München: Milbertshofen-Am Hart

Der 11. Stadtbezirk Münchens – Milbertshofen-Am Hart ‒ entstand 1992 aus dem Riesenfeld, Milbertshofen und der ehemaligen »Reichskleinsiedlung« Am Hart. Auf dem Riesenfeld befinden sich das Olympiadorf und der größte Teil des Olympiaparks.

München Stadtbezirk 11 Milbertshofen-Am Hart Übesicht CLICK REFRESH
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München, Stadtbezirk 11: Milbertshofen-Am Hart

Am Hart

Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise schuf der damalige Reichskanzler Heinrich Brüning 1931 per Notverordnung das »Reichskleinsiedlungsprogramm«, in dessen Rahmen Arbeitslose beim Bau von einfachen Kleinhäusern in Eigenleistung gefördert wurden. Im Garten waren Obst und Gemüse für die Selbstversorgung anzubauen.

Die Nationalsozialisten führten das Programm fort, und so eröffnete der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler 1935 die Reichskleinsiedlung Am Hart. Der daraus entstehende Stadtteil Am Hart gehörte bis 1992 größtenteils zu Feldmoching.

Milbertshofen

Milbertshofen lässt sich ab Mitte des 12. Jahrhunderts nachweisen, zunächst als »Ilmungeshoven«. Damals erhielt das Kloster Schläftlarn das Land und machte daraus die Georgenschwaige. Der Name Milbertshofen entwickelte sich dann im 14./15. Jahrhundert aus dem Wort Mühlmazze, mit dem der Preis für das Mahlen von Getreide bezeichnet wurde: Mulmantzhofen. 1900 hatte Milbertshofen noch keine tausend Einwohner. Aber bei der Eingemeindung durch München im April 1913 waren es bereits knapp zehntausend.

Riesenfeld, Oberwiesenfeld

Die Bezeichnung Riesenfeld geht auf Andrä von Riß zurück, der das Areal 1796 erworben hatte ‒ zwei Jahre vor seinem Tod. 1818 kam das (alte) Riesenfeld zu Schwabing und wurde 1890 mit Schwabing von München eingemeindet, während eine neue Siedlung gleichen Namens 1913 als Teil von Milbertshofen Münchner Stadtgebiet wurde.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde auf der damals zu Feldmoching gehörenden Schotterebene nördlich von München, dem Wiesenfeld, ein militärischer Übungsplatz eingerichtet, Anfang des 19. Jahrhunderts entsprechend bebaut und später mehrmals erweitert. Ab 1909 betrieb man auf dem Oberwiesenfeld einen Flughafen, der dann 1939 vom neuen in Riem abgelöst und 1968 endgültig aufgegeben wurde. Der nördliche Teil des Oberwiesenfelds wurde 1996 dem Stadtteil Am Riesenfeld im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart zugeordnet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich der Stadtbezirk nicht nur durch die Anlage des Olympiaparks und -dorfs grundsätzlich verändert, sondern auch durch die Umwandlung von Militärgelände und Industriearealen in Wohnquartiere.

BMW-Welt

Von 1968 bis 1973 ließ BMW die 22-geschossige, 99,5 Meter hohe Hauptverwaltung neben dem Olympiagelände nach Plänen des Wiener Architekten Karl Schwanzer bauen. Die vier Zylinder stehen nicht auf dem Boden, sondern hängen an einer vom Gebäudekern ausgehenden Konstruktion. Äußerlich wurde der BMW-Vierzylinder rechtzeitig vor den Olympischen Spielen 1972 fertiggestellt, aber während der Veranstaltung mussten die Firmenlogos entfernt werden.

Parallel zum BMW-Vierzylinder und ebenfalls nach Plänen von Karl Schwanzer entstand das BMW-Museum, das die technische Entwicklung der Firma BMW veranschaulicht. Nach dem Vorbild des von Frank Lloyd Wright konzipierten Solomon-R.-Guggenheim-Museums in New York durchläuft man das Museum in einer Spirale. Von 2004 bis 2008 wurde das BMW-Museum renoviert.

Im August 2003 riss BMW das Olympia-Parkhaus in unmittelbarer Nähe zum Vierzylinder, Museum und Werk ab. Nach Plänen des Wiener Architekten Wolf D. Prix und des Architektenbüros Coop Himmelb(l)au ließ BMW dort ab 16. Juli 2004 (Grundsteinlegung) einen 180 Meter langen, 130 Meter breiten und 24 Meter hohen Gebäudekomplex für ein neues Auslieferungs­zentrum mit Ausstellungsflächen errichten. Die Einweihungsfeier für die »BMW-Welt« fand am 17. Oktober 2007 statt.


