München: Isarvorstadt
Als Isarvorstadt bezeichnet man den östlichen Teil des von der Lindwurmstraße geteilten Münchner Stadtbezirks 2 ‒ Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt ‒ mit der Museumsinsel, dem Glockenbach- und dem Schlachthofviertel.


Bob-van-Benthem-Platz
Der Bob-van-Benthem-Platz an der Erhardtstraße in der Isarvorstadt wurde nach dem niederländischen Juristen Bob Johannes van Benthem (1921 – 2006) benannt, dem ersten Präsidenten des Europäischen Patentamts in München (1977 – 1985).
Europäisches Patentamt
Der Bau des Europäischen Patentamts am Bob-van-Benthem-Platz war umstritten, weil dafür 24 Wohnhäuser abgerissen werden mussten. Nach Entwürfen der Architekten Volkwin Marg und Andreas Sack wurde das Gebäude 1975 bis 1979 vom Büro Gerkan, Marg und Partner (GMP) errichtet – und inzwischen steht es unter Denkmalschutz.


An den Eingängen und in den Außenanlagen des Europäischen Patentamts München gibt es eine Reihe von Kunstwerken, u. a. die 8,5 m hohe Stahlblechplastik »Cross-Bend« von Philip King, die 14 m hohe Stahlinstallation »Chronos 10 B« von Nicolas Schöffer und Kugeln bzw. Kalotten mit bis zu 2,8 m Durchmesser von André Volten.


Boschbrücke
Die Boschbrücke in der Isarvorstadt verbindet die Museumsinsel mit dem westlichen Isarufer. Benannt wurde sie 1930 nach Johann Baptist Bosch (1873 – 1932), dem Leiter des Städtischen Tiefbauamts von 1919 bis 1932, in dessen Amtszeit 1924/25 der Bau sowohl dieser Brücke als auch der Zenneckbrücke fiel.
Das Monumentalstandbild des ehemaligen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck wurde 1931 von dem Münchner Bildhauer Fritz Behn (1878 – 1970) gestaltet und von dem Steinmetzmeister Rödl aus Rochlitzer Porphyr angefertigt. Gestiftet hatte das Denkmal der Industrielle Paul Reusch (1868 – 1956) für die Ehrenhalle des Deutschen Museums, aber Oskar von Miller wollte es dort nicht haben. Aufgestellt wurde die dreieinhalb Meter hohe Bismarck-Statue deshalb zunächst vor dem noch nicht fertiggestellten Kongresssaal, 1934 dann an der Boschbrücke.

Buttermelcherstraße
Die Bezeichnung Buttermelcherstraße, die sich seit 1815 nachweisen lässt, geht auf eine Milch- und spätere Bierwirtschaft zurück: den Buttermelchergarten.
Das 1863 von Joseph Hönig errichtete Rosipalhaus am Reichenbachplatz (Adresse: Buttermelcherstraße 2) wurde 1923 von Julius Metzger grundlegend umgestaltet.

Corneliusstraße
Die Corneliusstraße erinnert an den Maler Peter von Cornelius (1783 ‒ 1867), einen Hauptvertreter des Nazarener-Stils, der von 1825 bis 1841 die → Akademie der Bildenden Künste in München leitete. In dieser Zeit (1836 – 1840) malte er das Altarfresko »Das Jüngste Gericht« in der → Ludwigskirche.
Die Fassade des Gebäudes der Stadtwerke München in der Corneliusstraße 10 diente dem spanischen Künstler Liqen 2017 als Untergrund für eine vierteilige dystopische Szenerie: »Die Menschheit ist untergegangen, und Ungeziefer hat ihren Platz eingenommen«. Das vom Kunstverein »Positive Propaganda« initiierte Mural ist mehr als 30 Meter breit und siebeneinhalb Meter hoch.




