München: Angerviertel

Beim Angerviertel in München handelt es sich um das südöstliche Viertel der Altstadt. An der Sendlinger Straße grenzt es ans Hackenviertel, im Tal ans Graggenauer Viertel und im Süden reicht es bis zur Müller- bzw. Rumfordstraße.

München Stadtbezirk 1 Altstadt-Lehel
München, Stadtbezirk 1: Altstadt-Lehel
München Stadtbezirk 1 Altstadt-Lehel Angerviertel
München: Stadtbezirk Altstadt-Lehel, Angerviertel

Alter Peter

Die Kirche

Eine gotische Basilika ersetzte Ende des 13. Jahrhunderts die ursprüngliche romanische Kirche auf dem Petersbergl in München. Nach einem Großbrand im Februar 1317 wurde das Langhaus verbreitert, und zwischen den dadurch ins Innere verlegten Stützpfeilern entstanden von Patriziern gestiftete Seitenkapellen. Zwischen den Ruinen der beiden Türme baute man 1379 bis 1386 einen neuen Turm – der nach einem Blitzeinschlag 1607 eine neue Bekrönung erhielt.

Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche im spätbarocken Stil umgestaltet. Nach dem Vorbild von Berninis Cathedra Petri im römischen Petersdom entwarf Nikolaus Gottfried Stuber einen neuen Hochaltar und realisierte den Plan 1730 bis 1734 mit Johann Georg Greiff und Egid Quirin Asam. Ignaz Anton Gunetzrhainer wölbte den Chor neu ein, und Nikolaus Gottfried Stuber malte ihn aus. Fresken und Stuck im Langhaus stammen von Johann Baptist Zimmermann.

Der Petersfriedhof wurde 1777 aufgelassen. Einige Grabplatten sind noch an der Außenwand der Kirche zu sehen.

1844 entdeckte man einen St.-Martins-Altar, eine Stiftung der Familie Schrenck aus der Zeit um 1400 (Schrenck-Altar). Das ist heute der älteste erhaltene Altar in München und der einzige noch existierende Sandsteinaltar der Gotik in der Stadt.

Angerviertel München:  Schrenck-Altar im Alten Peter
Schrenck-Altar hinter geschlossenem Gitter (Fotos: Oktober 2024)

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die Ruine der zerstörten Kirche im Angerviertel gesprengt werden, aber 1946 bis 1954 baute man die älteste Kirche Münchens dann doch wieder auf. Die Rekonstruktion des Inneren dauerte bis 2000, als Hermenegild Peiker die Deckenfresken erneuerte.

Angerviertel München: Alter Peter
Bei einer Chor- und Konzertprobe im Alten Peter (Fotos: 19. Oktober 2024)

Aussicht vom Alten Peter

Der »Alte Peter« ist 92 Meter hoch. Von der über 306 Treppenstufen erreichbaren Aussichtsplattform in 57 Meter Höhe hat man einen unvergleichlichen Blick auf München.

Aussicht vom Alten Peter: Dom
Aussicht vom Alten Peter: Dom

Aussicht vom Alten Peter: Frauenkirche (Fotos: vor 1985)

Blumenstraße

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt die Blumenstraße im Angerviertel der Münchner Altstadt ihren Namen nach einem damals seit 1843 bestehenden Markt, auf dem von März bis Oktober Blumen angeboten wurden.

Schrannenhalle

1851 bis 1853 errichtete der Architekt Franz Karl Muffat (1797 – 1868) die zunächst an allen Seiten offene 430 Meter lange Schrannenhalle (Maximilians-Getreide-Halle), damit der Getreidemarkt vom heutigen Marienplatz (damals: Schrannenplatz) dorthin verlegt werden konnte. Es handelte sich um das erste Eisenbauwerk in München und galt als technische Meisterleistung. 1871 wurden Seitenwände aus Glas eingezogen. Nachdem der Getreidegroßhandel 1912 vom Angerviertel in die neue Großmarkthalle am Südbahnhof verlegt worden war, demontierte man bis 1927 Teile der Schrannenhalle, und 1932 zerstörte ein Feuer weitere Bereiche. Danach stand nur noch der nördliche Kopfbau, in dem billiges Fleisch verkauft wurde (Freibank).

1978 entdeckte der Architekt und Stadthistoriker Volker Hütsch, dass die Stadtwerke München noch über einen 110 Meter langen Bauteil der ehemaligen Schrannenhalle verfügten. Im Sommer 2003 begann der Wiederaufbau am ursprünglichen Platz im Angerviertel, und am 5. September 2005 wurde die Schranne als Halle für mehrere kleine Geschäfte und gastronomische Betriebe neu eröffnet. Die Betreibergesellschaft musste 2009 Insolvenz anmelden. Die Neueröffnung erfolgte am 13. Oktober 2011.

Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt

Am Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt in der Blumenstraße 7 gibt es einiges an Streetart zu sehen. Die Stencils und der »Wunstkunst«-Automat an der Mauer Ecke Blumen-/Corneliusstraße am Rand des Angerviertels stammen von dem Hamburger Tona. Bemalt sind außerdem Fassaden des Bürgerhauses.

Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt: Streetart
Bürgerhaus Glockenbachwerkstatt: Streetart

Cobi Reiser: Mosaik

Wo sich heute die Lokalbaukommission bzw. das Referat für Stadtplanung und Bauordnung befindet (Blumenstraße 19), hatten ursprünglich die Wasserwerke Büros. Davon zeugt noch das von Benjamin Jakob (»Cobi«) Reiser (1902 ‒ 1992) geschaffene Mosaik im Foyer des Eingangs an der Müllerstraße: eine unter einem Regenbogen stehende Nymphe gießt Wasser aus einer Amphore, das vom Gebirge das München fließt.

Angerviertel München: Mosaik von Cobi Reiser

Angerkloster

1221 übernahm der Franziskaner Castmus eine dem Apostel Jakobus geweihte Kapelle an der Münchner Stadtmauer und gründete dort einen Konvent. Nachdem dieser 1284 auf ein Gelände nördlich des → Alten Hofs verlegt worden war, richteten sich die Klarissen in St. Jakob am Anger ein.

Die Gebäude des Angerklosters einschließlich der nach einem Einsturz zu Beginn des 15. Jahrhunderts wieder aufgebauten und um 1600 im Stil der Renaissance restaurierten Kirche sollten nach der Säkularisierung 1804 zunächst abgerissen werden, aber König Ludwig I. sorgte dafür, dass die Gebäude 1843 Karolina Gerhardinger (1797 – 1879; Ordensname: Maria Theresia von Jesus) zur Verfügung gestellt wurden, der Gründerin der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Die Oberin reiste 1847 erstmals in die USA und bereitete dort Schulgründungen vor.

Ein Luftangriff im Dezember 1944 zerstörte das Angerkloster. Nach Plänen von Friedrich Haindl baute man die Kirche 1955 bis 1957 neu auf. Es blieb der einzige vollständige Kirchenneubau in der Münchner Altstadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist St. Jakob am Anger das älteste, noch existierende Kloster der Stadt.

Beim Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger (Blumenstraße 26) handelt es sich um ein Mädchengymnasium in der Trägerschaft der Ordensgemeinschaft Arme Schulschwestern von Unserer Lieben Frau.

Städtisches Hochhaus

1921 genehmigte der Münchner Stadtrat den Bau von Hochhäusern, die allerdings nicht höher als 99 Meter sein durften, um den Dom nicht zu überragen. 1927 bis 1929 wurde dann auf dem Areal des 1807 bzw. 1869 abgerissenen Angertors das erste, 45.5 Meter hohe, zwölfstöckige Hochhaus für die technischen Abteilungen der Stadtverwaltung errichtet. Die Entwürfe für das Technische Rathaus stammten von Hermann Leitenstorfer (1886 – 1972), der 1919 bei einem Wettbewerb den ersten Preis gewonnen hatte. Es handelt sich um eine Stahlskelett-Konstruktion mit Backsteinverblendung. Nachdem das Technische Rathaus 2000 nach → Berg am Laim gezogen war, übernahm das Stadtplanungs- und Baureferat die Räume im Angerviertel. Bis heute ist im Städtischen Hochhaus in der Blumenstraße 28 ein Paternoster-Aufzug in Betrieb.

Christopher Street Day

Der Christopher Street Day erinnert an den ersten bekannt gewordenen Aufstand von sexuellen Minderheiten gegen ebenso willkürliche wie schikanöse Razzien der Polizei am 28. Juni 1969 in der Christopher Street im New Yorker Stadtviertel Greenwich Village (Stonewall-Aufstand). Heute demonstriert die LSBT*Q-Community am Christopher Street Day gemeinsam mit breiten Teilen der Bevölkerung gegen Diskriminierung, für Vielfalt und Gleichberechtigung.

Im Rahmen der »Christopher Street Day Pride Weeks« in München vom 8. bis 23. Juni 2024 fand unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Dieter Reiter am 22. Juni eine Parade vom Mariahilf- bis zum Karolinenplatz statt.

