Münchner Palais

Der Begriff »Palais« verbreitete sich im 17. Jahrhundert mit der französischen Sprache. Gemeint ist damit der Stadtpalast einer Patrizierfamilie, die städtische Residenz eines Würdenträgers (Bischof), ein prunkvolles Bank- bzw. Geschäftsgebäude oder auch die repräsentative Stadtwohnung einer Familie aus dem Landadel.

Lenbachplatz

Alte Börse

Die Deutsche Bank ließ sich 1896 bis 1898 vom Architekten und Bauunternehmer Albert Schmidt (1841 – 1913) ein neubarockes Gebäude am Lenbachplatz errichten. Das im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte Bauwerk wurde 1948/49 durch Jac Lehner ohne die Eckkuppeln am Dachgeschoss restauriert. Weil es 1963 bis 2007 von der Münchner Börse genutzt wurde, nennt man die Alte Börse auch Neue Börse. 2007 bis 2009 fand eine umfassende Sanierung des Gebäudes statt.

Bernheimer-Haus

Friedrich von Thiersch baute 1887 bis 1889 das Geschäftshaus für den Textilkaufmann Lehmann Bernheimer am Lenbachplatz 3, und sein Schüler Martin Dülfer gestaltete die neubarocke Fassade. An der Eröffnungsfeier im Dezember 1889 nahm auch Prinzregent Luitpold teil. Nach einem Brand im Februar 1897 ergänzte der Hoflieferant sein Sortiment durch Tapisserien, Teppiche und Antiquitäten.

1918 übergab Lehmann Bernheimer das Geschäft seinem Sohn Otto. Ende 1938 wurde das Unternehmen »arisiert«, und die jüdische Familie Bernheimer musste nach einer Inhaftierung im KZ Dachau das Land verlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Otto Bernheimer die durch Luftangriffe beschädigte Immobilie zurück, und 1948 nahm er den Geschäftsbetrieb wieder auf.

1987 erwarb der Bauunternehmer Jürgen Schneider das Bernheimer-Haus und beauftragte den Architekten Alexander von Branca, die Fassaden zu sanieren, das Innere jedoch aufwändig zu modernisieren und eine Tiefgarage einzubauen. Die Deutsche Bank, die nach dem Zusammenbruch des Schneider-Unternehmens 1993 die Immobilie übernahm, ließ die Bauarbeiten abschließen, die wohl mehr als 100 Millionen D-Mark kosteten.

Bernheimer Haus, Lenbachplatz, Kreuzviertel
Bernheimer Haus, Lenbachplatz, Kreuzviertel
Bernheimer Haus, Lenbachplatz, Kreuzviertel
Bernheimer-Haus, Lenbachplatz 3 (Fotos: Mai 2023)

Lenbachplatz 4

Nachdem Albert Schmidt das → Bankgebäude am Lenbachplatz 2 errichtet hatte, baute er 1898 bis 1901 auch das neubarocke Gebäude am Lenbachplatz 4, und zwar für die Aufhäuser Bank. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Wilhelm Linder 1946 bis 1951 den Wiederaufbau.

Aufhäuser Bank, Lenbachplatz, Kreuzviertel
Aufhäuser Bank, Lenbachplatz, Kreuzviertel
Aufhäuser Bank, Lenbachplatz, Kreuzviertel

Ehemalige Aufhäuser Bank am Lenbachplatz (Fotos: Mai 2023)

Prannerstraße

Palais Gise

Der Hofbaumeister Karl Albert von Lespilliez (1723 ‒ 1796), der bei François de Cuvilliés d. Ä. studiert hatte, lieferte die Entwürfe für den Bau eines Rokoko-Stadtpalais um 1760. Von 1837 bis 1906 befand es sich im Besitz des bayrischen Politikers Friedrich August Freiherr von Gise (1783 – 1860) und seinen Erben. Heute gehört das Palais Gise in der Prannerstraße 9 dem Erzbischöflichen Ordinariat München-Freising. Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb die Original-Fassade ebenso wie beim → Palais Neuhaus-Preysing erhalten.

Palais Neuhaus-Preysing

Das Palais Neuhaus-Preysing in der Prannerstraße 2 wurde 1737 von Philipp Jakob Köglsperger nach einem Entwurf seines Lehrers François de Cuvilliés d. Ä. anstelle eines älteren Palais der Adelsfamilie von Neuhaus errichtet.

Im letzten Jahrzehnt des 19. und ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erwarb die benachbarte Bayerische Staatsbank das Palais der Familie von Neuhaus und weitere Stadtpaläste. Mitte der Fünfzigerjahre wurde die Kriegsruine des Palais Neuhaus-Preysing durch einen Neubau des Architekten Erwin Schleich (1925 – 1992) ersetzt, und als 2003 bis 2006 die → »Fünf Höfe« entstanden, sanierte man auch das Palais. Dessen Rokoko-Fassade gehört zu den wenigen original erhaltenen in München.