Deutingerstraße
Die Deutingerstraße in der Münchner Isarvorstadt wurde nach dem katholischen Theologen und Kirchenrat Martin von Deutinger (1789 – 1854) benannt.
St. Maximilian in der Isarvorstadt
Die Kirche St. Maximilian wurde nach Plänen von Heinrich von Schmidt im neuromanischen Stil errichtet. In Anwesenheit des Prinzregenten Luitpold wurde 1895 der Grundstein gelegt, aber die Bauarbeiten konnten aus finanziellen Gründen erst 1898 bis 1901 stattfinden, und die Sakristei entstand noch später: 1938/39.
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg richtete man 1946 im rechten Seitenschiff eine Notkirche ein. Der Wiederaufbau erfolgte 1949 bis 1953 nach Plänen von Oswald Bieber. Die oktogonalen Turmhelme fehlen bis heute.




Den Hochaltar in archaisierenden Formen gestalteten die Bildhauer Balthasar Schmitt und Georg Wrba zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Mitte sitzt der Kirchenpatron Maximilian von Lorch. Umgeben ist er von Theodolinde, Emmeram von Regensburg, Hardemunde und Rasso, Winthir, Korbinian, Luitpold und Ulrich von Augsburg.






Für 2025/26 ist eine Sanierung der Kirche St. Maximilian vorgesehen.
Gärtnerplatz
Parallel zum Bau eines Volkstheaters auf dem »Eichthalanger« legte der Gartenarchitekt Max Kolb (1829 – 1915) im Auftrag der Stadt München ab 1860 den nach Friedrich von Gärtner benannten Platz an. Zu diesem Zweck hatte Karl Freiherr von Eichthal das Areal der Stadt überlassen.
Auf dem Gärtnerplatz stehen Büsten der Architekten Friedrich von Gärtner und Leo von Klenze, eine 1867 von Max von Widnmann modelliert, die andere im selben Jahr von Friedrich Brugger. Es handelt sich um Kopien; die Originale wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Das heutige Aussehen erhielt der Gärtnerplatz 2006.



Am 24. März 2024 fand auf dem Gärtnerplatz eine Kundgebung gegen eine kurz zuvor von der bayrischen Staatsregierung beschlossene Regelung statt, die Beamten und Lehrkräften das Gendern verbot.

Gärtnerplatztheater
1861, als die Isarvorstadt noch großenteils aus Wiesen bestand, legte der Hofbankier Karl Freiherr von Eichthal (1813 – 1880), dem ein »Eichthalanger« genannes Areal gehörte, einen Bebauungsplan für ein neues Stadtviertel vor und begann Mietshäuser für den ärmeren Teil der Bevölkerung zu errichten.
Auch ein Volkstheater sollte dazu gehören. Franz Michael Reiffenstuel (1804 – 1871) entwarf 1864 das spätklassizistische Gebäude nach dem Vorbild des → Nationaltheaters, und König Ludwig II. legte am 25. August 1865, seinem 20. Geburtstag, den Grundstein. Franz Michael Reiffenstuel führte alle Zimmer- und Schreinerarbeiten selbst aus; seinem Sohn oblagen die Maurerarbeiten. Bereits im Mai 1865 konnte das Richtfest gefeiert werden, und eröffnet wurde das Volkstheater im November 1865.
Der Bildhauer Max von Widnmann (1812 – 1895) schuf vor 1869 die Giebelfigur: Thalia mit einer Maske und einem Schäferstab.
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, am 21. April 1945, wurde das Theater im Glockenbachviertel durch Bomben schwer beschädigt, aber bereits im Juni 1948 konnte der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden.
Das Staatstheater am Gärtnerplatz – so die Bezeichnung seit 1955 – ist neben dem Bayerischen Staatsschauspiel und der Bayerischen Staatsoper eines von drei Bayerischen Staatstheatern und einer der fünf großen staatlichen Theaterbauten der Stadt München.
Von Mai 2012 bis Oktober 2017 wurde das Bauwerk generalsaniert. Parallel dazu ersetzte man das Rückgebäude an der Klenzestraße durch einen Neubau, der 16 Meter in die Tiefe reicht. Auch ein neuer Orchesterprobensaal gehört zu den Errungenschaften. Die Kosten beliefen sich auf rund 120 Millionen Euro.




