München: Schwanthalerhöhe
Der Bildhauer Ludwig Schwanthaler (1802 – 1848) gestaltete die erst zwei Jahre nach seinem Tod fertiggestellte Kolossalstatue der Bavaria am Rand der Theresienwiese und der Ludwigsvorstadt. Der Stadtbezirk westlich davon erhielt den Namen des Künstlers: Schwanthalerhöhe.
1877 wurde der damalige Haderer Weg in Westendstraße umbenannt, und ungefähr zur gleichen Zeit verlängerte man die Schwanthalerstraße als Schwanthalerhöhe über die Theresienhöhe weiter nach Westen. Davon leiten sich die Stadtteil-Bezeichnungen ab: Die Ganghoferstraße trennt das Westend (im Westen) von der Schwanthalerhöhe (im Osten). Beide Gebiete zusammen bilden den als Schwanthalerhöhe bezeichneten 8. Stadtbezirk von München.
Das ehemalige Arbeiterviertel entstand ab 1840 mit der Industrialisierung. Und als die Messe München 1998 nach Riem umzog, konnten neue Wohnquartiere entwickelt werden. Parallel dazu wurde das »Glasscherbenviertel« gentrifiziert.
Bei der Neugliederung der Stadt München wurde 1992 die Anzahl der Stadtbezirke von 41 auf 24 reduziert. Vier Jahre später wurde allerdings Laim als 25. Stadtbezirk von der Schwanthalerhöhe (Stadtbezirk 8) getrennt.


Bavariapark
König Ludwig I. ließ 1825 bis 1831 von seinem Hofgärtner Ludwig Karl Seitz den »Theresienhain« anlegen. Seit der Aufstellung der »Bavaria« heißt die Anlage »Bavariapark«. Öffentlich zugänglich wurde der Park 1872.

Eine Besonderheit im Bavariapark sind die Skulpturen aus den Jahren 1907/08.








Die amerikanischen Künstler Jason Rhoades und Paul McCarthy (nicht der Beatle) gestalteten 2007 die viereinhalb Meter große »Sweet Brown Snail«, die seither zwischen den drei denkmalgeschützten Hallen des Deutschen Museums am Bavariapark. Die Schnecke, die ihr Haus mit sich herumträgt, symbolisiert den Traum von unbegrenzter Mobilität, kontrastiert in ihrer Langsamkeit aber auch mit dem Streben nach Tempo.

Deutsches Museum Verkehrszentrum
Die Stadt München erwarb ab 1892 Grundstücke auf der Theresienhöhe in der Absicht, ein Ausstellungsgelände anzulegen. 1895 erhielt der Architekt Theodor Fischer den Auftrag, es zu planen, und 1901 übernahm Gabriel von Seidl diese Aufgabe. Die drei inzwischen denkmalgeschützten Ausstellungshallen am Bavariapark auf der Theresienhöhe wurden 1907/08 nach Entwürfen von Wilhelm Bertsch (1865 – 1916) gebaut. In der als Neue Musik-Festhalle errichteten heutigen Halle I fand am 12. September 1910 die Uraufführung der 8. Sinfonie von Gustav Mahler statt.
Von 1964 bis 1998 benutzte die Münchner Messe- und Ausstellungsgesellschaft die Hallen, dann zog die Messe München nach Riem. 2003 eröffnete das Deutsche Museum in Halle III ein Verkehrszentrum, drei Jahre später kamen die beiden anderen Hallen dazu. Die Eingangshalle entstand 2011.
Album übers Deutsche Museum (privat)
Bergmannstraße
Der damalige Sendlinger Weg wurde 1883 nach Michael Adam von Bergmann (1733 – 1782) umbenannt. Der mit einer Tochter des Gartenarchitekten Joseph Effner verheiratete Jurist war 1762 Stadtoberrichter geworden und später noch zum Bürgermeister von München aufgestiegen.
Die Fassade des Wohnblocks entlang der Bergmannstraße im Stadtbezirk Schwanthalerhöhe (Adresse Westendstraße 99 – 101) wurde 2014 erstmals mit Murals versehen, 2019 neu gestaltet und zwei Jahre später nochmals übermalt.