Curt-Mezger-Platz

Der Curt-Mezger-Platz in Milbertshofen erinnert seit 2007 an Curt Mezger (1895 ‒ 1945). Der jüdische Münchner Unternehmer wurde im April 1942 als Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen eingesetzt. Nach dessen Auflösung leitete er das Sammellager in Berg am Laim. Das wurde Anfang März 1943 geräumt. Im Herbst 1943 deportierten die Nationalsozialisten Curt Mezger nach Auschwitz, wo er als Krankenpfleger und Totenträger zu arbeiten hatte, bis das Vernichtungslager im Januar 1945 aufgegeben wurde. Einige Wochen später starb Curt Mezger im KZ Ebensee, einem Außenlager des KZ Mauthausen.


Kulturhaus Milbertshofen

2003 bis 2005 wurde das Kulturhaus Milbertshofen gebaut. Sehenswert ist u. a. der »Glaspalast«, eine nicht überdachte Sport- und Veranstaltungsfläche zwischen dem Kulturhaus und dem Stadtteilzentrum mit Glaswänden im Osten und Westen.

Hugo-Wolf-Straße

Die Hugo-Wolf-Straße in Am Hart wurde 1939 nach dem österreichischen Komponisten und Musikkritiker Hugo Wolf (1860 – 1903) benannt.

Streetart Hugo-Wolf-Straße in Milbertshofen-Am Hart PRESS REFRESH
Streetart bei der Städtische Kinderkrippe, Hugo-Wolf-Straße 66 (Fotos: November 2024)

Knorrstraße

Der Name Knorrstraße würdigt die Familie Knorr, vor allem den Chemiker Ludwig Knorr (1859 – 1921). Das 1917/18 von den Architekten Eduard Herbert und Otho Orlando Kurz errichtete neuklassizistische Verwaltungsgebäude der Knorr Bremse AG in der Moosacher Straße in Milbertshofen steht inzwischen unter Denkmalschutz, und auf dem ehemaligen Fabrikgelände des Unternehmens entsteht seit 2021 ein neues Stadtquartier.

U-Bahnhöfe im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart

Die U-Bahnhöfe Milbertshofen, Frankfurter Ring und Am Hart unter der Knorrstraße wurden im November 1993 bei der Verlängerung der U2 vom Scheidplatz zur Dülferstraße eröffnet.

Ricarda Dietz und Michael Braun entwarfen die Mosaikwände des U-Bahnhofs Frankfurter Ring unter der Kreuzung Knorrstraße / Frankfurter Ring.

München U-Bahnhof Frankfurter Ring
U2: Frankfurter Ring (Fotos: November 2023)

Album über U-Bahnhöfe in München

Milbertshofener Platz

St. Georg

Anstelle der (alten) Kirche St. Georg aus dem 16. Jahrhundert wurde 1909 bis 1912 die neubarocke Georgskirche in Milbertshofen nach Entwürfen der Architekten Otho Orlando Kurz und Eduard Herbert gebaut. Der Architekt Friedrich Haindl senior (1872 ‒ 1960) errichtete 1928 das Pfarrhaus, das Otto Steidle (1943 – 2004) 1972 durch den Pfarrheim-Trakt mit der Kirche verband.

St. Georg Milbertshofen PRESS REFRESH
Kirche St. Georg (Foto: Dezember 2024)

St.-Georgs-Brunnen

1984 wurde der von Angelika Fazekas gestaltete St.-Georgs-Brunnen auf dem Milbertshofener Platz enthüllt. Von ihr stammt auch das → Kunstwerk zu Ehren von Clemens Brentano (»Gockel, Hinkel und Gackeleia«) in der Herzog-Wilhelm-Straße.

Moosacher Straße

Die von Milbertshofen nach Moosach führende Straße heißt seit 1913 Moosacher Straße.

U-Bahnhof Oberwiesenfeld

Unter der Moosacher Straße, zwischen dem Olympiadorf und dem Stadtquartier Am Oberwiesenfeld, liegt der im Oktober 2007 eröffnete U-Bahnhof Oberwiesenfeld. Während die nördliche Wand im Orange der Olympialinie U3 gehalten ist, besteht die gegenüberliegende aus einem schwarz-weißen »Ornament« des Bildhauers Rudolf Herz. Erhellt wird der säulenlose Bahnsteig durch 16 pyramidenförmige Lichtschächte.