Zu Beginn der Fünfzigerjahre bemalte Günter Voglsamer (1918 – 2004) die Wände des Pausenfoyers der »Bayerischen Staatsoperette« – so die damalige Bezeichnung des Theaters am Gärtnerplatz – mit Figuren der »Commedia dell’arte«. Später bearbeitete der Künstler sein Werk, indem er beispielsweise Schatten hinzufügte. Und als nach seinem Tod bei der Generalsanierung des Gebäudes die Durchgänge bogenförmig verkleinert wurden, also neue Wandflächen entstanden, ergänzte seine Tochter Ninon Voglsamer (*1957) die Wandmalerei entsprechend.








Der Durchmesser des Kronleuchters im Zuschauerraum des Staatstheaters am Gärtnerplatz beträgt sechs Meter. Die Porträts am Rand des Deckenfreskos stellen Intendanten und Künstler dar.




Holzplatz
Der Platz zwischen Holz- und Pestalozzistraße wurde nach der Floßlände benannte, die sich früher dort befand, der im 13. Jahrhundert angelegten »Oberen Lände« am Westermühlbach. Müller, Bäcker und Brauer lagerten dort ihre Brennholzvorräte.
Das seit 1900 existierende oktogonale Pissoir aus Gusseisen wurde in den Fünfzigerjahren vom Stachus zum Holzplatz im Glockenbachviertel verlegt und gegen Ende des Jahrtausends geschlossen. 2020 bemalte das Künstlerkollektiv »Graphism« das unter Denkmalschutz stehende Pissoir mit Porträts von Freddie Mercury, Rainer Werner Fassbinder und Albert Einstein, die alle drei vorübergehend im Glockenbachviertel wohnten.

Kapuzinerplatz und -straße
Der Kapuzinerplatz und die Kapuzinerstraße in der Isarvorstadt wurden 1867 nach dem ehemaligen Kloster südlich des → Alten Südfriedhofs benannt.
Kapuzinerplatz
Der Architekt → Hans Grässel (1860 – 1939) baute nicht nur Schulen und Friedhöfe, sondern zum Beispiel auch 1892/93 ein monumentales Wohnhaus mit Gastwirtschaft im Stil der deutschen Renaissance am Kapuzinerplatz, den Thomasbräukeller. Die dekorative Plastik an den Fassaden stammt von dem Bildhauer → Anton Pruska (1846 – 1930).








St. Anton
1846 gründeten die Kapuziner das Kloster St. Anton in der Isarvorstadt. Als die Schmerzhafte Kapelle für die Messen zu klein wurde, baute Hans Schurr 1893 bis 1895 nach Plänen des Architekten Ludwig Marckert eine größere Kirche, die dem hl. Antonius von Padua und dem hl. Laurentius von Brindisi geweiht wurde: eine neuromanische Basilika. Josef Kasterns Wandmalerei mit Szenen aus dem Leben der beiden Kirchenpatrone entfernte man 1966, aber 1997/98 erwarb die Kirchengemeinde St. Anton die originalen Farbentwürfe, und 2011 konnte man deshalb die auf Stoff gedruckten Replikate präsentieren.



Klenzestraße
Die Klenzestraße in der Isarvorstadt erinnert an den Architekten Leo von Klenze (1784 ‒ 1864), der neben Karl Friedrich Schinkel als bedeutendster Vertreter des deutschen Klassizismus gilt. Zu seinen Hauptwerken gehören das Palais Leuchtenberg, das Odeon, die Glyptothek und die Alte Pinakothek in München, aber auch die Neue Eremitage in Sankt Petersburg. Mit dem Königsplatz und der Ludwigsstraße prägte er das Stadtbild von München.
Das Eckhaus Klenzestraße 105 wurde 1896 im Stil der Neurenaissance fertiggestellt.

