München: Oberföhring

Föhring, Oberföhring, Unterföhring

Föhring lässt sich urkundlich bis Mitte des 8. Jahrhunderts zurückverfolgen: »ad feringas«. Der Name leitet sich von von far bzw. ferio ab, den althochdeutschen Begriffen für Fähre bzw. Fährmann. In Föhring befand sich der Isarübergang der Salzstraße, den Herzog Heinrich der Löwe zerstört und 1158 weiter flussaufwärts neu angelegt haben soll.

Nach der Säkularisierung kamen Ober- und Unterföhring durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 vom aufgelösten Hochstift Freising zu Bayern. Die Gemeinden Oberföhring (mit St. Emmeram) und Unterföhring entstanden 1818. Unterföhring blieb eigenständig; Oberföhring wurde 1913 von München eingemeindet und gehört zum Stadtbezirk Bogenhausen.

Oberföhring ist der am frühesten urkundlich erwähnte Stadtteil Münchens. Als Oberföhring 1913 eingemeindet wurde, standen dort noch Ziegeleien im Mittelpunkt der Wirtschaft.

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München-Bogenhausen: Oberföhring

Stauwehr Oberföhring

Das knapp 80 Meter breite Isarstauwehr Oberföhring dient dazu, die Isar rund 6 Meter hoch aufzustauen und einen Teil des Wassers in den Mittlere-Isar-Kanal abzuleiten, der bei Landshut wieder in die Isar mündet. Das fast 47 Meter breite Einlaufbauwerk kann durch acht 5,50 m breite Schützentafeln geschlossen werden. Die 1921 bis 1924 gebaute Anlage ersetzte eine alte Drahtseilfähre und dient als Fußgängerbrücke zwischen Schwabing und Bogenhausen.

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Blick von der John-F.-Kennedy-Brücke (Foto: Juni 2024)
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Relief am Stauwehr (Foto: Juni 2024)

Um »wilde« Sprayer davon abzuhalten, die 80 Meter breite Nordwand des Stauwehrs Oberföhring mit Graffiti zu verunstalten, beauftragte der Energiekonzerns Uniper 2022 die Künstler Loomit (Mathias Köhler), Lando (Melander Holzapfel) und Bert (Nils Jänisch) mit der Gestaltung eines einheitlichen Murals. Entstanden ist eine Kombination aus Natur (Schwan, Fisch, Landschaft) und Technik (Turbinen).

Bürgerpark Oberföhring

Die Wehrmacht kaufte 1939/40 das Gelände einer von 1898 bis 1920 betriebenen Ziegelei in Oberföhring und errichtete dort 27 Baracken für ein Luftwaffenlazarett. Ein Luftschutzbunker mit einem Operationssaal kam 1942 dazu. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war das Lazarett das einzige vollständig betriebsfähige Krankenhaus in München. Ende 1945 übergab die amerikanische Besatzung die Einrichtung der Stadt München, und dieses Städtische Krankenhaus Oberföhring blieb noch bis zur Eröffnung des 1977 bis 1983 gebauten Klinikums Bogenhausen in Betrieb.

1984 besetzten örtliche Vereine zunächst zwei Baracken und retteten zwölf Baracken vor dem Abriss. Daraufhin stellte die Stadt München die Anlage Vereinen, Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung ‒ als Übergangslösung bis zum Bau eines Kulturbürgerhauses. Weil jedoch 40 Jahre später noch immer die finanziellen Mittel für eine dauerhafte Lösung fehlen, ist die Zukunft des Bürgerparks an der Oberföhringer Straße 156 ungewiss (Status: Januar 2025).

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Zwischen Isar und Mittlerem Isarkanal

Zwischen der Isar und dem am Stauwehr ausgeleiteten Mittleren Isarkanal befindet sich eine bewaldete Grünanlage mit Spazierwegen, die bis zum Poschinger Weiher reicht. (Allerdings sind alle Wege aufgrund der Bauarbeiten an der Herzog-Heinrich-Brücke seit 2023 unterbrochen.)

Spazierwege an der Isar CLICK REFRESH
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Spazierweg zwischen dem Stauwehr Oberföhring und der St.-Emmeram-Brücke (Fotos: September 2024)

St. Lorenz in Oberföhring

Die Geschichte der katholischen Pfarrkirche St. Lorenz am Isarhochufer in Oberföhring lässt sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen. Aber der Vorgängerbau musste 1677 bis 1680 durch ein neues Gebäude ersetzt werden. Baumeister war Wolfgang Zwerger.

Der Hochaltar entstand 1736/37. Dabei wurden die Statuen der Apostel Petrus und Paulus vom früheren Retabel aus dem Jahr 1648 übernommen.

In der Mitte der Seitenwände des Kirchenschiffs befinden sich zwei 1750/51 vom Bildhauer Thomas Ayrundschmaltz gestaltete Rokoko-Altäre.

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Altardetail an der linken Seitenwand (Foto: 2024)

Benedikt Häuser gestaltete 1764 die beiden Seitenaltäre vorne im Kirchenschiff und benutzte dabei auf der linken Seite das Altarblatt der alten Emmeramskapelle aus dem frühen 17. Jahrhundert. St. Emmeram wird von Johannes Nepomuk und Johannes von Krakau (Johannes Cantius) flankiert. Auf der Mensa des rechten Seitenaltars steht eine Madonna mit Kind, mit einer Rokokokartusche gerahmt. Neben dem heiligen Sebastian sind die Heiligen Leonhard und Wendelin dargestellt.

Die am Chorbogen hängende Rosenkranz-Madonna stammt aus dem Jahr 1680.

Die Rokoko-Figur auf dem 1767 von Johann Nepomuk Einsele geschaffenen Taufbecken stellt Johannes den Täufer dar.

Die hochbarocke Kirche erhielt 1893 einen schlichten Turm mit Satteldach. 2016 bis 2018 wurde das Innere gründlich renoviert.

St.-Emmeram

Nördlich des Stauwehrs Oberföhring ‒ wo möglicherweise Herzog Heinrich der Löwe 1158 eine Salzbrücke zerstört hatte ‒ wurde 1978 die 96 Meter lange St.-Emmeram-Brücke errichtet. Sie fiel 2002 einem Brandanschlag zum Opfer. Ende 2004 konnte die neue Fußgängerbrücke fertiggestellt werden.

Östlich der St.-Emmeram-Brücke in Oberföhring steht eine 1979 von dem Bildhauer Rolf Nida-Rümelin (1910 – 1996) gestaltete Bronzefigur des Heiligen.

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Als Ersatz für die 1820 abgerissene Wallfahrtskapelle St. Emmeram ließen die Besitzer der St. Emmeramsmühle 1866 etwa 200 Meter isarabwärts eine Gedächtniskapelle errichten. 1988 stürzte ein Baum auf das Bauwerk, aber bis 1991 konnten die Schäden beseitigt werden.

Gedächtniskapelle (Foto: Mai 2023)

Pharao-Haus

Der Architekt Karl Helmut Bayer (*1931) plante das 1974 im Stil des Brutalismus gebaute Pharao-Haus in München-Oberföhring. Der größte der drei Flügel des pyramidenförmigen Terrassen-Wohngebäudes ist 18 Etagen hoch. Insgesamt gibt es im Pharao-Haus 400 Wohnungen.

Die Adresse lautet Fritz-Meyer-Weg 55. Der Fritz-Meyer-Weg erinnert seit 1964 an den letzten letzten Bürgermeister von Oberföhring vor der Eingemeindung im Jahr 1913: Fritz Meyer (1844 – 1934).