München: Stachus

Der Stachus – auch: Karlsplatz – befindet sich zwischen der → Altstadt im Osten, der → Ludwigsvorstadt im Südwesten und der → Maxvorstadt im Nordwesten. Der nordöstliche Teil zählt zum → Kreuzviertel, der südöstliche zum → Hackenviertel.

Das ab 1302 nachweisbare westliche Stadttor, damals als Neuhauser Tor bezeichnet, erhielt im 15. Jahrhundert eine Barbakane, und davor wurde ein Rondell angelegt. Kurfürst Karl Theodor ließ die im 17. Jahrhundert auf dem Platz errichtete Bastion 1791 schleifen und den »Neuhauser-Tor-Platz« neu anlegen. Im Juli 1792 wurde das Neuhauser Tor zu Ehren des bayrischen Kurfürsten Karl Theodor in Karlstor umbenannt, aber erst fünf Jahre später genehmigte Karl Theodor die Bezeichnung »Karlsplatz«. Parallel dazu setzte sich der Name »Stachus« durch, der auf den Wirt Mathias Eustachius Föderl zurückgeht. Arnold von Zenetti restaurierte das 1857 bei einer Explosion beschädigte Karlstor 1861/62 im neugotischen Stil, und die 1796 bis 1802 errichteten Rondellbauten wurden 1899 bis 1902 von Gabriel von Seidl sowohl aufgestockt als auch umgestaltet.

Altstadt

Die östliche Hälfte des Stachus mit dem Karlstor am Ende der Neuhauser Straße gehört zum Kreuzviertel bzw. Hackenviertel der Münchner Altstadt.

»Brunnenbuberl«

Der von Mathias Gasteiger (1871 – 1934) aus Enzenauer Marmor geformte Trinkwasserbrunnen »Satyrherme mit Knabe« wurde 1892 bei der Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast gezeigt, 1895 neben dem Karlstor aufgestellt und später ein Stück weit verrückt. Die Münchner nennen die lustige Skulptur »Brunnenbuberl«.

Kragenköpfe

Die vier steinernen Kragenköpfe am Karlstor stellen Münchner Originale dar: den Musiker und Humoristen (»Hofnarr«) Georg Pranger (1745 – 1820), den Pferdehändler und Kutscher Franz Xaver Krenkl (1780 – 1860), den Boten von Liebesbriefen (»Finessensepperl«) Joseph Huber (1763 – 1829) und den Volkssänger und Kapellmeister Josef Sulzbeck (1767 – 1845).

Denkmal für Herbert Jensen

Im Hauptbogen des Karlstors befindet sich ein Denkmal für Herbert Jensen (1900 – 1968), auf dessen Anregung die Einrichtung der Fußgängerzone (Neuhauser Straße, Kaufingerstraße) rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 1972 in München zurückgeht. Die drei musizierenden Kinder hatte der Bildhauer Konrad Knoll 1866 für den → Fischbrunnen am Marienplatz modelliert. Seit der Neugestaltung des im Krieg zerstörten Brunnens 1954 durch Josef Henselmann war ein Platz für die Figuren gesucht worden.

Denkmal für Herbert Jensen
Denkmal für Herbert Jensen (Foto: 2023)

Springbrunnen und Rondell

Der Entwurf des 1972 am Stachus in Betrieb genommenen Springbrunnens mit 199 Wasserstrahlen stammt von dem Architekten Bernhard Winkler (1929 – 2024).

Stachus: Brunnen
Brunnen, Rondell (Fotos: 2014)

Die 1796 bis 1802 errichteten Rondellbauten am Stachus wurden 1899 bis 1902 von Gabriel von Seidl sowohl aufgestockt als auch umgestaltet.

Stachus: Rondell

Ludwigsvorstadt

Das südwestliche Viertel des Stachus zählt zur Ludwigsvorstadt.

Königshof

König Max I. Joseph schenkte dem Architekten Gustav Vorherr zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Grundstück, auf dem dieser ein klassizistisches Wohnhaus baute, in dem er dann einen literarischen Salon organisierte, an dem Friedrich Bodenstedt, Franz von Dingelstedt, Emanuel Geibel, Paul Heyse, Franz von Kobell, Adolf Friedrich von Schack und andere teilnahmen. 1866 wurde daraus das Hotel Bellevue, das man im Ersten Weltkrieg in Hotel Königshof umbenannte. Das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Gebäude wurde 1955 wiederaufgebaut. 2019 riss man es ab, um Platz für einen Neubau nach Plänen der spanischen Architekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano zu schaffen, und im Juni 2024 fand die Neueröffnung des Hotels am Stachus statt, das nun mit oe statt ö geschrieben wird.

Stachus: Hotel Koenigshof / Karlstor
Karlstor, Koenigshof (Foto: August 2024)

Maxvorstadt

Das nordwestliche Viertel des Stachus mit dem Justizpalast gehört zur Maxvorstadt.

Stachus: Brunnen
Stachus: Brunnen, Justizpalast (Foto: 2014)

»Autoeater«

Aus einem Fiat Panda und einem 16-Tonnen-Block Carrara-Marmor schuf das Bildhauer-Ehepaar Julia Venske und Gregor Spänle (venske & spänle) die Skulptur »Autoeater« bzw. »Mangiatore«. Das Kunstwerk stand zuerst bei Euromarble in Massa di Carrara, dann in Atlanta/Georgia, und ab 2021 vor dem → Justizpalast am Stachus. Seit Sommer 2024 zeigte es im → Kreativquartier das Ende einer Epoche an.

Unterirdisch

Der Stachus war einer der verkehrsreichsten Plätze Europas. Vor den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 entstand mit dem U- und S-Bahnhof Karlsplatz/Stachus sowie dem unterirdischen Einkaufszentrum das größte Untergrundbauwerk Europas. Der U-Bahnhof Stachus ist der tiefste des Münchner Netzes.

Stachus-Passagen

Die 2011 verwirklichten Pläne für die Sanierung bzw. den Umbau der 7500 Quadratmeter großen Stachus-Passagen stammten von dem Münchner Architekturbüro Allmann Sattler Wappner.

Stachuspassagen
Stachuspassagen (Foto: 2015)

U-Bahnhof Stachus/Karlsplatz

An den Hintergleiswänden des U-Bahnhofs Stachus sind Münchner Verkehrsmittel von der Pferdetram bis zur U-Bahn dargestellt. Volker Sander entwarf die Bilder. Ausgeführt wurden sie in Siebdruck auf Email-Paneelen.

41 der 772 Rolltreppen im MVG-Netz (Stand: Sommer 2024) befinden sich am Stachus. Die 2022 erneuerten drei parallelen Rolltreppen am Ausgang zum Lenbachplatz sind die längsten in ganz Bayern. Der Höhenunterschied beträgt 20,6 Meter, die Treppen sind 56,5 Meter lang und weisen jeweils 244 Stufen auf.

Album über U-Bahnhöfe in München