Museumsinsel: Deutsches Museum
Geschichte und Gebäude
Im Frühjahr 1903 initiierte Oskar von Miller die Gründung eines technisch-naturwissenschaftlichen Museums in München. Die Stadt stellte dafür ein Gelände auf einer 1899 befestigten Kiesbank in der Isar – der Kohleninsel – zur Verfügung. Nach Entwürfen des Architekten Gabriel von Seidl wurde 1909 mit den Bauarbeiten begonnen, aber bei der Eröffnung des Museums am 7. Mai 1925 waren sie noch nicht abgeschlossen. Das Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik ist das größte naturwissenschaftlich-technische Museum der Welt. Die Exponate und Vorführungen sollen dem interessierten Laien technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge verständlich machen.
Das Deutsche Museum wurde auf ungefähr 1500 Strauss-Pfählen errichtet, alle tief im Kiesbett der Isar verankert. Für jeden Pfahl bohrte man ein Loch und brachte ein Futterrohr nieder, das während des Füllens mit Beton hochgezogen wurde. Weil das System damals noch relativ neu war, grub man einige Pfähle wieder aus und untersuchte sie. Die wulstartige Erweiterung am unteren Ende war beim Einbringen des Betons in lockere Bodenschichten entstanden.



Deutsches Museum, Wetterturm (Fotos: 2023/24)

Die astronomische Uhr wurde 1935 von der J. Neher Söhne GmbH nach einem Entwurf des Architekten German Bestelmeyer (1874 – 1942) gebaut. Der Durchmesser des Zifferblatts beträgt 6.60 Meter.




Das Bibliotheksgebäude auf der Museumsinsel wurde 1928 bis 1932 nach Plänen des Architekten German Bestelmeyer errichtet.
Im Kleinen Posthof des Deutschen Museums befindet sich ein 1941 von dem Bildhauer Hans Vogl (1898 – 1988) geschaffener Herkules-Brunnen mit einer Bronzeskulptur des Schlangenwürgers. 2010 wurde der Brunnen restauriert.
Herkules-Brunnen (Fotos: September 2024)
Album über Ausstellungen im Deutschen Museum (privat)
Reichenbachstraße und -brücke
Die Reichenbachbrücke und die Reichenbachstraße wurden nach dem Ingenieur und Erfinder Georg Friedrich von Reichenbach (1772 – 1826) benannt.
Reichenbachstraße 19
Der aus Bamberg stammende Münchner Wirt und Maurermeister Franz Kil (1856 – 1887) baute 1862 das Haus an der Ecke Gärtnerplatz / Reichenbachstraße 19, dessen zum Platz gerichtete Fassade 1889 bereichert wurde. Von Franz Kil stammt übrigens auch das Geschäftshaus in der → Residenzstraße 16 im Stil der Neorenaissance.

Reichenbachbrücke
Die Reichenbachbrücke verbindet das Glockenbachviertel in der Isarvorstadt mit der Au. Der Stadtbaurat Karl Muffat hatte die Isar an dieser Stelle bereits 1832 überbrückt. Zehn Jahre später ersetzten er und der Architekt Friedrich von Gärtner die ursprüngliche Konstruktion durch einen Neubau. Diese Holzbrücke wurde 1902 ein Stück weit isaraufwärts verschoben, um Platz für den Bau einer mit Muschelkalksteinen verkleideten Betonbrücke zu machen. 1903 konnte die von Friedrich von Thiersch gestaltete 135 Meter lange Brücke dem Verkehr übergeben werden. Die Steinskulpturen kamen erst 1925 dazu.


Reisingerstraße
Die frühere Spitalgasse in der Isarvorstadt wurde 1905/06 nach dem Chirurgen Franz Reisinger (1787 – 1855) umbenannt, der sein Vermögen der Ludwig-Maximilians-Universität München vererbt hatte. Acht Jahre nachdem er an Cholera gestorben war nutzte die Allgemeine Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität das Erbe, um 1863 in die Villa Sonnenstraße 17 umziehen. Das Reisingerianum war dann auch eine medizinische Bildungsanstalt.
Reisingerstraße 10
Das denkmalgeschützte Eckhaus Reisinger-/Frauenlobstraße wurde 1927 fertiggestellt. Heute nutzen es das Sozialreferat der Landeshauptstadt München und die Kommunale Verkehrsüberwachung.

Reisingerstraße 23
Der Münchner Künstler »Flying Förtress« verwendete die Fassade der Berufsschule der Barmherzigen Ordensschwestern in der Reisingerstraße 23 für ein Mural, und die 2010 in Hamburg gegründete Künstlergruppe »Jukebox Cowboys« (JBCB) schmückte 2015 auf Initiative des Kunstvereins »Positive Propaganda« die Mauer an der Ecke Reisinger-/Thalkirchner Straße mit Streetart.


