München: Kreuzviertel
Der zum Münchner Stadtbezirk 1 Altstadt-Lehel gehörende Stadtteil Altstadt ist in vier Stadtviertel gegliedert: Kreuzviertel und → Graggenauer Viertel im Norden, → Anger- und → Hackenviertel im Süden. Der → Marienplatz befindet sich als Zentrum dazwischen. Beim Kreuzviertel handelt es sich um das nordwestliche Viertel der Altstadt zwischen Kaufingerstraße, Neuhauser Straße, Theatiner- und Weinstraße.


Brienner Straße
Die Brienner Straße bildet die Grenze zwischen dem Kreuzviertel bzw. der Altstadt und der → Maxvorstadt. Der nach dem Ort der Schlacht Anfang 1814 bei La Rothière nahe Brienne-le-Château gegen Napoleon benannte Straßenzug zwischen Odeons- und Königsplatz ist eine der vier Münchner Prachtstraßen neben der Ludwig-, Maximilian- und Prinzregentenstraße.
Palais Moy
Das der Theatinerkirche benachbarte klassizistische Palais Moy (Briennerstraße 1) wurde 1824/25 von Leo von Klenze (1784 – 1864) für den Juwelier Franz Xaver Trautmann gebaut. 1830 kam das Anwesen in den Besitz des Grafen Aloys von Arco-Stepperg (1808 – 1891), der 1877 in zweiter Ehe seine Lebensgefährtin heiratete, die Münchner Schauspielerin und Tänzerin Pauline Oswald (1851 – 1902). Die von ihm legitimierte gemeinsame Tochter Sophie Gräfin von Arco-Stepperg (1868 – 1952) heiratete 1890 den aus französischem Adel stammenden königlich-bayrischen Reichsrat Ernst Graf von Moy de Sons (1860 – 1922), und nach ihrem Tod erbten die Grafen von Moy de Sons das Palais.
Der im Zweiten Weltkrieg zerbombte Gebäudekomplex wurde 1950 – 1952 von dem Münchner Architekten Georg Hellmuth Winkler (1899 – 1983) rekonstruiert. 1951 gestaltete Winkler auch den Brunnen im Innenhof.
Innenhof des Palais Moy (Fotos: Juni 2024)
Luitpoldblock
Der Fabrikant und spätere Bürgermeister Joseph von Utzschneider (1763 – 1840) ließ 1810 bis 1812 den klassizistischen Luitpoldblock am Fürstenweg (seit 1826: Brienner Straße) – außerhalb der Stadtmauer – für seine Brauerei, sein Mathematisches Institut und Wohnungen errichten.
Der Bankier Ludwig Knorr, der das Anwesen 1831 erwarb, stellte 1851 den Braubetrieb ein. Seine Erben verkauften ihre Anteile bis 1863 nach und nach an verschiedene Interessenten. 1885 erwarb der Kaufmann Gottfried Kollermann die Immobilie für Heinrich T. Hoech und ließ sie 1886/87 von dem Architekten Otto Lasne im Stil der Neurenaissance umgestalten. Dabei entstand auch ein großes Palastcafé, das am 1. Januar 1888 eröffnet wurde: das Café Luitpold.
Nach dem Bankrott des Besitzers wechselten Nutzung und Eigentumsverhältnisse, bis die Bayerische Vereinsbank 1934 den Luitpoldblock im Kreuzviertel übernahm. Der wurde bei Luftangriffen 1944 großenteils zerstört, 1948 nur teilweise und notdürftig wieder aufgebaut.
1960 erwarb die Münchner Unternehmerfamilie Zechbauer den Luitpoldblock, und am 7. September 1962 konnte das von dem Architekten Reinhard Riemerschmid neu gestaltete Café wiedereröffnet werden. Bis 1976 wurde am Luitpoldblock um- und neugebaut. Eine Generalsanierung des Altbaus erfolgte von 1984 bis 1986, und 1989 entstand der Palmengarten mit einer zwölf Meter hohen Glaskuppel. 2001 baute man den »Brunnen fürs Leben« ein, und das Café Luitpold wurde 2009/10 noch einmal neu gestaltet.



Prinzregent-Luitpold-Brunnen
Der Bildhauer Josef Henselmann (1898 – 1987) gestaltete 1983 den Prinzregent-Luitpold-Brunnen vor dem Luitpoldblock in der Brienner Straße. Von ihm stammen auch einige andere Brunnen in München, wie der → Fischbrunnen auf dem Marienplatz, der → Rindermarktbrunnen und der → Moses-Brunnen im Hof der Neuen Maxburg.
Ettstraße
Polizeipräsidium, Ettstraße 2
Prinzregent Luitpold ließ ein Kloster der Augustinereremiten im Kreuzviertel abreißen, um Platz für den Neubau des Polizeipräsidiums München zu schaffen. Es wurde 1911 bis 1914 nach Plänen von Theodor Fischer (1862 ‒ 1938) errichtet. Der Stil ist historisierend mit Jugendstilelementen und Anklängen an Altmünchner Bauformen.










Frauenplatz
Bis 1789 diente der heutige Platz vor der Frauenkirche als Friedhof.
Bernhard Winkler – der Architekt der Fußgängerzone zwischen Stachus und Marienplatz – gestaltete 1972 auch die Brunnenanlage auf dem Frauenplatz, die zunächst Wasserglockenbrunnen hieß, inzwischen aber als Wasserpilzbrunnen bekannt ist.

Auf dem Frauenplatz im Kreuzviertel steht seit 2004 ein von Egbert Broerken geschaffenes Bronzemodell der Altstadt im Maßstab 1:500. Damit können sich auch Sehbehinderte oder Leseunkundige einen räumlichen Endruck verschaffen.


