München: Olympiadorf

München Olympiadorf Karte
München: Olympiadorf

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Wohnanlage im nördlichen Teil

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 in München baute man neben dem Olympiapark Unterkünfte: das Olympiadorf. Die Entwürfe für die nach den Spielen als Trabantenstadt konzipierte Anlage stammten von dem Stuttgarter Architekturbüro HW&P (Erwin Heinle, Robert Wischer und Partner). Der Brite Cedric Price war einer der maßgeblich Beteiligten. 1998 wurde das Olympiadorf ebenso wie die Sportanlagen im Olympiapark unter Ensembleschutz gestellt.

Heute leben im »Olydorf« 6000 (nach anderen Angaben 8000) Menschen. Die Wohnungen sind auf Scheibenhochhäuser, Terrassenhäuser, Atrium-Reihenhäuser und Studenten-Bungalows verteilt. Das höchste Gebäude des Olympiadorfs – und das mit 88 Metern höchste Wohnhaus in München – ist der von Günter Behnisch entworfene 19-stöckige »Olympia Tower«. Die Ladenstraße befindet sich auf dem Weg von der U-Bahnstation zu den Wohnungen, und diese Ebene ist autofrei. Eine »Betonwüste«? Allenfalls in einigen Bereichen. Die ungewöhnliche Wohnanlage wirkt frappierend gut durchdacht und bietet nicht nur überraschend viel Grün, sondern sogar einen Badesee.

Die Inschrift an der Sportskulptur am Kusocińskidamm lautet: »Den Olympischen Spielen 1972 in München, gewidmet vom Tschechoslowakischen Olympischen Komitee, Bildhauer Zd. Němeček«. Die von dem Bildhauer Zdeněk Němeček (1931 – 1989) geschaffene Figurengruppe trägt den Titel »Ich werde gewinnen«.

Der Künstler Ben Muthofer* (Norbert Muthofer, 1937 ‒ 2020) formte 1985 die Skulptur »Dreiecksvariation 8/85«, vulgo: »Krönchen«, die seither oberhalb des Nadisees auf dem nach Janusz Kusociński (1907 ‒ 1940) benannten Damm aufragt. Der polnische Sportler wurde 1940 von den Nationalsozialisten ermordet.

*) Mehr zu Ben Muthofer im Album über Kunst im öffentlichen Raum

»Ich werde gewinnen« / »Dreiecksvariation 8/85« (Fotos: Mai 2025 / Oktober 2024)

Ein Treffpunkt und Spielplatz im Olympiadorf ohne offiziellen Namen wird als »Rote Stadt« bezeichnet. Die roten Ziegelwände sind allerdings unter den Graffiti nur noch zu erahnen.

Die 1,6 km langen, von dem österreichischen Architekten Hans Hollein geplanten Rohre über den Wegen dienen als »Media Lines« zur Montage der Straßenbeleuchtung und zur Orientierung: gelb repräsentiert den Helene-Mayer-Ring, blau die Connollystraße, orange die Straßbergerstraße, grün die Nadistraße und weiß das Zentrum.

Benannt wurden die Straßen im Olympiadorf nach Olympioniken: James Connolly (1865 – 1957) gewann bei den Olympischen Spielen 1896 in Athen mit 13,71 Metern den Dreisprung-Wettbewerb und wurde damit zum ersten Olympiasieger der Neuzeit. Nedo Nadi (1894 – 1940) gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm die Goldmedaille im Florettfechten, und bei den Olympischen Sommerspielen 1920 in Antwerpen holte er sich weitere fünf Goldmedaillen. Helene Mayer (1910 – 1953) gilt als eine der besten Fechterinnen überhaupt. Sie gewann 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam die Goldmedaille. Ebenfalls bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam holte sich der Gewichtheber Josef Straßberger (1894 ‒ 1950) mit großem Vorsprung die Goldmedaille im Schwergewicht.

Die »Silbersäule« wurde 1972 von dem Bildhauer Roland Martin geschaffen. Roland Martin (*1927) hatte erst nach dem Zweiten Weltkrieg sein Abitur nachholen und von 1946 bis 1951 an der Bernsteinschule im ehemaligen Kloster Bernstein in Baden-Württemberg studieren können. 1952 begann er als freier Bildhauer in Tuttlingen zu arbeiten.

Über die andere Plastik, ebenfalls an der Nadistraße, ist nichts weiter bekannt.

Ruth Kiener-Flamm (1914 oder 1924 ‒ 2000) studierte 1946 bis 1951 an der → Akademie der Bildenden Künste München. 1972 gestaltete sie die kinetische Plastik »Olympische Ringe« in der Connollystraße. Die fünf Acrylglas-Ringe drehten sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und bildeten dadurch wechselnde Figuren. Weil Kinder darauf herumkletterten und die Antriebe beschädigten, wurden die Motoren nach einigen Jahren abgeschaltet. Im Jahr 2000 ersetzte der Bildhauer Peter Schwenk das Original im Einverständnis mit Ruth Kiener-Flamm durch eine Skulptur aus Alu-Hohlprofilen ohne Antrieb.

Olympiadorf München
Olympiadorf München: Olympische Ringe

Connollystraße (Fotos: Mai 2025)

Studenten-Bungalows

Die vom Architekten Werner Wirsing (1919 – 2017) im südlichen Teil der Anlage gebauten Bungalow-Reihen werden seit den Olympischen Spielen 1972 als Studentenbehausungen genutzt. 2007 bis 2010 wurden die 18 m² großen Bungalows mit Dachterrassen der Reihe nach abgerissen und neu errichtet. Es sind nun mehr als 1000.

Sichtbetongehege PRESS REFRESH
Streetart im Olympiadorf
Streetart im Olympiadorf

Streetart im »Olydorf« (Fotos: Februar 2024)