München: Pasing Obermenzing
Pasing
Pasing (»villa Pasingas«) wurde 763 – lange vor München – in einer Urkunde erwähnt. 1905 wurde die 1818 gebildete Gemeinde zur Stadt erhoben. Die sträubte sich lange Zeit gegen eine Eingemeindung nach München, konnte jedoch nicht verhindern, dass die Nationalsozialisten 1938 eine Eingemeindung in die »Hauptstadt der Bewegung« erzwangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg strebte Pasing erneut die Selbstständigkeit an, aber auch diese Bemühungen blieben vergeblich.
Obermenzing
Obermenzing lässt sich urkundlich bis 1315 zurückverfolgen. 1818 wurde Obermenzing mit den Ortsteilen Pipping und Blutenburg eine selbstständige Gemeinde. 1938 konnte Obermenzing ebenso wenig wie Pasing die Zwangseingemeindung durch München verhindern.
21. Münchner Stadtbezirk: Pasing-Obermenzing
Seit 1992 bilden Pasing und Obermenzing den 21. Münchner Stadtbezirk.


Alte Allee in Pasing
Der 1945 eingeführte Name Alte Allee bezieht sich auf die Linden entlang der Straße in Pasing.
August Exter und die Villenkolonien
Der Architekt August Exter (1858 – 1933) kaufte 1892 ein Stück Ackerland, ließ es erschließen, parzellierte es und verkaufte bis 1895 alle 120 Baugrundstücke. So gründete er die »Villenkolonie Neu-Pasing I«. Die benachbarte »Villenkolonie Neu-Pasing II« entstand ab 1897, allerdings nicht mehr unter seiner Leitung.
Nach Plänen von August Exter wurde 1897 am Südostrand der Villenkolonie II ein Wohnhaus im Stil der Neurenaissance errichtet (Alte Allee 2). Das Nachbarhaus (Alte Allee 4) entstand 1898 nach Plänen des Architekten Gustav Rühl im Landhausstil.


Trafohäuschen-Bemalung zur Erinnerung an August Exter
Wolfgang Haller bemalte 2019 die um 1900 errichtete Netztrafostation 3304 am Anfang der Alten Allee in München-Pasing zur Erinnerung an August Exter.

Album über Wolfgang Hallers Hommage an August Exter in Pasing
Am Klostergarten
1948 wurde die damalige Kirchenstraße in Pasing umbenannt. Seither heißt sie »Am Klostergarten« nach dem früheren Garten der Englischen Fräulein in Pasing, der Ende 2024 als »Magdalenenpark« für die Öffentlichkeit geöffnet wurde.
Alte Pasinger Pfarrkirche Mariä Geburt
Anstelle einer 1422 zerstörten Kirche in Pasing baute man ein spätgotisches Gotteshaus, das 1680 barockisiert und auch später mehrmals umgebaut wurde.



Die Heiligen Korbinian und Engelbert flankieren die Marienfigur am neugotischen Hochaltar der Kirche Mariä Geburt in Pasing. An den Seitenwänden des Langhauses befinden sich barocke Apostelfiguren.
Am Krautgarten in Pasing
Früher wurde auf den Feldern in der Nähe vorwiegend Kraut angebaut. Darauf bezieht sich der Straßenname Am Krautgarten in Pasing.
Kindergarten Am Krautgarten
Die in Deutschland lebende norwegische Künstlerin Verena Issel dachte sich 2023 für die 3,5 m hohen Betonmauern des neu gebauten Kindergartens Am Krautgarten in Pasing ein originelles Objekt-Tableau mit Bezug zur Adresse aus. Es besteht aus Farbflächen, Kacheln, Keramik und skulpturalen Holzfiguren.




Avenariusstraße
Die Avenariusstraße in Pasing erinnert seit 1945 an den Dichter Ferdinand Avenarius (1856 ‒ 1923), der 1887 die Zeitschrift »Der Kunstwart« gegründet hatte.
1909 bis 1911 wurde für den Rektor des Karlsgymnasiums in Pasing eine Villa nach Plänen des Architekten Josef Lang (1878 – 1927) errichtet, die seit den Siebzigerjahren als Kindergarten genutzt wird und unter Denkmalschutz steht (Adresse: Avenariusstraße 3).

Bäckerstraße in Pasing
Die frühere Kreuz- bzw. Hindenburgstraße in München-Pasing heißt seit 1947 Bäckerstraße und erinnert an die erste Bäckerei in Pasing, die dort zu Beginn des 18. Jahrhunderts betrieben wurde.
Martin Blumöhr: »Randbreite«
Im Ideenaustausch mit Schülerinnen und Schülern gestaltete Martin Blumöhr 2015 die Südfassade des Hauses in der Bäckerstraße 4 in Pasing mit dem Mural »Randbreite«.