Frauenkirche
Die Wittelsbacher errichteten im 13. Jahrhundert eine spätromanische dreischiffige Basilika. 1472 wurde das bestehende Gotteshaus für einen Neubau abgerissen, dessen Grundstein bereits 1468 gelegt worden war. Gestaltet wurde die neue spätgotische Frauenkirche von Jörg Halsbach (Jörg Ganghofer), der parallel dazu das (Alte) Rathaus baute. Für den Dachstuhl der 109 Meter langen und 40 Meter breiten dreischiffigen Hallenkirche aus Backstein benötigte der Zimmermeister Heinrich aus Straubing 147 schwerbeladene Bauholzflöße (630 Festmeter). Die beiden Türme wurden mit Ausnahme der »welschen« Hauben 1488 fertiggestellt, und 1494 wurde die Frauenkirche ‒ der Dom zu Unserer Lieben Frau ‒ geweiht. Dabei handelt es sich um eine der drei größten Backsteinkirchen nördlich der Alpen. Der Nordturm ist 98,57 Meter, der Südturm 98,45 Meter hoch. Die Türme der Frauenkirche sind Münchens Wahrzeichen.

Album über die Frauenkirche
Hartmannstraße
Die Hartmannstraße wurde nach Jakob von Hartmann (1795 – 1873) benannt, einem bayrischen Infanterie-General, der sich im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hervorgetan hatte.
Johann Grübel stockte 1891/92 das Gebäude des ehemaligen Schlößl- oder Gschlößlbräus im Kreuzviertel (Hartmannstraße 8) auf und versah es mit einer neubarocken Fassade. Bis 1995 befand sich dort das Restaurant Schwarzwälder.

Herzog-Max-Straße
Die Herzog-Max-Straße im Kreuzviertel wurde 1803 nach Herzog Maximilian I. (1573 ‒ 1651) benannt.
Der Architekt Albert Schmidt (1841 – 1913) baute 1883 bis 1887 im Auftrag König Ludwigs II. die neuromanische (Alte) Hauptsynagoge München in der Herzog-Max-Straße. Hitler ließ die Synagoge im Juni 1938 abreißen. Die frei gewordene Fläche wurde dann als Parkplatz genutzt.
2023 entdeckte man am Isarwehr bei der Großhesseloher Brücke Teile der Alten Hauptsynagoge, die dort wohl zum Hochwasserschutz verbaut worden waren.
Der Bildhauer Herbert Peters (1925 ‒ 2006) schuf 1969 einen Denkmal, das seither in der Herzog-Max-Straße neben dem Künstlerhaus die Erinnerung an die Alte Hauptsynagoge und die Verbrechen der Nationalsozialisten wach hält.
Denkmal am Standort der Alten Hauptsynagoge München (Fotos: März 2025)
Jungfernturm
Der nach dem damals nahen Friedhof »Zur Jungfrau Maria« benannte gotische Wehrturm – der Jungfernturm – wurde 1493 als Teil der äußeren Stadtmauer errichtet und bald darauf durch einen mächtigeren Bastionsturm ersetzt, aber 1804 riss man die längst nicht mehr zweckmäßige Anlage ab und es blieb nur ein Mauerrest in der Jungfernturmstraße erhalten.

Kardinal-Faulhaber-Straße
Michael von Faulhaber (1869 ‒ 1952) war ab 1917 Erzbischof von München und Freising und wurde 1921 zum Kardinal erhoben. 1952 benannte man die frühere Promenadestraße nach ihm.
Kurt-Eisner-Denkmal
Der Pazifist und Sozialdemokrat Kurt Eisner (1867 – 1919) engagierte sich ab 1917 in Bayern für die USPD. Im Januar 1918 gehörte er zu den Initiatoren einer Streikwelle gegen den Krieg und verbrachte deshalb neun Monate in Haft. Am 8. November 1918 erklärte der Politiker König Ludwig III. für abgesetzt und proklamierte den Freistaat Bayern (Novemberrevolution). Eine Versammlung der Arbeiter- und Soldatenräte wählte Kurt Eisner zum Ministerpräsidenten der Republik, aber bei der Landtagswahl Anfang 1919 erhielt die USPD gerade einmal 2,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Deshalb wollte Kurt Eisner am 21. Februar 1919 seinen Rücktritt erklären. Auf dem Weg zum Landtag in der Prannerstraße wurde er in der heute nach Kardinal Faulhaber benannten Straße von einem Attentäter erschossen. Am Ort des Attentats befindet sich seit 1989 ein von Erika Maria Lankes gestaltetes Denkmal in Form von einer Bodenplatte.

Kardinal-Faulhaber-Straße 1
Das → Palais Neuhaus-Preysing in der Prannerstraße 2 wurde 1737 von Philipp Jakob Köglsperger nach einem Entwurf seines Lehrers François de Cuvilliés d. Ä. anstelle eines älteren Palais der Adelsfamilie von Neuhaus errichtet. Im letzten Jahrzehnt des 19. und ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erwarb die benachbarte Bayerische Staatsbank das Palais der Familie von Neuhaus und weitere Stadtpaläste. Einige davon wurden abgerissen und von dem Architekten Albert Schmidt (1841 – 1913) durch Neu- und Erweiterungsbauten ersetzt. Die Bauplastik in der Kardinal-Faulhaber-Straße stammt von dem Bildhauer Heinrich Waderé (1865 – 1950). Seit Oktober 2023 befindet sich das Hotel »Rosewood Munich« in dem Gebäudekomplex der früheren Bank im Kreuzviertel.








Kardinal-Faulhaber-Straße 7
Kurfürst Karl Albrecht beauftragte François de Cuvilliés d. Ä. mit der Errichtung eines Stadtpalais für seinen unehelichen Sohn Franz Ludwig Graf von Holnstein oder dessen Mutter Maria Caroline Charlotte Sophie von Ingenheim. 1735 bis 1737 dauerten die Bauarbeiten. Die Rokoko-Stuckarbeiten an der Fassade und im Inneren stammen vermutlich von Johann Baptist Zimmermann. Heute gilt das Palais Holnstein als das bedeutendste der noch erhaltenen Adelspalais aus der Barockzeit in München. Weil die Vierflügelanlage seit 1821 Dienstsitz des Erzbischofs von München und Freising ist, nennt man es auch Erzbischöfliches Palais.

Palais Holnstein (Fotos März 2023 / Juni 2024)
Kardinal-Faulhaber-Straße 10
Nach einem Entwurf des Münchner Architekten Albert Schmidt (1841 – 1913) ließ die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank 1895/96 ein neubarockes Verwaltungsgebäude in der Kardinal-Faulhaber-Straße 10 errichten. Der historisierende Fassadenschmuck aus Sandstein stammt von dem Bildhauer Hugo Kaufmann (1868 – 1919).