Album über U-Bahnhöfe in München

Olympiadorf

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 in München baute man neben dem Olympia-Park Unterkünfte: das Olympiadorf. Die Entwürfe für die nach den Spielen als Trabantenstadt konzipierte Anlage stammten von dem Stuttgarter Architekturbüro HW&P (Erwin Heinle, Robert Wischer und Partner). Der Brite Cedric Price war einer der maßgeblich Beteiligten. 1998 wurde das Olympiadorf ebenso wie die Sportanlagen im Olympiapark unter Ensembleschutz gestellt.

Heute leben im barrierefreien »Olydorf« 6000 (nach anderen Angaben 8000) Menschen. Die Wohnungen sind auf Scheibenhochhäuser, Terrassenhäuser, Atrium-Reihenhäuser und Studenten-Bungalows verteilt. Das höchste Gebäude des Olympiadorfs – und das mit 88 Metern höchste Wohnhaus in München – ist der von Günter Behnisch entworfene 19-stöckige »Olympia Tower«. Die Ladenstraße befindet sich auf dem Weg von der U-Bahnstation zu den Wohnungen, und diese Ebene ist autofrei. Eine »Betonwüste«? Allenfalls in einigen Bereichen. Die ungewöhnliche Wohnanlage wirkt frappierend gut durchdacht und bietet überraschend viel Grün.

Die von dem Architekten Werner Wirsing (1919 – 2017) im südlichen Teil der Anlage gebauten Bungalow-Reihen werden seit den Olympischen Spielen 1972 als Studentenbehausungen genutzt. 2007 bis 2010 wurden die 18 m² großen Bungalows mit Dachterrassen der Reihe nach abgerissen und neu errichtet. Es sind nun mehr als 1000.

Album übers Olympiadorf

Olympiapark

Als 1966 die Entscheidung gefallen war, die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München auszutragen, wurde ein Areal im Norden der Stadt dafür vorbereitet. Auf dem Oberwiesenfeld arbeiteten nach der Grundsteinlegung am 14. Juli 1969 bis zu 8000 Menschen, um ein fast drei Quadratkilometer großes Sport- und Erholungsgelände zu gestalten.

Die Architekten Behnisch & Partner zogen Frei Otto hinzu, dessen Deutscher Pavillon bei der Weltausstellung 1967 in Montreal das Vorbild für die an Pylonen hängende Zeltdachkonstruktion war, mit deren Montage im Frühjahr 1971 begonnen wurde. Mit diesem antimonumentalen Bauwerk rückte die Bundesrepublik Deutschland von den Gastgebern der Olympischen Spiele 1936 in Berlin ab. Bewusst vermieden die von dem Designer Otl Aicher beratenen Veranstalter alles Pompöse.

Album über den Olympiapark

Panzerwiese

Ganz im Norden des Stadtbezirks Milbertshofen-Am Hart befindet sich die Panzerwiese, die bis Ende der Achtzigerjahre als militärisches Übungsgelände diente. 2002 wurde das 280 Hektor große Gelände (einschließlich Hartelholz) zum Naturschutzgebiet erklärt. Darauf steht die Ruine eines ehemaligen Militärgebäudes, die Münchner Panzermauer. Über die Panzerwiese und die Südliche Fröttmaninger Heide hinweg blickt man auf die Allianz-Arena und den Fröttmaninger Berg.

Panzerwiese Am Hart PRESS REFRESH
Blick von der Panzerwiese zur Allianz-Arena (Foto: Dezember 2023)

Petuelpark

Über dem 1995 bis 2002 gebauten Petueltunnel des Petuelrings an der Grenze zwischen Schwabing und Milbertshofen wurde 2004 ein Park angelegt und ebenfalls nach Angehörigen der Familie Petuel benannt.

Der Unternehmer Ludwig Petuel (1838/39 ‒ 1911) zog 1868 von Freising nach Milbertshofen, erwarb dort zahlreiche Grundstücke für die neue Villensiedlung Riesenfeld und war von 1870 bis 1875 Bürgermeister des Dorfes. Um dessen Attraktivität zu erhöhen, betrieb er ab 1898 entlang der Schleißheimer Straße eine der ersten Omnibuslinien Deutschlands. Auf der Trasse eines von ihm ausgebauten Kanalwegs am Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal verläuft seit den Sechzigerjahren der Petuelring.