Album über Streetart von Martin Blumöhr in Pasing und Obermenzing
Bahnhofsplatz
Bahnhofsplatz 1
Das Geschäftshaus am Pasinger Bahnhof(s)platz 1 wurde 1924 von Josef Lang (1878 – 1927) errichtet. Der Architekt engagierte sich auch als Stadtrat für Wohnungsgenossenschaften in Pasing. Die Josef-Lang-Straße trägt seinen Namen.
Pasinger Bahnhof(s)platz 1 (Fotos: Februar 2025)
»Spaces Between Trees and People«
Der dänische Künstler Jeppe Hein (*1974) gestaltete 2013 den begehbaren »Wasserpavillon« am Bahnhofsplatz vor den Pasing Arcaden als Ort der Kommunikation, einen Brunnen mit 885 computergesteuerten Düsen, die bis zu 2.30 m hohe Wasserwände entstehen und wieder verschwinden lassen: »Spaces Between Trees and People«. Die Kosten betrugen 700.000 Euro.


Blutenburg
Das von der Würm umflossene Schloss Blutenburg geht auf eine Wasserburg des 13. Jahrhunderts zurück. 1431 bis 1440 ließ der spätere Herzog Albrecht III. die Anlage (»Pluedenburg«) zu einem Landsitz ausbauen. Von 1508 an diente die Blutenburg als Jagdschloss. 1676 erwarb der Münchner Notar Freiherr Anton von Berchem die inzwischen marode Anlage und ließ sie umbauen. Aus dieser Zeit stammt der Zwiebelturm der Kapelle. 1980 bis 1983 dauerten umfangreiche Sanierungen.










Obwohl bereits eine Kapelle in einem der Wehrtürme des Schlosses Blutenburg existierte, beauftragte Herzog Sigismund 1488 die Bauhütte der Münchner Frauenkirche mit der Errichtung einer neuen spätgotischen Schlosskapelle. Die Pläne stammten wahrscheinlich von Jörg von Halsbach.
Die Fresken am Portal der Kapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit stellen Adam und Eva, den hl. Onuphrius (Stadtpatron Münchens) und darüber den Gnadenstuhl dar. Die Originalfresken aus dem 15./16. Jahrhundert zu beiden Seiten des Portals sind hinter Schutzkästen gesichert, auf die Hermenegild Peiker Kopien gemalt hat. (Von ihm stammen auch die Deckenfresken im → Alten Peter aus dem Jahr 2000.)




Nicht Hans Olmendorfer, wie lange angenommen, sondern Jan Polack schuf die spätgotischen Altartafeln der Schlosskapelle im Auftrag von Herzog Sigismund.



Im Herbst 2023 wurde der spätgotische Glasgemäldezyklus der Schlosskapelle Blutenburg aus dem Jahr 1497 von der Bayerischen Hofglasmalerei Gustav van Treeck in München restauriert.



Südlich des Schlosses Blutenburg wurde im September 1983 ein galizisches Steinkreuz aufgestellt. Bei dem Cruceiro Galega handelt es sich um ein Geschenk der autonomen spanischen Region Galizien an Bayern anlässlich eines Wiesn-Besuchs des damaligen galizischen Präsidenten Gerardo Fernández Albor.
In den letzten Kriegstagen im April 1945 mussten Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau nach Tirol marschieren. Der Pullacher Bildhauer Hubertus von Pilgrim schuf 22 identische Bronzegruppen, die 1989 bis 2009 entlang der Strecke des Todesmarsches und in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufgestellt wurden. Das Denkmal mit dreizehn bewusst nicht deutlich herausgearbeiteten KZ-Häftlingen in Blutenburg stammt aus dem Jahr 2001. (Auch im → NS-Dokumentationszentrum in München erinnert eines der Exemplare an die Todesmärsche, bei denen schätzungsweise bis zu 250.000 Menschen ums Leben kamen.)

Der Bildhauer Joseph Michael Neustifter (*1949) gestaltete 2013 im Auftrag des Obermenzinger Ehepaars Ursula und Fritz Heimbüchler ein »Ein Denkmal für die Liebe« zur Erinnerung an Agnes Bernauer und Herzog Albrecht III. Die Bronze-Stele ist nordöstlich des Schlosses Blutenburg zu finden.