Kardinal-Faulhaber-Straße 12
Maria Anna Katharina Gräfin Fugger (geborene San Martino d’Aglie), die als Hofdame der Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen nach München gezogen war, ließ 1693/94 für sich und ihren Ehemann Paul Graf Fugger zu Mickhausen und Duttenstein vom Hofmaurermeister Philipp Zwerger nach Plänen des kurfürstlichen Hofbaumeisters Enrico Zuccalli ein Palais errichten (Kardinal-Faulhaber-Straße 12). Der bayrische Kurfürst Karl Albrecht kaufte es 1731 und schenkte es seiner Mätresse Josepha Maria, der späteren Gräfin von Topor-Morawitzky auf Tenczin und Rudnitz, ab 1737 Ehefrau des Hofkämmerers Antonio de Porcia. Für sie baute François de Cuvilliés d. Ä. die Vierflügelanlage 1731 bis 1737 aufwändig zum Rokoko-Stadtpalast um. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais Porcia bis auf die Fassade zerstört. 2008 sanierte man die Fassade und rekonstruierte sie so, wie Cuvilliés sie gestaltet hatte.

Karmeliterstraße
Karmeliterkirche
Kurfürst Maximilian I. (1573 – 1651) hatte den Bau einer Votivkirche gelobt. Diese wurde erst nach seinem Tod als Ersatz für die alte Karmelitenkirche errichtet, und zwar vom kurfürstlichen Hofbaumeister Marx Schinnagl (1612 – 1681) nach Plänen seines Vorgängers Hans Konrad Asper (um 1588 ‒ 1666). 1660 weihte man das Bauwerk. 1802 bis 1811 veränderte Nikolaus Schedel von Greiffenstein die Fassade vom Barock zum Klassizismus.
Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Karmelitenkirche St. Nikolaus wurde 1955 bis 1957 von Sep Ruf vereinfacht als profanes Archiv- und Bibliotheksgebäude mit einem Ausstellungsraum wieder aufgebaut. Dabei rekonstruierte man nur die Fassade und die Chorapsis. 1981 wurden in der ehemaligen Sakristei Fresken von Johann Anton Gumpp und Stuck von Francesco Marazzzo freigelegt.
Kaufingerstraße
Die Fußgängerzone vom Marienplatz zum Stachus durch die Kaufingerstraße und Neuhauser Straße bildet die südliche Grenze des Kreuzviertels. Die Kaufingerstraße heißt seit 1316 nach dem damaligen Patriziergeschlecht Kauferinger.
Kaufingerstraße 8 ‒ 26
Kaufingerstraße 8: Das neubarocke Ädikulafenster und die Reliefbüste der Maria in einer Muschelnische darüber stammen vermutlich aus dem Jahr 1889. ‒ 1888 bis 1890 gestaltete der Architekt Lorenz Wimmer das Eckhaus Kaufingerstraße 24 / Liebfrauenstraße 2 mit einer Natursteinfassade im Stil der Neurenaissance. ‒ Über die Figur am Hutgeschäft Breiter an der Ecke Kaufinger- / Liebfrauenstraße ist nichts weiter bekannt.





Kaufingerstraße 28
Das Geschäftshaus »Zum Schönen Turm« wurde 1912 bis 1914 nach Plänen der Architekten Eugen Hönig und Karl Söldner für die Textilhandelsgesellschaft Bamberger & Hertz gebaut. Die Bildhauerarbeiten führte Julius Seidler 1914/15 aus. Benannt wurde das Gebäude nach dem 1157 dort errichteten, 1479 erneuerten, 1807 abgerissenen Torturm der ältesten Stadtmauer Münchens. Der ist an einer Hausecke abgebildet, über dem Goldschmied, der einer Legende zufolge in Utrecht hingerichtet wurde, weil man ihm nicht glaubte, dass ein verschwundenes Geschmeide von einer Elster geraubt worden war.
Kurz vor der »Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben« vom 12. November 1938 übernahm der Einkaufsleiter Hans Hirmer das Kaufhaus von Siegfried Bamberger und änderte den Namen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Siegfried Bamberger sein Eigentum zurück, aber 1951 kaufte es ihm die Familie Hirmer ab und eröffnete 1962 in der Kaufingerstraße das Stammhaus der Herrenmode-Firmengruppe.
In den Achtzigerjahren rekonstruierte Peter F. Miller den im Krieg zerstörten Figurenschmuck von Julius Seidler.
Hirmer-Fassaden (links: Frauenplatz, 2025; rechts: Augustinerstraße, 2014)






Lenbachplatz
Die damalige Bachstraße wurde 1905/06 nach dem Maler Franz von Lenbach (1836 – 1904) umbenannt und heißt seither Lenbachplatz, obwohl es sich auch heute noch mehr um einen breiten Straßenzug mit Verkehrsinsel als um einen Platz handelt. Und dieser Straßenzug zwischen → Stachus und → Maximiliansplatz, Kreuzviertel und → Maxvorstadt ist Teil des Altstadtrings.
Alte Börse
Die Deutsche Bank ließ sich 1896 bis 1898 vom Architekten und Bauunternehmer Albert Schmidt (1841 – 1913) ein neubarockes Gebäude am Lenbachplatz errichten. Das im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte Bauwerk wurde 1948/49 durch Jac Lehner ohne die Eckkuppeln am Dachgeschoss restauriert. Weil es 1963 bis 2007 von der Münchner Börse genutzt wurde, nennt man die Alte Börse auch Neue Börse. 2007 bis 2009 fand eine umfassende Sanierung des Gebäudes statt.