Ganghofer Straße
Die Ganghoferstraße trägt seit 1878 nicht den Namen des Schriftstellers Ludwig Ganghofer (1855 – 1920), sondern den des Baumeisters Jörg von Halspach, der sich Ganghofer nannte. 1468 bis zu seinem Tod im Oktober 1488 baute er die spätgotische → Frauenkirche in München, sein Hauptwerk.
Endlose Treppe
Vermutlich von M. C. Escher inspiriert, konzipierte der dänische Künstler Olafur Eliasson (*1967) eine endlose Treppe vor dem Gebäude der KPMG in der Ganghofer Straße 29. Dem 2004 geschaffenen neun Meter hohen Kunstwerk gab er den Titel »Umschreibung«. Von Olafur Eliasson stammen auch → »Wirbelwerk« im Lenbachhaus, die → Bühnenfenster am Probengebäude der Staatsoper auf dem Marstallplatz und die → »Sphere« in den Fünf Höfen.



Gollierplatz
Der 200 Meter lange und 50 Meter breite Gollierplatz auf der Schwanthalerhöhe trägt seit Ende des 19. Jahrhunderts den Namen einer ab 1269 nachweisbaren aber vermutlich schon 1318 erloschenen Patrizierfamilie Münchens.
Nymphenbrunnen
Der Bildhauer Elmar Georg Dietz (1902 – 1996) gestaltete 1934 den Nymphenbrunnen auf dem Gollierplatz.

St. Rupert auf der Schwanthalerhöhe
Die neuromanische Kirche St. Rupert, ein Zentralbau mit Vierungsturm auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes, wurde 1901 bis 1903 nach Entwürfen des Münchner Architekten Gabriel von Seidl gebaut. Mitte der Sechzigerjahre gestaltete der Künstler Georg Schönberger die 19 bunten Bleiglasfenster.




Hackerbrücke
Die 1890 bis 1894 gebaute Hackerbrücke an der Grenze zwischen der Schwanthalerhöhe und der Ludwigsvorstadt wurde nach dem damals dort in der Landsberger Straße betriebenen Sudhaus und dem riesigen Lagerkeller der Hacker-Brauerei benannt.
Zwischen 32 Bahngleisen an der Hackerbrücke bemalte Martin Blumöhr 2021 oder früher ein Bahnhäuschen.


Hans-Dürrmeier-Weg
Der Hans-Dürrmeier-Weg trägt seit 2002 den Namen des Verlegers Hans Dürrmeier (1899 – 1977). Der maßgeblich am Aufbau des Süddeutschen Verlags beteiligte Unternehmer engagierte sich für den Wiederaufbau des → Alten Peter, des → National- und des → Prinzregententheaters. Für seine Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bayerischen Verdienstorden und dem Bundesverdienstkreuz.
Park Plaza
Anstelle des abgerissenen Messeturms steht seit 2003 der von Otto Steidle in Zusammenarbeit mit Johannes Ernst, Siegwart Geiger, Xaver Moll, Audrey Shimomura, Georg Thiersch, Astrid Dycka und Tanja Gerst entworfene 43 Meter hohe Wohnturm Park Plaza am Hans-Dürrmeier-Weg auf der Schwanthalerhöhe.
Park-Plaza auf der Schwanthalerhöhe (Fotos: Dezember 2023 / November 2024)
Heimeranplatz
1897 wurde der Heimeranplatz auf der Schwanthalerhöhe nach einem Zimmermeister aus Straubing benannt, der 1477/78 den Bau des Dachstuhls der → Frauenkirche geleitet hatte. 147 Flöße waren dafür erforderlich gewesen. Der Handwerker hieß Heinrich, althochdeutsch Heimeran, latinisiert Emmeram.
Alexander Fischer: Reiter
Seit 1992 steht auf dem Heimeranplatz die 1956 von dem Bildhauer Alexander Fischer (1903 – 1981) gestaltete Bronzefigur eines Reiters. Als Stifter ist Alfons Strobel angegeben.

U-Bahnhof Heimeranplatz
Der U-Bahnhof Heimeranplatz wurde 1984 eröffnet. Die Hintergleiswände sind mit braunen Metallplatten verkleidet.