Ruppertstraße
Die 1877 bis 1880 gebaute Viehhofstraße wurde 1897 nach dem bayrischen Politiker Kaspar Ritter von Ruppert (1827 – 1895) umbenannt.
1889 baute Johann Grimm die Häuser Ruppertstraße 10 und 12 im Stil der Neorenaissance.
Ruppertstraße 10/12 (Fotos: November 2023)
Die 20 Meter hohe Bronzeplastik »Baumzeichen 2« vor dem Kreisverwaltungsreferat wurde 1980 aufgestellt. Sie stammt von dem Bildhauer Karl Jakob Schwalbach (*1937).
Die 1982 im Kosovo geborene Münchner Künstlerin Flaka Haliti gestaltete 2020 das 15 Meter hohe Stahlgesicht vor dem Kulturzentrum LUISE: »I see a face. Do you see a face«.
Thalkirchner Straße
Die Thalkirchner Straße wurde um 1833 nach der 1808 aus Thalkirchen, Obersendling, Maria Einsiedel und Hinterbrühl gebildeten Gemeinde benannt, die 1900 von München eingemeindet wurde.
Thalkirchnerstraße 7 / 11
Die Fassade des vom Eigentümer und Architekten Emerich Könyves entworfenen, 1897 fertiggestellten Mietshauses in der Thalkirchnerstraße 7 ist mit Reliefs und Skulpturen dekoriert. Am Ende des Straßenzugs (Thalkirchnerstraße 11), am Stephansplatz, steht ein 1899 von Max Ostenrieder im Stil der deutschen Renaissance gestaltetes Doppeleckhaus.



Thalkirchner Straße 7 (Fotos: März 2024 / März 2025)


Alter Südfriedhof
Herzog Albrecht V. ließ 1563 vor den Toren der Stadt einen Pestfriedhof anlegen. Von 1788 bis 1868 war der Alte Südfriedhof die einzige Begräbnisstätte Münchens. Der aus Mannheim stammende Münchner Wein- und Pferdehändler Johann Balthasar Michel, der am 13. August 1818 im Alter von 63 Jahren starb, wurde als erster Protestant auf dem Alten Südfriedhof bestattet. Unter den 18.000 Gräbern sind auch die berühmter Persönlichkeiten wie Gärtner, Klenze, Kaulbach und Schwanthaler zu finden. 1898 beschloss der Magistrat einen Zeitplan für die Auflassung des Alten Südfriedhofs, und seit dem 1. Januar 1944 hat es dort keine Beerdigungen mehr gegeben. 1954/55 wurde der Friedhof nach Plänen von Hans Döllgast umgestaltet, und heute dient die denkmalgeschützte Anlage als Park.
Als Ersatz für die im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstörte hölzerne Friedhofskirche aus dem Jahr 1576 wurde 1674 bis 1677 die frühbarocke Kirche St. Stephan von Georg Zwerger gebaut. Die drei Altäre sind noch im Original erhalten. 2004 bis 2006 fand eine Renovierung der Kirche statt.







Tumblingerstraße
1877 wurde die Tumblingerstaße auf dem Viehhofgelände nach einer einflussreichen Münchner Familie benannt, im Besonderen wahrscheinlich nach dem Metzger-Zunftmeister Michael Tumblinger, der im 15. Jahrhundert den Metzgersprung eingeführt haben soll.
Münchner Volkstheater
Das ursprüngliche Münchner Volkstheater aus dem Jahr 1903 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Von 1983 bis 2020 befand sich das Theater am → Stiglmaierplatz. 2021 konnte der vom Architekturbüro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei in Stuttgart und der Firma Georg Reisch in Bad Saulgau ausgeführte Neubau in der Tumblingerstraße auf dem Gelände des ehemaligen Viehhofs in Betrieb genommen werden. Intendant ist seit 2002 Christian Stückl, der durch seine Inszenierungen der Oberammergauer Passionsspiele bekannt geworden war.

Urban Art in der Tumblingerstraße
Am Kulturzentrum LUISE (Ecke Ruppert-/Tumblingerstraße) brachten Kürls & Fader (Armin Kiss-Istok, Johannes Brechter) 2021 das 200 m² große Mural »Map of Tomorrow« an.