Bernheimer Haus
Friedrich von Thiersch baute 1887 bis 1889 das Geschäftshaus für den Textilkaufmann Lehmann Bernheimer am Lenbachplatz 3, und sein Schüler Martin Dülfer gestaltete die neubarocke Fassade. An der Eröffnungsfeier im Dezember 1889 nahm auch Prinzregent Luitpold teil. Nach einem Brand im Februar 1897 ergänzte der Hoflieferant sein Sortiment durch Tapisserien, Teppiche und Antiquitäten.
1918 übergab Lehmann Bernheimer das Geschäft seinem Sohn Otto. Ende 1938 wurde das Unternehmen »arisiert«, und die jüdische Familie Bernheimer musste nach einer Inhaftierung im KZ Dachau das Land verlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Otto Bernheimer die durch Luftangriffe beschädigte Immobilie zurück, und 1948 nahm er den Geschäftsbetrieb wieder auf.
1987 erwarb der Bauunternehmer Jürgen Schneider das Bernheimer-Haus und beauftragte den Architekten Alexander von Branca, die Fassaden zu sanieren, das Innere jedoch aufwändig zu modernisieren und eine Tiefgarage einzubauen. Die Deutsche Bank, die nach dem Zusammenbruch des Schneider-Unternehmens 1993 die Immobilie übernahm, ließ die Bauarbeiten abschließen, die wohl mehr als 100 Millionen D-Mark kosteten.

Ehemalige Aufhäuser Bank
Nachdem Albert Schmidt das → Bankgebäude am Lenbachplatz 2 errichtet hatte, baute er 1898 bis 1901 auch das neubarocke Gebäude am Lenbachplatz 4, und zwar für die Aufhäuser Bank. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Wilhelm Linder 1946 bis 1951 den Wiederaufbau.

Ehemalige Aufhäuser Bank am Lenbachplatz (Fotos: Mai 2023)
Lenbachplatz 5
Das Gebäude am Lenbachplatz 5 wurde 1903/04 von Emanuel von Seidl im historisierenden Stil des Jugendstil-Klassizismus gestaltet. 1997 wurde das Gebäude hinter der im Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört gebliebenen Fassade abgerissen und neu errichtet.

Wittelsbacher Brunnen
1893 bis 1895 wurde auf Resten der Stadtmauer der klassizistische Wittelsbacher Brunnen nach Entwürfen des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847 ‒ 1921) errichtet. Er symbolisiert die Urkräfte des Elements Wasser. Der zum Wurf eines Felsbrockens ansetzende Reiter steht für die zerstörerische Kraft des Wassers. Die Amazone mit der Schale versinnbildlicht dagegen die lebenswichtige Funktion des Wassers.
Münchner Künstlerhaus
Prinzregent Luitpold legte am 3. Juli 1893 den Grundstein für das von Gabriel von Seidl im Stil der Neorenaissance entworfene Vereinshaus Münchner Künstler, das unter Leitung von Franz von Lenbach und Ferdinand von Miller gebaut und am 29. März 1900 eröffnet wurde. Bei einem Luftangriff am 14. Juli 1944 ging das Künstlerhaus in Flammen auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es schrittweise wiedereröffnet, bis die Restaurierung 1998 abgeschlossen werden konnte. Die Münchner Künstlerhaus-Stiftung entstand am 28. Dezember 2001.





Vom 3. Juli bis 30. August 2024 stellten junge Münchner Künstlerinnen unter dem Titel »Chaos in der Ordnung im Chaos« im Künstlerhaus aus. »Chaos und Ordnung existieren ineinander, umeinander und nebeneinander in faszinierendem Wechselspiel.« (Münchner Künstlerhaus)
Album zur Ausstellung »Chaos in der Ordnung im Chaos« im Künstlerhaus (privat)
Löwengrube
Über die Herkunft und Bedeutung des Straßennamens Löwengrube ist nichts weiter bekannt.
Das Gebäude in der Löwengrube 18 im Stil der Neurenaissance stammt aus dem Jahr 1899. Julius Metzger baute es 1923 um und fügte den stuckierten Neurokoko-Erker hinzu. Die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden beseitigte man um 1950.
Maxburg, Maxburgstraße
Die 1593 bis 1597 nach einem Brand im Alten Hof für Herzog Wilhelm V. errichtete Stadtresidenz im Stil der Renaissance wurde später nach Herzog Maximilian Philipp benannt: Herzog-Max-Burg, kurz: Maxburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg existierte nur noch die Turmruine. Anstelle der Burg entstand 1954 bis 1957 nach Entwürfen der Architekten Sep Ruf (1908 – 1982) und Theo Pabst (1905 – 1972) ein Komplex aus Verwaltungs- und Geschäftsgebäuden.
Der Moses-Brunnen im Innenhof der Maxburg wurde 1955 von Josef Henselmann (1898 – 1987) gestaltet: Die Bronzefigur steht auf einem Granit-Findling über dem Wasserbecken. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich seit 2018 die von Josef Henselmanns Enkel Josef Alexander Henselmann (*1963) geschaffene 2,2 m hohe Bronzestatue »Das Paar«.
Der Bildhauer Karl Knappe (1884 – 1970) schuf das Sandsteinrelief eines Engels hinter einer Weltkugel an der Fassade der Neuen Maxburg. Die beiden Plattenmosaike in der Maxburgstraße wurden von den Künstlern Blasius Spreng (1913 – 1987) und Wilhelm Braun (1906 – 1986) gestaltet.