Christopher Street Day im Angerviertel
Christopher Street Day in der Blumenstraße nahe St. Willibrord (Foto: 22. Juni 2024)

Album über den Christopher Street Day (privat)

Fürstenfelder Straße

Herzog Ludwig II., der Strenge, stiftete 1263 die Zisterzienserabtei Fürstenfeld bei Fürstenfeldbruck als Sühne für die unrechtmäßige Hinrichtung seiner ersten Frau Maria von Brabant. Darauf bezieht sich der Straßenname.

Gegenüber dem Ruffinihaus, in der Fürstenfelder Straße 13, steht ein spätbarockes, um 1730/40 errichtetes Gebäude. Wer es baute, ist nicht bekannt.

Angerviertel München: Fassade Fürstenfelder Straße 13
Fürstenfelder Straße 13 (Foto: April 2023)

Heilig-Geist-Kirche

Herzog Ludwig I. der Kelheimer stiftete 1208 außerhalb des Talburgtors ein Spital. Die zugleich gebaute romanische Katharinenkapelle des Spitals wurde 1250 in einem Schutzbrief des Papstes als »ecclesia sancti spiritus de Monacho« bezeichnet (Heilig-Geist-Kirche von München) und 1271 zur dritten Pfarrkirche der Stadt. Nachdem Spital und Kirche 1327 durch einen Stadtbrand zerstört worden waren, entstand bis 1392 ein gotischer Neubau, den Johann Georg Ettenhofer, Cosmas Damian Asam und Egid Quirin Asam in den Zwanzigerjahren des 18. Jahrhunderts barockisierten. Die 1724 bis 1730 gestaltete Barockfassade blieb auch im Zweiten Weltkrieg unzerstört.

Nach der Säkularisation (1806) riss man das Spital im Angerviertel ab, um Platz für den Viktualienmarkt zu schaffen. Luftangriffe verwüsteten 1944/45 die Heilig-Geist-Kirche. Der Wiederaufbau begann 1946, und die barocke Turmhaube aus dem Jahr 1729 wurde 1957/58 rekonstruiert.

Hl.-Geist-Kirche, Viktualienmarkt, München
Heiig-Geist-Kirche (Foto: Juni 2024)

Der Bildhauer Johann Georg Greiff und der Steinmetz Antonio Matteo schufen 1728 bis 1730 den Hochaltar aus Marmor und Holz nach einem Entwurf von Nikolaus Gottfried Stuber. Das Gemälde »Die Ausgießung des Heiligen Geistes« (1644) von Ulrich Loth aus dem alten Hochaltar wurde übernommen. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigten Teile konnten 1952/53 weitgehend original wiederhergestellt werden.

Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Barock-Kanzel wurde 1953 bis 1957 durch eine neue ersetzt.

Die Deckenfresken im Mittelschiff malte Cosmas Damian Asam 1724 bis 1730, und Ludwig Glötzle schuf die Fresken im 1885 bis 1888 nach Westen verlängerten Langhaus. Karl Manninger kopierte 1971 bis 1975 bzw. 1990 die im Krieg beschädigten Mittelschifffresken.

Heilig-Geist-Kirche München
Heilig-Geist-Kirche (Foto: 2015)

In der Heilig-Geist-Kirche war bereits im Winter 2013/14 die Installation »Les Colombes« des Münchner Künstlers Michael Pendry (*1974) zu sehen. Danach wurden die 2000 Origami-Friedenstauben in verschiedenen Ländern gezeigt, und vom 5. Juli bis Ende Oktober befanden sie sich erneut in der Heilig-Geist-Kirche. Ende 2004 sollte »Les Colombes« dann zum zweiten Mal in die deutsche Benediktinerabtei auf dem Berg Zion in Jerusalem gebracht werden – und dem Land Frieden bringen. (Von Michael Pendry stammte auch die Installation »Heart Number One« in der → Herz-Jesu-Kirche.)

Heilig-Geist-Kirche München: Les Colombes
Heilig-Geist-Kirche: München Les Colombes

Das durch Salzhandel reich gewordene Ehepaar Heilwig und Burkhard Wadler gründete 1318 eine der ersten weltlichen Stiftungen in München, die »Wadler-Spende« zur Armenspeisung. Die erfolgte wöchentlich im Heilig-Geist-Spital, aber einmal im Jahr verteilte dann auch ein Reiter Brezn auf der Straße – bis 1801, als dem Breznreiter die Brezn ausgingen und er deshalb von den Zukurzgekommenen verprügelt wurde. Cosmas Damian Asam malte 1727 einen Breznreiter ins Deckenfresko der Heilig-Geist-Kirche.

