommen werden soll. Seither befindet sich das 2019 von Martin Blumöhr bunt bemalte Pumpenhaus der Autobahnmeisterei (A96) am Stegener Weg hinter einem Zaun der Großbaustelle entlang der Fürstenrieder Straße.

Gerhard Laub und Norbert Winkler haben 2024 auf eigene Kosten einen unentgeltlich ausgelegten »Kunstführer München Laim« mit »drei Touren durch unseren Stadtbezirk« herausgebracht, der auch im Lesesaal der Monacensia verfügbar ist.