»In Erinnerung an die kanonische Errichtung des Bistums Freising durch den hl. Bonifatius anno Salutis 739« steht vor dem Erzbischöflichen Ordinariat in der Maxburgstraße 2 seit 1989 eine von Klaus Backmund (1929 – 2020) geschaffene Bronzeplastik. Sie zeigt Korbinian, den Patron des Erzbistums, mit einem bepackten Bären. Das illustriert eine Legende, der zufolge Korbinian einen Bären, der sein Lasttier gerissen hatte, dazu brachte, sein Gepäck zu tragen.
Maximiliansplatz
Auf dem Maximiliansplatz fanden früher Dulten und Pferdemärkte statt. 1808 tauchte der heutige Name auf. Damit ist Maximilian I. Joseph gemeint, der 1806 durch ein Bündnis mit Napoleon zum ersten bayrischen König avancierte. 1805 bis 1810 planten Friedrich Ludwig von Sckell und Karl von Fischer für ihn die → Maxvorstadt als erste planmäßige Stadterweiterung Münchens, und der Maximiliansplatz war als Übergangszone von der Altstadt in die Maxvorstadt konzipiert.
Denkmäler
In der Parkanlage stehen Denkmäler für Max von Pettenkofer, Justus von Liebig, Karl Effner und Friedrich von Schiller.
König Ludwig I. beauftragte Max von Widnmann mit der Gestaltung eines Schillerdenkmals. Als Vorlage für den Kopf des Dichters nahm der Bildhauer die Schillerbüste von Johann Heinrich von Dannecker. Ferdinand von Miller goss das Bronzedenkmal, und der Steinmetzmeister Heinrich Blum schuf das Piedestal aus Untersberger Marmor, das 1863 enthüllt wurde.
Nach dem Tod seines Lehrers Michael Wagmüller am 26. Dezember 1881 vollendete Wilhelm von Rümann dessen Pläne für ein Denkmal zu Ehren des Chemikers Justus von Liebig aus Carrara-Marmor. Es wurde 1883 enthüllt. Der Bildhauer Wilhelm von Rümann modellierte auch das Denkmal für den Chemiker und Hygieniker Max von Pettenkofer, das 1909 ‒ drei Jahre nach dem Tod des Künstlers ‒ in der Kunst- und Metallgießerei Andreas Mayer gegossen und noch im selben Jahr aufgestellt wurde.




Nereiden-Brunnen
Der Bildhauer Toni Stadler junior (1888 – 1982) entwarf 1971 den Nereiden-Brunnen zu Ehren des Komponisten Karl Amadeus Hartmann (1905 – 1963).


Maximiliansplatz 8
Friedrich von Thiersch gewann 1890 einen Architektenwettbewerb und baute 1899 bis 1901 das Haus für Handel und Gewerbe, in dessen Obergeschoss der Börsensaal eingerichtet wurde. Seit 1935 residiert dort die Industrie- und Handelskammer (Maximiliansplatz 8).





Nornenbrunnen
Der Bildhauer Hubert Netzer (1865 ‒ 1939) gestaltete 1907 den Nornenbrunnen aus Kirchheimer Muschelkalk im Jugendstil. 1966 versetzte man ihn vom → Stachus in die Eschenanlagen am Maximiliansplatz, die noch zum Kreuzviertel gehören.
Nornenbrunnen (Fotos: Mai 2023 / März 2025)
Neuhauser Straße
Den Straßennamen Neuhauser Straße gibt es seit 1293. Damit gehört er zu den ältesten in München. Die Neuhauser Straße und die Kaufingerstraße bilden die südliche Grenze des Kreuzviertels: Die Nordseite zählt zum Kreuzviertel, die Südseite zum → Hackenviertel.
Augustinerkirche / Deutsches Jagd- und Fischereimuseum
Der Baumeister Veit Schmidt barockisierte 1618 bis 1621 ‒ vermutlich nach Plänen von Hans Krumpper (um 1570 – 1634) ‒ die Klosterkirche der Augustiner-Eremiten in München, eine gotische Backsteinbasilika aus dem 13. Jahrhundert. Als das Kloster 1803 säkularisiert und die Brauerei privatisiert wurde (Augustiner-Bräu), nutzte man die Kirche als Mauthalle. Der Architekt Theodor Fischer (1862 – 1938) baute 1911 den »Weißen Saal« in die Kirche und 1914/15 eine Treppe zwischen den beiden Geschossen. Das Kloster wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen, um Platz für den Neubau des → Polizeipräsidiums München zu schaffen.

Der nationalsozialistische Kommunalpolitiker Christian Weber (1883 – 1945) hob 1934 den Verein »Deutsches Jagdmuseum. Forschungs- und Lehrstätte für Jagdkunde« aus der Taufe und initiierte die Gründung eines Reichsjagdmuseums, das dann 1938 im → Schloss Nymphenburg unter der Schirmherrschaft des Reichsjägermeisters Hermann Göring eröffnet wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, am Hubertustag 1966 (3. November), wurde das Deutsche Jagdmuseum in der für diesen Zweck von Erwin Schleich 1962 bis 1964 rekonstruierten Augustinerkirche wiedereröffnet. Und als die Sammlungen 1982 um Süßwasserfische und Fischereigerätschaften erweitert wurden, änderte sich der Name in »Deutsches Jagd- und Fischereimuseum« (Neuhauser Straße 2).
Die Bronze-Skulptur »Sitzender Keiler« schuf der Bildhauer Martin Mayer 1960 im Auftrag von Bernhard Borst für die → Borstei in München nach dem Vorbild der von Pietro Tacca um 1633 gestalteten Figur »Porcellino« auf dem Mercato Nuovo in Florenz. Bei der Plastik vor dem Deutschen Jagd- und Fischereimuseum handelt es sich um einen zweiten Guss aus dem Jahr 1976.

Weil der 350 Kilogramm schwere Keiler 2022 von einem Müllwagen angefahren worden war, musste er im Juni 2023 in der Kunstgießerei in der Schleißheimer Straße repariert werden.
Michaelskirche
Herzog Albrecht V. vereinbarte zwar bereits 1556 mit den Jesuiten den Bau einer Höheren Schule in München, aber der Grundstein für das Kolleg und die Kirche wurde erst 1583 gelegt, als bereits sein Sohn Wilhelm der Fromme regierte. Die Entwürfe im Stil eines Übergangs von der Renaissance zum Barock stammen vermutlich von Friedrich Sustris. Das zweitgrößte freitragende Tonnengewölbe der Welt entstand 1587/88.
1597 wurde die Kirche dem Erzengel Michael geweiht. St. Michael galt als Zentrum der Gegenreformation in Bayern. Nach dem Verbot des Jesuitenordens kamen Kirche und Kolleg in den Besitz des Königs. Das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Bauwerk St. Michael wurde 1946 bis 1948 restauriert. 1981 brachte man eine Nachbildung der 1944 zerstörten Figur des Christus Salvator am Giebel an. Die für eine Kirche eher untypische Fassade wurde 1971/72 und 2009 bis 2013 renoviert.

