Oberschleißheim

Oberschleißheim ist eine Gemeinde im oberbayrischen Landkreis München südlich der Stadt Unterschleißheim. Nur sechs Prozent des Gebiets sind bebaut. Bekannt ist Oberschleißheim vor allem durch die Schlossanlage, die Flugwerft (→ »Deutsches Museum Flugwerft Schleißheim«) und den 1912 gebauten Flughafen.

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Schlossanlage Schleißheim

Altes Schloss

Ab 1595 erwarb Herzog Wilhelm V. (reg. 1579 – 1598) mehrere Schwaigen und ließ dort bis 1600 ein Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäuden errichten (»Wilhelmsbau«). Aus dieser Zeit blieb der Tor- und Uhrturm erhalten. Sein Sohn Maximilian I. (reg. 1598 – 1651; Kurfürst ab 1623) ließ das Herrenhaus bis auf die Kellermauern abbrechen und 1617 bis 1623 durch ein Renaissance-Schloss ersetzen: Altes Schloss. (Wer dabei als Architekt fungierte, wissen wir nicht.)

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Altes Schloss, Maximilianshof, Kriegerdenkmal (Foto: April 2024)

Das im Zweiten Weltkrieg großenteils zerstörte Alte Schloss wurde 1970 bis 1989 wieder aufgebaut und dabei zum Museum für die ökumenische Sammlung »Das Gottesjahr und seine Feste«, die Gertrud Weinhold 1899 – 1992) dem Freistaat Bayern vererbte. Ausgestellt sind mehr als 6000 Exponate zur religiösen Fest- und Alltagskultur verschiedener Ethnien und Religionen.

Schlossanlage Schleißheim: Museen (privat)

Schloss Lustheim

Kurfürst Maximilian II. Emanuel vermählte sich 1685 mit Erzherzogin Maria Antonia von Österreich, der einzigen noch lebenden Tochter des Kaisers Leopold I., weil sie als mögliche Erbin des spanischen Königs Karl II. galt. 1684 bis 1688 ließ er eineinhalb Kilometer östlich des (Alten) Schlosses von Enrico Zuccalli* ein hochbarockes Gartenpalais bauen: Schloss Lustheim. Kurfürstin Maria Antonia starb allerdings bereits am 24. Dezember 1692 in Wien. In ihrem Testament hatte sie ihren Ehemann enterbt und auch für ihre Erben auf die spanische Krone verzichtet.

*) Mehr zu Enrico Zuccalli im Album über Architekten

Der Deckenfresken-Zyklus über die Jagdgöttin Diana im Schloss Lustheim wurde 1686/87 von Johann Anton Gumpp, Francesco Rosa und Giovanni Trubillo gemalt.

Schleißheim: Schluss Lustheim: Deckenfresko
Schleißheim: Schluss Lustheim: Deckenfresko

Zum Schloss Lustheim gehören zwei ebenfalls von Enrico Zuccalli gebaute Pavillons, Reste einer Kolonnade, die 1741 abgerissen wurde: die Renatuskapelle im Süden und der Schöne Stall im Norden. (Im nördlichen Pavillon fanden zum Zeitpunkt unseres Besuchs Sanierungsarbeiten statt.)

Schloss Lustheim in Schleißheim: Renatuskapelle
Renatuskapelle (Foto: Mai 2025)

1971 richtete das Bayerische Nationalmuseum in München ein Zweigmuseum im Schloss Lustheim in Oberschleißheim ein. In der Dauerausstellung sind mehr als 2000 Exponate aus der von Ernst Schneider (1900 – 1977) zusammengetragenen Porzellan-Sammlung zu sehen: »Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider«. Was hier an Meißener Porzellan präsentiert wird, lässt sich nur mit der Porzellansammlung im Dresdener Zwinger vergleichen.

Schlossanlage Schleißheim: Museen (privat)

Neues Schloss

In Erwartung der Kaiserkrone plante Kurfürst Maximilian II. Emanuel ab 1701 eine Residenz nach dem Vorbild des Schlosses von Versailles. Vorgesehen war eine Vierflügelanlage mit dem Alten Schloss als Westflügel. Während des Spanischen Erbfolgekriegs (1701 – 1714) mussten die Arbeiten ausgesetzt werden. Und nach der Rückkehr des Kurfürsten Max Emanuel aus dem Exil (1715) konnte nur der 300 Meter breite Ostflügel – das Neue Schloss – von Joseph Effner* (1687 – 1745) realisiert werden.

Die ursprünglichen Pläne stammten von Enrico Zuccalli*, aber bei der Fassade und der Innenarchitektur setzten sich Joseph Effners Vorstellungen durch. Sie entsprechen dem Stil des Régence. Leo von Klenze* gestaltete 1819 die barocke Fassade klassizistisch um, aber beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg orientierte man sich an Effners Entwürfen.

*) Mehr zu Joseph Effner, Leo von Klenze und Enrico Zuccalli im Album über Architekten

Neues Schloss Schleißheim CLICK REFRESH
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Schleißheim, Neues Schloss: Westfassade / Ostfassade (Fotos: April 2024)

Der Rokoko-Bildhauer Ignaz Günther (1725 – 1775) schnitzte die beiden Portale. (2018 wurden sie durch Kopien ersetzt. Die Originale befinden sich nun im Inneren.)

Das Neue Schloss Schleißheim gehört zu den prächtigsten Barockschlössern in Europa. Ebenso eindrucksvoll wie die Außenansicht ist eine Besichtigung des Prunktreppenhauses, der Säle, der Großen Galerie und der Apartments. Cosmas Damian Asam* und Jacopo Amigoni malten die Deckenfresken. Der Stuck stammt von Johann Baptist Zimmermann*.

*) Mehr zu Cosmas Damian Asam und Johann Baptist Zimmermann im Album über Architekten

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Schlossanlage Schleißheim: Museen (privat)

Barockgarten

Dominique Girard, ein Schüler von André Le Nôtre, entwarf den französischen Barockgarten zwischen dem Schloss Lustheim und dem Neuen Schloss nach Vorarbeiten von Enrico Zuccalli*. Die Wasserversorgung erfolgt durch Kanäle von der Würm (Würmkanal, 1601) und von der Isar (Schleißheimer Kanal, 1689).

*) Mehr zu Enrico Zuccalli im Album über Architekten

Barockgarten Schleißheim CLICK REFRESH
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Barockgarten zwischen Schloss Lustheim und dem Neuen Schloss (Fotos: April 2024)

Nördlicher Schlosskanal

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Barockgarten am Nördlichen Schlosskanal (Fotos: April 2024)

Fliederweg

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Deutsches Museum Flugwerft Schleißheim

Der 1912 für die königlich-bayerische Fliegertruppe angelegte Flugplatz Schleißheim ist der älteste noch in Betrieb befindliche Flugplatz Deutschlands. Von 1939 bis 1946 befand sich auf dem Gelände ein Kriegsgefangenlager – zunächst der Deutschen, dann der US-Army. Als Militärflughafen wurde die Anlage 1947 bis 1973 von den Amerikanern und 1958 bis 1981 von der Bundeswehr genutzt. Bei einem Anschlag wurde 1975 ein Teil des Daches zerstört, und 1981 drückte eine Schneelast weitere Teile des Daches ein. Danach sollten die 1912 bis 1918 errichteten Gebäude abgerissen werden. Stattdessen wurde am 18. September 1992 in den restaurierten Gebäuden und in Neubauten eine Außenstelle des Deutschen Museums eröffnet.

Album übers Deutsche Museum einschließlich der Flugwerft (privat)