Grandlstraße in Obermenzing
Seit 1938 trägt die Grandlstraße den Namen einer alteingesessenen Obermenzinger Familie.
Pfarrkirche »Leiden Christi«
Mit dem Bau der Kirche in Obermenzing wurde 1923 unter Leitung des Architekten Georg Buchner begonnen. Am 9. November 1924 konsekrierte Kardinal Michael von Faulhaber das Gotteshaus »Leiden Christi«. Unter dem Architekten Siegfried Östreicher und dem Bildhauer Blasius Gerg erfolgte 1965 eine größere Renovierung. Das heutige Aussehen erhielt die Kirche 1996 bis 1999. Die Chorfenster sind von Felix Baumgartner. Der Bildhauer Hans Panzer gestaltete das Westportal mit Szenen aus dem Leben Jesu Christi.







Hermann-Hesse-Weg
Der deutsch-schweizerische Dichter, Schriftsteller und Maler Hermann Hesse (1877 – 1962) erhielt 1946 den Nobelpreis für Literatur. Nach ihm wurde 1970 ein Weg in Pasing benannt.
Martin Blumöhr: »Tunnelblick«
2014 bemalte Martin Blumöhr eine 90 mal 2,5 Meter große Wandfläche des Tunnels am Hermann-Hesse-Weg in Pasing unter den Eisenbahngleisen entlang der Würm: »Tunnelblick«. Die Stadtbibliothek Pasing zeigte 2024 zum zehnjährigen Jubiläum des Wandgemäldes »Tunnelblick« eine Ausstellung über Martin Blumöhr unter dem Titel »Leuchtende Wände«.


Album über Streetart von Martin Blumöhr in Pasing und Obermenzing
Landsberger Straße in Pasing
Eine 6,6 Kilometer lange Straße führt vom Münchner Bahnhofsviertel in Richtung Landsberg am Lech und trägt seit 1878 den Namen der oberbayrischen Stadt.
Pasinger Kuvertfabrik
Die Pasinger Promenade endet im Osten bei der Pasinger Kuvertfabrik, einem 1906 nach Plänen von Leonhard Moll errichteten Gebäude, in dem noch bis 1992 Kuverts fabriziert wurden. Nach einer Zwischennutzung als Atelier- und Kulturhaus sollte die »Kupa« abgerissen werden, aber seit 2011 steht das Industriegebäude unter Denkmalschutz, und im Rahmen einer Sanierung von 2019 bis 2022 entstanden Büroräume. Adresse: Landsberger Straße 440‒446.

Marschner Straße in Pasing
Die damalige Riemerschmidstraße in München-Pasing hat man 1947 nach Heinrich Marschner (1795 – 1861) umbenannt. Der Musiker – der zunächst ein Jurastudium begonnen hatte ‒ war von 1824 bis 1826 Musikdirektor der Dresdner Oper und ab 1831 königlicher Hofkapellmeister in Hannover. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Opernkomponisten der Romantik.
Himmelfahrtskirche
1903/04 wurde die neubarocke Himmelfahrtskirche nach Plänen des Hochschullehrers, Architekten und Baubeamten Carl Hocheder (1854 – 1917) errichtet.

Paosostraße
Die Paosostraße wurde nach Paoso benannt, den Anführer eines bajuwarischen Adelsgeschlechts, auf den wiederum der Name Pasing zurückgeht.
Pfarrkirche St. Hildegard in Pasing
Nach Plänen des Münchner Architekten Siegfried Östreicher (1919 ‒ 2003) wurde 1962 die Pfarrkirche St. Hildegard in Pasing errichtet (Adresse: Paosostraße 25). Einen Turm gibt es nicht. Eindrucksvoll ist vor allem das Innere, wegen des zelt- bzw. sternförmigen Holzdachs und der von Georg Meistermann (1911 – 1990) gestalteten Kirchenfenster, die den Raum mit farbigem Licht füllen. St. Hildegard wurde 2000 zum Baudenkmal erklärt.








Pasinger Marienplatz
Auf dem Pasinger Marienplatz wurde 1880 eine Mariensäule aufgestellt. 1908 versetzte man sie aus verkehrstechnischen Gründen, aber seit 1980 befindet sie sich wieder an ihrem ursprünglichen Ort, und 2014 wurde sie restauriert.
Der Künstler Peterson Arwed schuf 1921/22 die Figur für den Marienbrunnen am Pasinger Marienplatz. Einige Zeit fehlte der Marienbrunnen wegen eines Umbaus am Marienplatz, aber seit Juni 2024 steht er wieder gegenüber der Mariensäule.
Pasinger Stadtpark
König Maximilian I. erwarb 1814 das Prinz-Carl-Schlösschen – den Vorgängerbau des heutigen Schlosses Gatterburg – auf einer Insel in der Würm und ließ dort 1815 einen Landschaftsgarten anlegen. 1929 entstand daraus ein Park der damals noch selbstständigen Stadt Pasing. Im Süden geht der Pasinger Stadtpark in den nach dem Lehrer, Filmemacher, Autor und Gräfelfinger Bürgermeister Paul Diehl (1886 – 1976) benannten Park über. Die Würm, die beide Parks durchfließt, ist an einigen Stellen zu künstlichen Seen aufgestaut. Von Nord nach Süd misst die gesamte Grünanlage etwas mehr als zwei Kilometer.