Ludwig Petuels gleichnamiger Sohn (1870 ‒ 1951) und dessen Ehefrau Karoline (1873 – 1956) vermachten ihr gesamtes Vermögen der Stadt München (Ludwig-und-Lina-Petuel-Stiftung). Damit werden unter Verwaltung des Münchener Sozialreferats behinderte und alte Bürger der Stadt unterstützt.

Kirschblüte im Petuelpark
Blütenpracht im Petuelpark (Foto: 2. April 2025)

Album über die Kirschblüte in München

Raimund Kummer (*1954) gestaltete 2004 im Rahmen von QUIVID – dem Kunst-am-Bau-Programm der Landeshauptstadt München – den oktogonalen Pavillon mit der Skulptur »Augen für einen am Baum angeketteten Klappstuhl«, die von manchen mit Gurken im Gewächshaus assoziiert wird.

Der Schweizer Bildhauer, Zeichner, Aktions- und Konzeptkünstler Roman Signer (*1938) schuf für den Petuelpark einen »Stiefelbrunnen«, der 2004 auf einer vom Nymphenburg-Biedersteiner Kanal umflossenen Kiesbank aufgestellt wurde. In unregelmäßigen Zeitabständen soll aus den Gummistiefeln eine sieben Meter hohe Fontäne schießen. Leider haben wir das noch nicht erlebt.

Seit 2004 steht die bunt bemalte Bronzeskulptur »Go!« der Bildhauerin Pia Stadtbäumer (*1959) im Petuelpark: ein reitender Junge, dessen Maultier mit Insignien der Trashkultur bepackt ist. Dieses Sinnbild des Zeitgeistes hebt sich von den pompösen Reiterstandbildern der bayrischen Herrscher in München ab: Maultier statt edlem Ross, Farbe statt Stein oder Bronze, Skateboard und Ghettobluster statt Schwert und Zepter.

Schleißheimer Straße

Der nach Oberschleißheim führende »Rennweg« wurde in den Zwanzigerjahren, möglicherweise aber auch schon Ende des 19. Jahrhunderts in Schleißheimer Straße umbenannt.

»mira«

Im Stadtteil Nordhaide wurde 2005 bis 2008 das Einkaufszentrum »mira« errichtet (Schleißheimer Straße 506). Die Entwürfe lieferte Chapman Taylor, verantwortlicher Projektarchitekt war Ruprecht Melder, und die Fassadengestaltung stammt von dem Architektenbüro Léon-Wohlhage-Wernik. Die 5800 m² großen Wandflächen aus prismenförmigen Metallpanelen wechseln je nach Blickwinkel die Farbe.

Torquato-Tasso-Straße

Die Torquato-Tasso-Straße in Milbertshofen erinnert seit 1910 an den italienischen Dichter Torquato Tasso (1544 – 1595).

Den Kinder- und Jugendtreff »Tasso 33« in der Torquato-Tasso-Straße 33 gibt es seit 1965. – Der Bildhauer Rolf Nida-Rümelin (1910 – 1996) schuf 1961 die Bronze-Figurengruppe »Lesende Buben« vor der Torquato-Tasso-Schule in Milbertshofen.

Weyprechtstraße

Am 7. November 1938 erschoss Herschel Grynszpan in Paris den 29-jährigen deutschen Botschaftsekretär Ernst Eduard vom Rath. Im Jahr darauf benannte man eine Straße nach ihm, die dann allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt wurde und seither an den Geophysiker und Polarforscher Carl Weyprecht (1838 – 1881) erinnert.

U-Bahnhof Harthof

Der U-Bahnhof Harthof unter der Weyprechtstraße wurde im November 1993 bei der Verlängerung der U2 vom Scheidplatz zur Dülferstraße eröffnet. Geplant wurde er vom Architekturbüro Obermeyer in Zusammenarbeit mit dem U-Bahn-Referat der Stadt München.

U2: U-Bahnhof Harthof
U-Bahnhof Harthof (Foto: November 2024)

Album über U-Bahnhöfe in München

Tierfiguren

An Spielplätzen in der Wohnanlage zwischen Weyprecht-, Schleißheimer-, Max-von-Laue- und Hugo-Wolf-Straße stehen Tierfiguren aus Stein. Die Wohnanlage befindet sich im Stadtviertel Harthof, das – von der Schleißheimer Straße durchschnitten – in den Stadtbezirken Milberthofen-Am Hart und Feldmoching-Hasenbergl liegt.

Tierfiguren in Wohnanlage PRESS REFRESH