Heiliggeiststraße

Das Gebäude an der Ecke Heiliggeiststraße / Dreifaltigkeitsplatz / Viktualienmarkt (Heiliggeiststraße 6) wurde 1897 von Heilmann & Littmann nach Plänen des Architekten Ludwig Marckert (1850 – 1904) als Mietshaus im Stil der deutschen Renaissance errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute man das stark beschädigte Haus wieder auf, und 1978 richtete sich dort ein Hotel ein.

Isartor

Der rund 40 Meter hohe Torturm auf der Ost-West-Achse von München, die seit der Zerstörung der Föhringer Brücke durch Heinrich den Löwen 1158 einen Teil der Salzstraße bildete, entstand 1285 bis 1337 als letztes Stadttor der zweiten Stadtmauer. Die Barbakane wurde erst später hinzugefügt. Anfang des 19. Jahrhunderts beschloss der Magistrat der Stadt München den Abriss des Isartors, aber König Ludwig I. beauftragte Friedrich von Gärtner 1833 mit der Wiederherstellung. Bernhard von Neher schuf 1835 das Fresko, das den Triumphzug Ludwigs des Bayern nach seinem Sieg über den Habsburger Friedrich den Schönen 1322 bei Mühldorf zeigt.

Fresko am Isartor in München
Fresken am Isartor in München
Fresken am Isartor: Triumphzug Ludwigs des Bayern / Kreuzigungsgruppe (Fotos: April 2023 / Januar 2024)

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Isartor schwer beschädigt. Eine notdürftige Sicherung der Bausubstanz erfolgte 1946 bis 1957. Erst 1971/72 wurde das Isartor saniert, das heute den östlichen Abschluss des Straßenzugs »Tal« bildet. Die Münchner Künstlerin Petra Perle, die von Anfang 2004 bis Ende 2012 Wirtin des Turmstüberls war, stiftete im Jahr 2005 für den mittleren Turm eine Uhr, deren Zeiger vor einem spiegelverkehrten Zifferblatt auf der Westseite verkehrt herum laufen.

Das Isartor steht auf der Grenze zwischen dem Angerviertel und dem → Graggenauer Viertel der Münchner Altstadt.

Valentin-Karlstadt-Musäum

1959 gründete der Münchner Künstler und Kunstmanager Hannes König (1908 – 1989) das »Valentin-Musäum« im Südturm des Isartors. Das Liesl-Karlstadt-Kabinett kam 2001 dazu, und im Nordturm des Isartors gab es ab 2007 eine Dauerausstellung über bayrische Volkssängerinnen und -sänger: »An jedem Eck a Gaudi«. 2018 wurde das bis dahin privat getragene »Valentin-Karlstadt-Musäum« städtisch. Am 7. Oktober 2024 schloss es für eineinhalb Jahre, denn vor allem aus Brandschutzgründen stehen Umbauten an.

Album über das Valentin-Karlstadt-Musäum (privat)

Isartorplatz

Der Isartorplatz teilt sich in einen Bereich außerhalb des Altstadtrings und eine zum Angerviertel gehörende Grünfläche zwischen Westenriederstraße, Isartor, Frauenstraße und Zwingerstraße.

»Öffentliche Rose«

Auf der Grünfläche im Angerviertel steht eine 3,25 Meter hohe Eisenskulptur mit dem Titel »Öffentliche Rose«. Der Bildhauer Rolf Szymanski (1928 ‒ 2013) hat sie 1971 geschaffen. Gestiftet wurde sie von dem Unternehmer und Kunstsammler Theo Wormland (1907 – 1983), dem Gründer der Theo Wormland-Stiftung in München.

Angerviertel München: Öffentliche Rose am Isasrtorplatz
»Öffentliche Rose« (Foto: 2024)

Müllerstraße

Weil früher an den (inzwischen trockengelegten) Bächen dort mehrere Mühlen standen, erhielt die Müllerstraße spätestens 1826 ihren Namen. Sie trennt die Stadtbezirke Altstadt-Lehel und Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.

Das Jugendstil-Gebäude in der Müllerstraße 56 wurde 1907/08 von dem Architekten August Zeh (1874 – 1929) und seinem als Bauunternehmer tätigen Vater Carl errichtet. An der Nordwestfassade des Hauses gestaltete der in Regensburg geborene, inzwischen in Wien lebende Künstler Emanuel Jesse (*1981) im Sommer 2024 ein Mural, das Jugendstilelemente einbezieht.