Planegger Straße in Pasing
Die Oberbürgermeister-Dr.-Wunder-Straße wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Planegger Straße umbenannt. Alois Wunder (1878 – 1974) war von 1907 bis zur Eingemeindung Oberbürgermeister der Stadt Pasing gewesen. Bei Planegg handelt es sich um eine Gemeinde südwestlich von München.
Streetart von Irmengard Ram
Die Obermenzinger Künstlerin Irmengard Ram bemalte 2022 das im 19. Jahrhundert errichtete Trafohäuschen der Stadtwerke München an der Planegger Straße neben dem Pasinger Stadtpark im Auftrag des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing. Griechenland, Asien, Orient und Okzident sind die Themen der vier Fassaden. Motive sind die Göttinnen Demeter und Saraswati mit einem Pfau bzw. einem Schwan, eine junge Frau mit einem Phönix und der Erzengel Raphael mit einer Taube.








Verdistraße in Obermenzing
Die frühere Hofstraße in Obermenzing, die 1939 bis 1945 Adolf-Hitler-Straße hieß, trägt seit der Nachkriegszeit den Namen des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi (1813 – 1901).
Martin Blumöhr: »Unter Menzingern«
Nachdem Martin Blumöhr die gekachelten Wände der Fußgänger-Unterführung an der Verdi- bzw. Grandlstraße in Obermenzing mit Beton glatt gespachtelt hatte, bemalte er sie 2016 mit Kindern und Jugendlichen der Realschule Blutenburg und der Grandl-Grundschule: »Unter Menzingern«.


Album über Streetart von Martin Blumöhr in Pasing und Obermenzing
Wensauer Platz in Pasing
Die Nationalsozialisten hatten den früheren Marktplatz in Pasing nach Albert Leo Schlageter (1894 – 1923) benannt, der wegen Spionage und Sprengstoffanschlägen in Frankreich hingerichtet worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte man den Namen des Platzes, der seither an den Arzt Josef Wensauer (1809 – 1878) erinnert, den Dichter der Ballade »Der Fischer vom Arbersee«.
Bismarck-Brunnen
1913 gestaltete der Münchner Bildhauer Josef Floßmann (1862 – 1914) den Bismarck-Brunnen, der am 1. April 1914, dem 99. Geburtstag des früheren Reichskanzlers, auf dem Wensauerplatz in Pasing enthüllt wurde. Nachdem die 60 mal 55 Zentimeter Bronzestatue zwischen 15. Mai und 4. Juni 1984 gestohlen worden war, ersetzte man sie Ende 1985 durch eine Nachbildung (heute im Münchner Stadtmuseum). Das Original tauchte 2005 wieder auf und steht seit März 2009 wie zuvor auf dem Wensauerplatz.


»Café Exter«
2021 machte Wolfgang Haller ‒ der zwei Jahre zuvor bereits das Trafohäuschen am Anfang der Alten Allee bemalt hatte ‒ aus der 1895/96 errichteten Netztrafostation 3371 am Wensauerplatz ein weiteres Kunstwerk zu Ehren von August Exter: das »Café Exter«. Weil in den von August Exter initiierten Pasinger Villenkolonien um 1900 auch einige Künstlerinnen und Künstler wohnten, porträtierte Wolfgang Haller u. a. Gabriele Münter, Franz Marc und Wassily Kandinsky.
Album über Wolfgang Hallers Hommage an August Exter in Pasing
Würm
Bei der knapp 40 Kilometer langen Würm handelt es sich um den einzigen Abfluss des Starnberger Sees. Auf gut elf Kilometer Länge durchquert der Fluss das Münchner Stadtgebiet (Pasing, Obermenzing, Untermenzing, Allach). Er speist nicht nur den Wassergraben des Schlosses Blutenburg, sondern auch Teile des Nordmünchner Kanalsystems. Die Würm fließt durch Dachau und mündet dann in die Amper.
Ein in Pasing abgeleiteter Kanal bringt Wasser zum Schlosspark Nymphenburg und über den Nymphenburg-Biedersteiner Kanal zum Olympiasee und zum Schwabinger See, bevor er in der Hirschau in den Schwabinger Bach mündet.
An der Würm entlang verläuft ein Spazierweg von Pasing nach Blutenburg.