Nach dem Einsturz des ersten Glockenturms von St. Michael im Jahr 1590 – also noch vor der Fertigstellung der Kirche, deren Chorraum dabei zerstört wurde ‒ baute man ab 1592 einen neuen Turm an der Nordostecke des Jesuitenkollegs (heute: Maxburgstraße 1). Davon blieben nach dem Zweiten Weltkrieg nur der Hausteinsockel und der untere Teil der Ziegelmauern erhalten.
Album über die Michaelskirche
Alte Akademie
Die Jesuiten, die Mitte des 16. Jahrhunderts nach München kamen, begannen im damaligen Augustinerkloster (heute: Deutsches Jagd- und Fischereimuseum), Schüler zu unterrichten. Westlich davon wurde 1574 bis 1576 ein Jesuitengymnasium (Wilhelmsgymnasium) gebaut ‒ vermutlich von Friedrich Sustris.
Für die von Herzog Wilhelm dem Frommen im Geist der Gegenreformation geförderte Erweiterung wurden 34 Bürgerhäuser und eine kleine Kirche abgerissen. 1583 begannen der Architekt Wendel Dietrich und der Maurermeister Wolfgang Müller mit den neuen Bauarbeiten nach Entwürfen von Friedrich Sustris. Dabei entstand ein riesiger Gebäudekomplex für Kolleg, Kirche und Kloster der Jesuiten.
1783, zehn Jahre nach dem päpstlichen Verbot und der Aufhebung des Jesuitenordens, zog die Bayerischen Akademie der Wissenschaften in das Kollegiengebäude (Wilhelminum). Deshalb sprechen wir von der Alten Akademie. 1807 richtete sich außerdem die Akademie der Bildenden Künste dort ein.
Der Hofarchitekt Andreas Gärtner (1744 ‒ 1826) fügte 1808 bis 1811 noch einen Flügel im Westen hinzu.
1826 holte König Ludwig I. die Universität von Landshut nach München, und die Hochschule nutzte Räume in der Alten Akademie, bis das von Friedrich von Gärtner in der Ludwigstraße errichtete Universitätsgebäude 1840 bezugsfertig war.
Josef Wiedemann (1910 ‒ 2001) rekonstruierte die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Alte Akademie Mitte der Fünfzigerjahre.
Der Freistaat Bayern, dem der Gebäudekomplex und das mehr als 6000 Quadratmetern Grundstück gehört, vergab die Immobilie Ende 2013 im Erbbaurecht an die Immobiliengruppe Signa Holding des österreichischen Investors René Benko. 2016 gingen die Büros Morger Partner Architekten in Basel und Maurus Schifferli in Bern siegreich aus einem Wettbewerb für die Neugestaltung hervor, und der Münchner Stadtrat beschloss 2020 den vorgelegten Bebauungsplan: Der historische Gebäudekomplex neben der Michaelskirche sollte in eine Mischung aus Büros, Einzelhandel, Gastronomie und Wohnungen umgewandelt werden. Außerdem war geplant, den 1899 aufgestellten, seit 1944 verschollenen Max-von-Pettenkofer-Brunnen zu rekonstruieren. Und die 1962 von Hans Wimmer gestaltete und zu Ehren von Richard Strauss vor der Alten Akademie aufgestellte Brunnensäule mit Szenen aus der Oper »Salome« war selbstverständlich in die Planung mit einbezogen.
2022 wurde der Bauantrag genehmigt und mit den Bauarbeiten begonnen. Aber Ende 2023 stellte die Projektgesellschaft einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, und seither ist unklar, wie es mit der Baustelle weitergehen wird.

Bürgersaal
Nachdem die Sodalen der 1610 gegründeten Marianischen Männerkongregation »Mariä Verkündigung« einen Neubau ihres Kongregationssaals beschlossen hatten, realisierte der Polier Johann Georg Ettenhofer das Vorhaben 1709/10 nach Plänen von Giovanni Antonio Viscardi. Im Zweiten Weltkrieg wurde der »Bürgersaal« bis auf die barocke Hauptfassade und die ursprünglich als Druckerei genutzte »Unterkirche« zerstört. In den Fünfzigerjahren erfolgte die Rekonstruktion nach historischen Kupferstichen. In der Unterkirche sind 14 Kreuzweg-Gruppen aus Lindenholz zu sehen, die Hans Sprenger 1892 bis 1898 nach Modellen von Joseph Elsner geschaffen hat. Die Oberkirche ist nur während der Messen geöffnet.








Oberpollinger
Die Familie Pollinger besaß von 1584 an zwei Brauereien in München, eine beim Angerkloster, die andere östlich vom Stachus – und es wurde zwischen dem unteren und oberen Pollinger unterschieden. Bei einer Zwangsversteigerung der Immobilie in der Neuhauser Straße kam 1903 das Hamburger Warenhausunternehmen M. J. Emden Söhne zum Zug. Der Architekt Max Littmann baute 1904/05 das »Oberpollinger« genannte Warenhaus im Stil der Neurenaissance bzw. des Historismus. Die Bildhauer Heinrich Düll und Georg Pezold schufen die Schmuckelemente der Fassaden. Auf die Herkunft des Handelsunternehmens verweisen noch heute zwei Wetterfahnen in Form von Handelsschiffen. 1927 übernahm das Unternehmen Karstadt die Immobilie und ließ sie 1931 von dem Architekten Philipp Schaefer vergrößern. Ein weiterer Umbau fand 2005/06 statt.

Pacellistraße
1951 wurde die Straße vom Promenadeplatz zur Maxburg nach Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli (1876 – 1958) benannt, dem von 1917 bis 1925 in München (und dann noch bis 1929 in Berlin) residierenden Apostolischen Nuntius in Deutschland. 1939 wurde er zum Papst gewählt und nahm den Namen Pius XII. an.
Dreifaltigkeitskirche
1711 begann Giovanni Antonio Viscardi, die Dreifaltigkeitskirche in der Pacellistraße zu errichten, das erste spätbarocke Kirchengebäude in München. Nach dem Tod des Architekten am 9. September 1713 vollendete dessen Polier Johann Georg Ettenhofer bis 1718 das Bauwerk mit Kuppel und aufwändig gestalteter Eingangsfront. Am Stuck arbeitete Johann Georg Bader 1714/15, und parallel dazu malte Cosmas Damian Asam die Fresken.
Als einzige Kirche in der Altstadt blieb die Dreifaltigkeitskirche im Zweiten Weltkrieg unzerstört. Nur der Turm büßte seinen Helm ein.