Oberanger

Bei »Oberanger« handelt es sich um eine mittelalterliche Flurbezeichnung für die Felder jenseits der südlichen Stadtmauer.

Angerhof

Am Oberanger befindet sich der Zugang zum Angerhof in einem 2005 bis 2009 nach Plänen der Architekten Otto Steidle und Johann Spengler errichteten Gebäude-Ensemble. Dort steht die 2008 von Christopher Klein für die Linde AG gestaltete, von der Sandmeir Stahlbau GmbH in Rain am Lech hergestellte Edelstahl-Skulptur »Airborne« mit einem Durchmesser von 6,40 Metern.

»Mädchen auf Schildkröte«

Der von Jean Henninger (1916 – 1994) entworfene, von der Kunstgießerei Engelschalk in Maisach angefertigte und 1971 eingeweihte Brunnen mit der Bronzeskulptur »Mädchen auf Schildkröte« steht nahe der Einmündung der Singspielerstraße in den Oberanger.

Denkmal für Kurt Eisner

Angerviertel München: Denkmal für Kurt Eisner

Denkmal für Kurt Eisner (Foto: Mai 2024)

2008 beschloss der Stadtrat, ein Denkmal für Kurt Eisner (1867 – 1919) aufzustellen. Den entsprechenden Wettbewerb gewann Rotraut Fischer mit einer 2011 am Oberanger installierten begehbaren Raumskulptur aus Grünglaselementen.

Rindermarkt

Ein früher als Viehmarkt genutzter Straßenzug trägt den Namen Rindermarkt. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rindermarkt zum Platz erweitert. Am nördlichen Ende des Rindermarkts mit der Hausnummer 1 befindet sich der → Alte Peter.

Löwenturm

Beim Löwenturm am Rindermarkt handelt es sich um ein 23 Meter hohes Rohbackstein-Bauwerk, über dessen Entstehung und ursprüngliche Funktion im 14. Jahrhundert kein gesichertes Wissen existiert. Ein Schild behauptet, es handele sich um den »legendären Rest der Stadtmauer«, aber eine Wehranlage war er Löwenturm gewiss nicht, sondern wahrscheinlich ein Wohnturm. Die neugotischen Zinnen hat er erst seit 1896. Obwohl der Löwenturm sieben Stockwerke aufweist, gibt es kein Treppenhaus; der Zugang war nur über benachbarte Gebäude möglich gewesen, die wegen der Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg abgerissen werden mussten. Im Inneren sind ein neugotisches Kreuzrippengewölbe und Fresken aus dem 15. Jahrhundert zu sehen. 2006/07 sanierte man den Löwenturm.

Löwenturm München Rindermarkt
Löwenturm (Foto: September 2023)

Rindermarkt-Brunnen

Am Rindermarkt steht ein 1964 von dem Münchener Bildhauer Josef Henselmann gestalteter und von dem Unternehmer Günter Henle gestifteter Brunnen aus Tessiner Macchia-Gneis mit einer Rindergruppe aus Bronze und der Steinskulptur eines Hirten.

Rindermarkt-Brunnen in München
Rindermarkt-Brunnen in München
Rindermarkt-Brunnen in München

Rindermarkt-Brunnen (Fotos: Oktober 2024)

Ruffinihaus

Im Zuge einer Stadterweiterung kaufte die Stadt München 1898 ein Grundstück an der Hangkante des historischen Stadtgrabens der ersten mittelalterlichen Stadtbefestigung mit mehreren Ladengeschäften. Gabriel von Seidl setzte sich bei einem Architekten-Wettbewerb mit seinen Entwürfen für eine neue Blockbebauung gegen die Idee eines großen Warenhauses durch. 1903 bis 1905 wurde der Komplex aus drei Häusern um einen dreieckigen Innenhof errichtet. Benannt ist er nach dem 1808 abgerissenen Ruffiniturm (nach Johann Baptista Ruffini) der ersten Münchner Stadtbefestigung, dem ursprünglichen Sendlinger Tor.

Erwin Schleich baute das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Ruffinihaus 1954/55 wieder auf und leitete 1973 eine Renovierung. 2018/19 wurde das Gebäude umfassend modernisiert.

Rosenstraße

Warum die Rosenstraße so heißt, ist unklar. Es könnte sein, dass der Straßenname auf ein als »Rosa mystica« bezeichnetes Marienbild des 18. Jahrhunderts an einer Hausfassade am »Roseneck« im Süden der Straße zurückgeht.