Kazmairstraße
1878 wurde die Kazmairstraße nach Jörg Kazmair benannt, der um 1400 Bürgermeister von München gewesen war und einen aufschlussreichen Bericht über die Stadtunruhen zwischen 1397 und 1403 (Vierherzogszeit) verfasst hatte.
Die beiden Eckmiethäuser Kazmairstraße 77 und 79 wurden 1901/02 von Paul Böhmer im Stil der Deutschen Renaissance gebaut.
Kazmairstraße 77/79 (Fotos: August 2023)
Landsberger Straße
Die 6,5 Kilometer lange Ausfallstraße Richtung Landsberg am Lech trägt seit 1877/78 den Namen des Zielorts.
Mural »Ficus Indica«
Agostino Iacurci aus Foggia bemalte 2017 eine Fassade des Meininger Hotels Ecke Landsberger Straße 20b / Max-Friedländer-Bogen mit einem Feigenkaktus: »Ficus Indica«.

Hauptzollamt
1908 genehmigte Prinzregent Luitpold die Pläne des königlichem Regierungs- und Bauassessors Hugo Kaiser für das Hauptzollamt in München, das dann 1909 bis 1912 (nach Plänen auch von Gustav Freiherr von Schacky) in Eisenbeton-Skelettbauweise an der Landsberger Straße errichtet wurde. Mit dem 180 Meter langen Lagerhaus und der 45 Meter hohen Kuppel zählt es zu den monumentalen Großprojekten der Prinzregentenzeit. Stilistisch verbindet es den späten Jugendstil mit der Reformarchitektur.
2011 bis 2014 wurde das inzwischen von der Zollfahndung und Finanzkontrolle Schwarzarbeit genutzte Gebäude generalsaniert. Ab 2026 soll es erneut saniert und zugleich modernisiert werden. Den dafür von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ausgeschriebenen Architektenwettbewerb gewann 2024 der Brite David Chipperfield (*1953).


Ligsalzstraße
Die Ligsalzstraße wurde nach einer Münchner Patrizierfamilie benannt, die vermutlich im Salzhandel erfolgreich gewesen war, aber vom 14. Jahrhundert an ihre Geschäfte ausgeweitet hatte. Konrad Ligsalz war 1269 mit einer Gesandtschaft nach Rom gereist, um die Teilung der Pfarrei St. Peter und die Erhebung der von den Wittelsbachern gebauten Marienkapelle zur Pfarrkirche vom Papst bestätigen zu lassen.
Ligsalzstraße 8
Das Gebäude in der Ligsalzstraße 8 wird im Rahmen des Projektes »Mietshäuser Syndikat« von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst verwaltet. Als im Sommer 2015 das Festival Arte Popular Mexicano en Múnich stattfand, leitete der mexikanische Künstler Sergio Checo Valdez einen Workshop, in dessen Verlauf das Mural an der Hausfassade entstand.

Schrenkstraße
Die Schrenkstraße wurde 1878 nach einem Münchner Patriziergeschlecht benannt, das im 14. Jahrhundert einen Steinaltar in St. Peter gestiftet hatte (Schrenk-Altar).
St. Benedikt auf der Schwanthalerhöhe
Die 1878 bis 1881 nach Plänen von Johann Marggraff errichtete katholische Pfarrkirche in der Schrenkstraße ist Benedikt von Nursia gewidmet. Der Architekt Franz Xaver Bömmel erweiterte St. Benedikt 1927. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, aber 1950 restauriert.
St. Benedikt (Fotos: August 2023)
Schwanthalerhöhe: U-Bahnhof
Der von den Architekten Sebastian Großkopf und Ueli Schnetzer geplante U-Bahnhof im Schotter der Isarhochterrasse im Stadtteil Schwanthalerhöhe wurde 1984 eröffnet und hieß bis zum Umzug der Messe nach Riem »Bahnhof Messegelände«. Daran erinnern die von Volker Sander stilisiert dargestellten Figurengruppen und die Flaggen verschiedener Nationen.



Album über U-Bahnhöfe in München
Tulbeckstraße
Johann IV. Tulbeck war von 1453 bis 1473 Fürstbischof von Freising. 1878 wurde die Tulbeckstraße auf der Schwanthalerhöhe nach ihm benannt.
Das vom Kunstverein »Positive Propaganda« initiierte und 2015 von dem italienischen Künstler Ericailcane geschaffene Mural in der Tulbeckstraße (Ecke Bergmannstraße) ruft zum Widerstand gegen Immobilienhaie und die Gentrifizierung von Stadtquartieren auf.

Westendstraße
Der frühere Haderer Weg wurde bei der Eingemeindung von Sendling 1877 in Westendstraße umbenannt. Das Westend – damals noch ein Teil von Sendling – gehört seit 1992 zum Münchner Stadtbezirk Schwanthalerhöhe.