Die »Hall of Fame« in der Tumblingerstraße gehört zu einem Subkultur-Zentrum auf und am ehemaligen Viehhofgelände in der Isarvorstadt mit »Bahnwärter Thiel« und zahlreichen Graffiti.
Album über Subkultur in der Isarvorstadt
Westermühlbach
Der mehr als einen Kilometer lange Westermühlbach zweigt vom Großen Stadtbach ab und plätschert neben einem Spazierweg in einem schmalen Grünstreifen nach Norden, bis er unter dem Haus Pestalozzistraße 35 verschwindet.

Wittelsbacherbrücke und -straße
1888 wurden eine Straße, ein Platz und eine Brücke in München nach den Wittelsbachern benannt, einem der ältesten deutschen Hochadelsgeschlechter. Von 1180 bis 1918 stellten die Wittelsbacher Pfalzgrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige von Bayern, dazu auch von 1214 bis 1918 (mit Unterbrechung) die Pfalzgrafen bei Rhein. Ruprecht von Wittelsbach brachte es 1400 zum römisch-deutschen König; Ludwig IV. und Karl VII. wurden 1328 bzw. 1742 zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Wittelsbacher saßen aber auch auf anderen europäischen Thronen.
Streetart in der Wittelsbacherstraße
Das sprayende Münchner Kindl ist Teil der Streetart an einer Mauer in der Wittelsbacherstraße, die zur Städtischen Kindertageseinrichtung Auenstraße 17 gehört.

Wittelsbacherbrücke
Die von Theodor Fischer gestaltete Betonbrücke zwischen der Isarvorstadt und der Au bzw. Untergiesing wurde 1904 von der Firma Sager & Woerner gebaut. Das Reiterstandbild Herzog Ottos I. von Wittelsbach schuf der Bildhauer Georg Wrba 1906.




Zenettistraße
Die frühere Schlachthausstraße in der Isarvorstadt wurde 1892/93 nach Arnold Ritter von Zenetti (1824 – 1891) umbenannt, der von 1867 bis 1890 Münchner Stadtbaurat gewesen war. Der Architekt hatte 1876 bis 1878 den Münchner Schlacht- und Viehhof gebaut, der bis ins 21. Jahrhundert betrieben wurde. Auch der Alte Nordfriedhof war 1866 bis 1869 nach seinen Plänen entstanden. Die Kanalisation in der Max- und Ludwigsvorstadt geht ebenfalls auf Arnold Zenetti zurück, und von 1879 bis zu seinem Tod hatte er außerdem die von ihm mitbegründete Freiwillige Feuerwehr München geleitet.
Bei der ehemaligen Viehmarktbank in der Zenettistraße 17 handelt es sich um einen 1913/14 von den Architekten Adolf Schwiening und Richard Schachner errichteten Backsteinbau mit einem barockisierenden Hauseingang.

Zweibrückenstraße
Um 1810 wurde die Zweibrückenstraße nach der Inneren und Äußeren Ludwigsbrücke oder dem Wittelsbacher Herzogtum Pfalz-Zweibrücken benannt. Max Joseph (1756 – 1825) hatte die Herrschaft der Wittelsbacher Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld über Bayern begründet und war 1806 durch ein Bündnis mit Napoleon zum ersten König von Bayern avanciert.
Hans Hartl errichtete 1903 das Bauwerk in der Zweibrückenstraße 8 nach eigenen Entwürfen im Stil der Neurenaissance. Eine nach der Beschießung des Roten Tores durch Marschall Conde am 8. September 1796 auf dem Grundstück gefundene Kanonenkugel wurde in die Fassade eingebettet. Der Architekt Hans Hartl verewigte sich in sitzender Pose als Halbrelief in einer Natursteinplatte an der Fassade. Die nach einer Zeichnung von Gottfried Gottlieb Klemm um 1905 gestaltete Fassadenmalerei bezieht sich auf die Gaststätte »Zum Postgarten«, die bis 1971 betrieben wurde. Die Aufsätze des Doppelgiebels vereinfachte man 1933. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude ohne größere Schäden.