»Blasius, der Spaziergänger«

Siegfried (»Sigi«) Sommer wurde 1914 als Sohn eines Möbelpolierers in München geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Elektrotechniker, machte sich dann aber mit seiner vom 2. Dezember 1949 bis 2. Januar 1987 veröffentlichten und von Ernst Hürlimann illustrierten Lokalkolumne »Blasius, der Spaziergänger« einen Namen. 1954 erschien sein Roman »Und keiner weint mir nach«. Nach seinem Tod am 25. Januar 1996 stiftete der Verlag R. S. Schulz eine Bronzestatue, die von dem Bildhauer Max Wagner gestaltet und am 28. Juli 1998 in der Rosenstraße enthüllt wurde.

Die Anfang 2023 abgebaute und eingelagerte Statue von Sigi Sommer steht seit Juli 2024 am Anfang der Sendlinger Straße.

Sigi Sommer: Brief
Brief vom 24. August 1964

Roßmarkt

Der Roßmarkt erhielt seinen Namen 1957 nach einem Markt, der dort bis ins 15. Jahrhundert stattfand.

Anstelle des Hauptfeuerwehrhauses der Stadt München aus dem Jahr 1795 am → Sankt-Jakobs-Platz errichtete Robert Rehlen 1902 bis 1904 nach Entwürfen von Carl Hocheder das bis heute betriebene Hauptfeuerhaus im Stil der Neurenaissance am Roßmarkt. Davor, in der Blumenstraße, entstand 1911 eine Saalkirche, die seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 vom hl. Georg auf den heiligen Willibrord umgewidmet wurde.

Der spanische Künstler ESCIF malte im Frühjahr 2022 das Mural am Münchner Roßmarkt. Das vom Wild- zum Nutztier mutierte Pferd versteht er hier als Sinnbild des Menschen, der sich anpasst und seine Freiheit freiwillig oder unter Zwang einschränkt.

Rossmarkt München CLICK REFRESH
Roßmarkt (Foto: Mai 2024)

Zur Erinnerung an den früheren Pferdemarkt im Angerviertel gestaltete der Bildhauer Claus Nageler (1943 – 2017) zwei Bronzepferde, die seit 1982 an der Ecke Roßmarkt / Oberanger stehen.

Sankt-Jakobs-Platz

Der Sankt-Jakobs-Platz wurde nach dem ältesten noch bestehenden Kloster Münchens benannt: St. Jakob am Anger (→ Angerkloster). Bis ins 19. Jahrhundert gab es dort einen Markt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte man den verwüsteten Sankt-Jakobs-Platz jahrzehntelang als Parkplatz. Im Einvernehmen mit der Israelitischen Kultusgemeinde beschloss der Stadtrat 1998, dort ein Jüdisches Museum zu gründen. 2007/08 entstand schließlich ein Ort der Begegnung: ein jüdisches Zentrum mit der Synagoge Ohel Jakob und dem Jüdischen Museum.

ORAG-Haus

Anstelle eines Gighanbades wurde um 1900 am Sankt-Jakobs-Platz im Angerviertel ein Geschäftshaus errichtet, das die Schneidergenossenschaft ORAG 1929 übernahm. Das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Gebäude wurde später wieder aufgebaut. 1976 zeichnete die Stadt München die renovierte Fassade des ORAG-Hauses aus.

ORAG-Haus in München
ORAG-Haus in München

ORAG-Haus (Fotos: Februar 2024)

Klangsteine

In einer schmalen Gasse zwischen Oberanger und Sankt-Jakobs-Platz hat Andrea Schmeing-Häusler fünf »Klangsteine« aus Bronze installiert, deren Betreten in einem Hohlraum darunter eine von fünf zwischen 40 und 94 kg schweren Glocken erklingen lässt. (Versuche am 23. Mai 2024 blieben allerdings erfolglos.)

Angerviertel München: Klangsteine
Klangsteine (Foto: Mai 2024)

Stadtmuseum München

Der Stadtarchivar Ernst von Destouches (1843 – 1916) gründete 1888 das Stadtmuseum München im 1500 von Lukas Rottaler gebauten ehemaligen Zeughaus am Sankt-Jakobs-Platz im Angerviertel. Im 20. Jahrhundert wurde das Museum um den Grässeltrakt (1926–28), den Leitentorfertrakt (1930/31) und den Gsaengertrakt (1959–64) erweitert. Außerdem kamen 1977 das einstige Wohn- und Atelierhaus des Münchner Rokoko-Bildhauers Ignaz Günther und der Nachbau des mittelalterlichen Marstalls dazu. In der Dauerausstellung »Typisch München!« thematisierte das größte kommunale Museum Deutschlands die Geschichte Münchens und versuchte, die Eigenheiten der Stadt und ihrer Bewohner zu veranschaulichen.