Platz der Opfer des Nationalsozialismus
Der Platz zwischen der Brienner Straße und dem Maximiliansplatz ‒ schräg gegenüber dem ehemaligen Wittelsbacher Palais, in dem sich von 1933 bis 1945 das Hauptquartier der Münchner Gestapo befand ‒ heißt seit 1946 »Platz der Opfer des Nationalsozialismus«. Anstelle eines Gedenksteins von Karl Oppenrieder wurde 1985 ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus aufgestellt, und ein Gedenkstein erinnert seit 1995 an die ermordeten Münchner Sinti und Roma. Der Platz selbst wurde 2012 bis Anfang 2014 neu gestaltet.

Prannerstraße
Der bereits vor 1368 eingeführte Name Prannerstraße bezieht sich auf eine Familie, die damals in der Straße wohnte: Familie Prandan.
Von 1819 bis 1933 tagte in der Prannerstraße zunächst die 1818 geschaffene Ständeversammlung, ab 1848 dann der Landtag. Das Landtagsgebäude wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Inzwischen steht dort ein Bürogebäude (Prannerstraße 8).
Palais Neuhaus-Preysing
Das Palais Neuhaus-Preysing in der Prannerstraße 2 wurde 1737 von Philipp Jakob Köglsperger nach einem Entwurf seines Lehrers François de Cuvilliés d. Ä. anstelle eines älteren Palais der Adelsfamilie von Neuhaus errichtet.
Im letzten Jahrzehnt des 19. und ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erwarb die benachbarte Bayerische Staatsbank das Palais der Familie von Neuhaus und weitere Stadtpaläste. Einige davon wurden abgerissen und von dem Architekten Albert Schmidt (1841 – 1913) durch Neu- und Erweiterungsbauten ersetzt. Mitte der Fünfzigerjahre wurde die Kriegsruine des Palais Neuhaus-Preysing durch einen Neubau des Architekten Erwin Schleich (1925 – 1992) ersetzt, und als 2003 bis 2006 die »Fünf Höfe« entstanden, sanierte man auch das Palais. Dessen Rokoko-Fassade gehört zu den wenigen original erhaltenen in München.



Palais Gise
Der Hofbaumeister Karl Albert von Lespilliez (1723 ‒ 1796), der bei François de Cuvilliés d. Ä. studiert hatte, lieferte die Entwürfe für den Bau eines Rokoko-Stadtpalais um 1760. Von 1837 bis 1906 befand es sich im Besitz des bayrischen Politikers Friedrich August Freiherr von Gise (1783 – 1860) und seinen Erben. Heute gehört das Palais Gise in der Prannerstraße 9 dem Erzbischöflichen Ordinariat München-Freising. Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb die Original-Fassade ebenso wie beim Palais Neuhaus-Preysing erhalten.
Maxtor und Grottenbrunnen
Nachdem die Stadtmauer an dieser Stelle abgerissen worden war, errichtete der Stadtbaumeister Nikolaus Schedel von Greiffenstein (1752 – 1810) 1805 ein Tor als westlichen Abschluss der Prannerstraße. Im Jahr darauf wurde Bayern zum Königreich, und aus diesem Anlass änderte man den Namen zu Ehren des Monarchen von Prannertor in Max-Joseph-Tor. Bald darauf bürgerte sich der Name Maxtor ein. Das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Tor wurde 1985 vom Architekten und Denkmalpfleger Erwin Schleich (1925 – 1992) rekonstruiert.
Als Ergänzung zum Maxtor steht seit 1886 südlich davon ein Grottenbrunnen (Maximiliansplatz 18/19).



Promenadeplatz
Wo sich heute der Promenadeplatz befindet, hatten bis 1778 die Salzstadel der Stadt gestanden. Nach deren Abriss wurde das Areal im Zentrum des Kreuzviertels einige Zeit als Paradeplatz genutzt und 1804 zu einer Grünanlage umgestaltet.
Auf dem Promenadeplatz reihen sich Denkmäler für Lorenz Westenrieder, Orlando di Lasso, Kurfürst Max Emanuel und Christoph Willibald Gluck. Weil Michael Jackson einige Male im Bayerischen Hof am Promenadeplatz logierte, schmücken Fans des Sängers seit dessen Tod im Juni 2009 das 1849 von Max Widnmann gestaltete Orlando-di-Lasso-Denkmal mit Bildern, Blumen und Grablichtern.
Der Bildhauer Friedrich Brugger (1815 – 1870), ein Schüler Ludwig Schwanthalers, formte 1861 das Bronzestandbild des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern, das 1864 auf dem Promenadeplatz enthüllt wurde. Die Sockelinschrift verweist auf die Erstürmung Belgrads 1688 im Großen Türkenkrieg (1683 bis 1699).

Ein Unikum ist die am östlichen Rand des Promenadeplatzes aufgestellte Statue, die Maximilian Graf von Montgelas (1759 – 1838) darstellt. Sie stammt von der Berliner Bildhauerin Karin Sander. 2005 wurde die digital aus Bildern des bayrischen Ministers berechnete sechs Meter hohe Figur computergesteuert aus einem Aluminiumblock gefräst. Sie wiegt neuneinhalb Tonnen.
1811 bis 1813 ließ Maximilian Graf von Montgelas (1759 – 1838) das nach ihm benannte frühklassizistische Palais am Promenadeplatz von Emanuel Josef Herigoyen errichten und von Jean Baptiste Métivier ausstatten. Das Palais Montgelas diente von 1817 bis 1933 als Dienstgebäude des bayrischen Außenministeriums und war dann bis 1945 Dienstsitz der Staatskanzlei. Das Montgelas-Palais gehört seit 1969 teilweise und seit 2023 ganz zum Hotel Bayerischer Hof.
Skulptur des Grafen von Montgelas vor dem Palais Montgelas (Fotos: 2023/24)
Das ehemalige Ballin-Haus am Promenadeplatz 9 wurde 1909/10 von Gustav von Cube und Karl Stöhr mit einer barockisierenden Natursteinfassade gestaltet. Die 1910 vor dem Ballin-Haus enthüllte Bronzeplastik des sich aufbäumenden Pferdes mit Reiter stammt von Heinrich Düll und Georg Pezold.