Während Gustav Gsaenger das Stadtmuseum um einen Trakt erweiterte, gestaltete seine Tochter Angela Gsaenger (1929 – 2011) an der Ecke Rindermarkt, Rosental, Oberanger ein vier Stockwerke hohes Mosaik mit einer Stadtansicht Münchens.

Wegen der seit 1999 geplanten Generalsanierung bleibt das Stadtmuseum von November 2023 bis voraussichtlich 2031 geschlossen.

Album übers Stadtmuseum München (privat)

Fragmente vom Siegestor

Außerhalb des Stadtmuseums, in der Nieserstraße, wurde 1995 nach Plänen von Gabriele Henkel ein Lapidarium für Fragmente vom → Siegestor aufgestellt, für die 1956, bei der Instandsetzung des 1944 zerstörten Bauwerks, kein Platz mehr war. Das Medaillon wurde um 1840 von dem Künstler Martin von Wagner (1777 – 1858) gestaltet.

Fragment vom Siegestor
Medaillon vom Siegestor (Foto: 2024)

Synagoge Ohel Jakob

Am 9. November 2003 – auf den Tag genau 65 Jahre nach der Zerstörung der Münchner Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße – wurde der Grundstein für den Neubau am Sankt-Jakobs-Platz im Angerviertel gelegt. Ein für den Festakt geplanter Sprengstoffanschlag konnte verhindert werden. 2006 fand die Einweihung der neuen, von dem Saarbrückener Architektenbüro Wandel, Hoefer und Lorch gestalteten Synagoge Ohel Jakob (Zelt Jakobs) statt. Der massive Unterbau und der leichte Aufsatz stehen für Stabilität und Fragilität, Tempel und Zelt. Verkleidet ist das kubische Gebäude mit Travertin-Platten von der Schwäbischen Alb. Übrigens betritt man die Synagoge nicht durch das sechs Meter hohe Hauptportal. Der Zugang erfolgt stattdessen über einen 32 Meter langen Tunnel – einen »Gang der Erinnerung« – vom Jüdischen Gemeindezentrum aus.

Jüdisches Museum München

Das von den Saarbrücker Architekten Wandel, Hoefer und Lorch gebaute und vom Münchner Kulturreferat getragene Jüdische Museum München wurde am 22. März 2007 am Sankt-Jakob-Platz im Angerviertel eröffnet. Im Untergeschoss befindet sich die Dauerausstellung »Stimmen-Orte-Zeiten«. In den oberen Etagen werden Sonderausstellungen präsentiert.

Ausstellungsraum im Jüdischen Museum
Ausstellungsraum im Jüdischen Museum München (Foto: Juni 2024)

Album übers Jüdische Museum München (privat)

Sendlinger Straße

Das Sendlinger Tor aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und die Sendlinger Straße wurden nach dem Ort Sendling außerhalb der damaligen Stadtmauer benannt. Heute verläuft die Sendlinger Straße als Fußgängerzone (seit 2019) zwischen dem Anger- und dem Hackenviertel der Altstadt, und das Sendlinger Tor befindet sich zwischen den Stadtbezirken Altstadt-Lehel und Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.

Die Architekten Eugen Hönig und Karl Söldner errichteten 1902/03 ein Jugendstil-Geschäftshaus in der Sendlinger Straße 3 und überarbeiteten 1910 vor allem die Fassade. 1964/65 und 2000/01 fanden Umbauten und Erweiterungen statt.


Das Haus an der Ecke Dultstraße / Sendlinger Straße 11 mit frühklassizistischer Putzgliederung in spätbarocker Tradition entstand um 1788 unter Einbeziehung eines noch älteren Gebäudes. Die spätbarocke Marienbüste an der Hausecke stammt aus dem Jahr 1731.

Angerviertel München: Marienbüste Sendlinger Straße 11
Sendlinger Straße 11 (Foto: 2024)

Der Architekt Hanns Atzenbeck gestaltete 1924/25 die Art-Déco-Fassade des Gebäudes Sendlinger Straße 27.

Das »Haus zum Singlspieler« (Sendlinger Straße 29) wurde 1897/98 von Jakob Baudrexel nach Fassadenplänen von Hans Grässel im Stil der Deutschen Renaissance erbaut. 1986/87 entkernte man das Gebäude. Benannt wurde wurde das »Sing(l)spielerhaus« nach dem Bierbrauer Franz Singlspieler, der ab 1673 an diesem Ort ein Bräuhaus betrieben hatte.

Angerviertel München: Singspielerhaus

Das Haus Sendlinger Straße 43 wurde 1885 von Oscar Strelin im Stil der Neurenaissance gebaut.

Angerviertel München: Sendlinger Straße 43
Sendlinger Straße 43 (Foto: Februar 2023)

Tal

Das Tal war Teil der Salzstraße und lag außerhalb der ersten mittelalterlichen Stadtmauer. Der spätestens seit dem 13. Jahrhundert gebräuchliche Straßenname bezieht sich auf die Tallage. Die nördliche Straßenseite gehört zum → Graggenauer Viertel der Altstadt, die südliche zum Angerviertel.

Der Architekt Max Ostenrieder (1870 – 1917) baute 1901/02 einen Gasthof im Tal 6 (Högerbräu) mit einer Natursteinfassade im Stil der Deutschen Renaissance. Ein Fragment davon wurde 1980 in den Neubau des kriegszerstörten Gebäudes einbezogen, das seither als Geschäftshaus genutzt wird.

Angerviertel München: Tal
Tal 6 (Foto: Oktober 2024)

Viktualienmarkt

König Max I. Joseph verfügte am 2. Mai 1807, den Münchner Stadtmarkt vom Marienplatz zu verlegen. Um Platz für den neuen Viktualienmarkt zu schaffen, mussten Häuser abgerissen werden. Feste Stände gibt es seit 1870 auf dem Viktualienmarkt.

Viktualienmarkt München
Viktualienmarkt: Blick zum Alten Rathaus
Blick vom Viktualienmarkt aufs Alte Rathaus (Foto: 2023)

Brunnen auf dem Viktualienmarkt

Zu Ehren des Münchner Komikers, Volkssängers, Autors und Filmproduzenten Karl Valentin (bürgerlich Valentin Ludwig Fey, 1882 – 1948) gestaltete der Bildhauer Ernst Andreas Rauch einen Brunnen, der 1953 von Valentins langjähriger Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt auf dem Viktualienmarkt enthüllt wurde. Liesl Karlstadt (bürgerlich: Elisabeth Wellano, 1892 – 1960) starb am 27. Juli 1960 bei einem Ausflug in den Alpen an einem Gehirnschlag. Am ersten Jahrestag ihres Todes drehte ihre Schwester den vom Bildhauer Hans Osel geschaffenen Liesl-Karlstadt-Brunnen auf.

Viktualienmarkt: Karl-Valentin-Brunnen
Viktualienmarkt: Liesl-Karlstadt-Brunnen

Karl-Valentin- und Liesl-Karlstadt-Brunnen (Fotos: 2023)

Album über das Valentin-Karlstadt-Musäum (privat)

1953 wurde der von Josef Erber gestaltete Brunnen zu Ehren des Münchner Volkssängers und -schauspielers Weiß Ferdl (Ferdinand Weißheitinger, 1883 – 1949) von seiner Witwe aufgedreht.

Marlene Neubauer-Woerner schuf 1977 den Brunnen für die Komödiantin und Schauspielerin Ida Schumacher (1894 – 1956).

Der »Roider Jackl« (Jakob Roider, 1906 – 1975) war ein bayerischer Volkssänger. Ihm zu Ehren gestaltete der Münchner Bildhauer Hans Osel (1907 – 1996) einen Brunnen, der 1977 auf dem Viktualienmarkt enthüllt wurde.

Anton Rückel entwarf die Bronzefigur der in der Blumenstraße geborenen Münchner Volksschauspielerin Elise Aulinger (1881 – 1965), und Eugen Kiesel stiftete den Brunnen, der 1977 auf dem Viktualienmarkt enthüllt wurde.

Westenrieder Straße

Die Westenriederstraße ist seit 1848 nach Ritter Lorenz von Westenrieder (1748 – 1829) benannt, einen der bedeutendsten Historiker Bayerns.

Der Architekt und Baubeamte Robert Rehlen (1859 – 1941) errichtete 1900/01 die Städtische Riemerschmid-Wirtschaftsschule im barockisierenden Jugendstil (Westenriederstraße 20).

Das Mietshaus Westenriederstraße 47 wurde 1900 im Stil der Neurenaissance gebaut.