Salvatorplatz
Salvatorkirche
Herzog Albrecht IV. der Weise ließ den Friedhof um die Frauenkirche verlegen. Wahrscheinlich war Lukas Rottaler, ein Schüler Jörg von Halsbachs, der Erbauer der neuen, 1493 fertiggestellten und im Jahr darauf geweihten gotischen Friedhofskirche im Kreuviertel. St. Salvator wurde 1774 im Barock-Stil renoviert. 1789 wurde der Friedhof aufgelassen. Ein 1804 beschlossener Abbruch der Kirche fand nicht statt; sie wurde stattdessen als Lager verwendet. 1828 überließ König Ludwig I. die Nutzung der Backsteinkirche der Griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland, und nach einem jahrzehntelangen Rechtsstreit mit dem Freistaat Bayern gilt die Salvatorkirche seit 1999 als deren Eigentum.

Literaturhaus
Der Architekt Friedrich Löwel baute 1886/87 gegenüber der Salvatorkirche eine Schule im Stil der Neurenaissance. 1995 bis 1997 wurde das Gebäude am Salvatorplatz von Grund auf saniert und dann als Literaturhaus eröffnet.
Im 3. Stockwerk ist der sibirische Braunbär zu sehen, den Thomas Manns Eltern 1869 in Lübeck als Hochzeitsgeschenk bekommen hatten. Als die Witwe Julia Mann 1892 mit den Kindern Heinrich, Thomas, Carla, Julia und Viktor nach München zog, nahm sie den Bären mit. Der taucht auch in Thomas Manns Roman »Buddenbrooks« auf, als Geschenk von Clara und Sievert Tiburtius für die Familie Buddenbrook anlässlich der Taufe Hannos. 1937 erwarb der Geschäftsmann Josef Michael Matt den Bären der emigrierten Familie für das Schaufenster seines Lederwarengeschäfts in der Sendlinger Straße. Nach dem Tod seiner Tochter Maria Matt im November 2000 übergab der Erbe Thomas Kleinsteuber den Bären der Stadt München als Dauerleihgabe.

Schäffler-Eck
Der Zunfttanz der Schäffler entstand im 16. Jahrhundert in München und verbreitete sich später durch wandernde Gesellen in Bayern. In jedem siebten Jahr finden noch immer Schäffler-Tänze in München statt. Am Schäffler-Eck im Kreuzviertel (Ecke Wein-/Schäfflerstraße) sind zwei von der Hofkupferschmiede Regaller 1950 hergestellte Schäfflertänzer-Figuren zu sehen.



Stachus
Der Stachus gehört nur teilweise zum Kreuzviertel. Der südöstliche Bereich ist dem → Hackenviertel zuzurechnen, und im Westen beginnen die → Maxvorstadt und die → Ludwigsvorstadt.

Album über den Stachus
Theatinerkirche

Album über die Theatinerkirche
Theatinerstraße
Der bereits vor 1803 eingeführte Name Theatinerstraße bezieht sich auf den 1524 gegründeten katholischen Orden der Theatiner, der seinen Namen wiederum auf die Bischofsstadt ihres Mitbegründers Gian Pietro Carafa (1476 – 1559) zurückführt, des Bischofs von Theate (heute: Chieti) und späteren Papstes Paul IV.
Arco-Palais
Das barockisierte Arco-Palais an der Ecke Maffei-/Theatinerstraße wurde 1908 bis 1910 nach Plänen der Architekten Georg Meister und Oswald Bieber errichtet und gehörte bis 1937 zum Besitz des um 1700 nach Bayern gezogenen Zweigs der Arco, eines italienischen Uradelsgeschlechts. Die Moderne Galerie von Heinrich Thannhauser veranstaltete dort 1909 die erste Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München und 1911 die erste Ausstellung des »Blauen Reiter«.

Fünf Höfe
Bei den »Fünf Höfen« im Kreuzviertel handelt es sich um eine Einkaufspassage. Nach der Entkernung des Gebäudekomplexes zwischen Salvator-, Kardinal-Faulhaber-, Maffei- und Theatinerstraße wurden 1998 bis 2001 nach Plänen der Basler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron die ersten der Fünf Höfe gebaut: Maffei- und Perusahof, Pranner- und Salvatorpassage, Viscardihof.
Der Architekt Ivano Gianola entwarf den Maffeihof und gestaltete das Areal zum Schäfflerhof. 2003 war dann auch die vom Architekturbüro Hilmer & Sattler und Albrecht in München gestaltete Fassade an der Salvatorstraße fertig. Die »Hängenden Gärten« (2002) in der Salvatorpassage stammen von der Künstlerin Tito Giese (*1942). Im Viscardihof hängt seit 2003 die acht Tonnen schwere »Sphere«. Der aus Island stammende dänische Künstler Ólafur Elíasson (*1967) schuf die Stahlkugel mit einem Durchmesser von zehn Metern.




Kunsthalle München
Die 1985 eröffnete Kunsthalle München ist die bedeutendste Einrichtung der 1983 gegründeten Hypo-Kulturstiftung. Seit 2001 befindet sie sich in den Fünf Höfen (Theatinerstraße 8). Die Kunsthalle besitzt keine eigene Sammlung, sondern organisiert Wechselausstellungen. Sie gehört zu den renommiertesten Ausstellungshäusern in Deutschland.
Album über Ausstellungen in der Kunsthalle (privat)
Theatinerstraße 11
Die Bildhauer Elmar Dietz (1902 –1996) und Roland Friedrichsen (1910 – 1992) schufen 1951 für das Portal der ehemaligen Hypotheken- und Wechselbank in der Theatinerstraße 11 vier Bronzefiguren: zwei Frauen und zwei Männer, die Handel, geistige Arbeit, Handwerk und Landwirtschaft symbolisieren.