Palais Neuhaus-Preysing

Kardinal-Faulhaber-Straße

Bayerische Staatsbank

Im letzten Jahrzehnt des 19. und ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erwarb die Bayerische Staatsbank das benachbarte Palais Neuhaus-Preysing und weitere Stadtpaläste. Einige davon wurden abgerissen und von dem Architekten Albert Schmidt (1841 – 1913) durch Neu- und Erweiterungsbauten ersetzt. Die Bauplastik in der Kardinal-Faulhaber-Straße stammt von dem Bildhauer Heinrich Waderé (1865 – 1950). Seit Oktober 2023 befindet sich das Hotel »Rosewood Munich« in dem Gebäudekomplex der früheren Bank im Kreuzviertel.

Rosewood Munich im Kreuzviertel München
Kardinal-Faulhaber-Straße 1 (Foto: September 2024)
ehem. Bayerische Staatsbank im Kreuzviertel München
Fassade an der Salvatorstraße (Foto: Juni 2024)

Palais Holnstein

Kurfürst Karl Albrecht beauftragte François de Cuvilliés d. Ä. mit der Errichtung eines Stadtpalastes für seinen unehelichen Sohn Franz Ludwig Graf von Holnstein oder dessen Mutter Maria Caroline Charlotte Sophie von Ingenheim. 1735 bis 1737 dauerten die Bauarbeiten. Die Rokoko-Stuckarbeiten an der Fassade und im Inneren stammen vermutlich von Johann Baptist Zimmermann. Heute gilt das Palais Holnstein als der bedeutendste der noch erhaltenen Adelspaläste aus der Barockzeit in München. Weil die Vierflügelanlage seit 1821 Dienstsitz des Erzbischofs von München und Freising ist, spricht man auch vom Erzbischöflichen Palais.

Palais Holnstein im Kreuzviertel München
Palais Holnstein im Kreuzviertel München
Palais Holnstein im Kreuzviertel München

Palais Holnstein, Kardinal-Faulhaber-Straße 7 (Fotos März 2023 / Juni 2024)

Bayerische Hypotheken- und Wechselbank

Nach einem Entwurf des Münchner Architekten Albert Schmidt (1841 – 1913) ließ die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank 1895/96 ein neubarockes Verwaltungsgebäude in der Kardinal-Faulhaber-Straße 10 errichten. Der historisierende Fassadenschmuck aus Sandstein stammt von dem Bildhauer Hugo Kaufmann (1868 – 1919).

Kardinal-Faulhaber-Straße 10
Kardinal-Faulhaber-Straße 10
Kardinal-Faulhaber-Straße 10
Kardinal-Faulhaber-Straße 10

Kardinal-Faulhaber-Straße 10 (Fotos: 2023/24)

Palais Porcia

Maria Anna Katharina Gräfin Fugger (geborene San Martino d’Aglie), die als Hofdame der Kurfürstin Henriette Adelheid von Savoyen nach München gezogen war, ließ 1693/94 für sich und ihren Ehemann Paul Graf Fugger zu Mickhausen und Duttenstein vom Hofmaurermeister Philipp Zwerger nach Plänen des kurfürstlichen Hofbaumeisters Enrico Zuccalli ein Palais errichten (Kardinal-Faulhaber-Straße 12). Der bayrische Kurfürst Karl Albrecht kaufte es 1731 und schenkte es seiner Mätresse Josepha Maria, der späteren Gräfin von Topor-Morawitzky auf Tenczin und Rudnitz, ab 1737 Ehefrau des Hofkämmerers Antonio de Porcia. Für sie baute François de Cuvilliés d. Ä. die Vierflügelanlage 1731 bis 1737 aufwändig zum Rokoko-Stadtpalast um. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais Porcia bis auf die Fassade zerstört. 2008 sanierte man die Fassade und rekonstruierte sie so, wie Cuvilliés sie gestaltet hatte.

Palais Porcia im Kreuzviertel München
Palais Porcia, Kardinal-Faulhaber-Straße 12 (Foto: März 2023)

Promenadenplatz

Palais Montgelas

1811 bis 1813 ließ Maximilian Graf von Montgelas (1759 – 1838) das nach ihm benannte frühklassizistische Palais am Promenadeplatz von Emanuel Josef Herigoyen errichten und von Jean Baptiste Métivier ausstatten. Das Palais Montgelas diente von 1817 bis 1933 als Dienstgebäude des bayrischen Außenministeriums und war dann bis 1945 Dienstsitz der Staatskanzlei. Seit 1969 gehört das Gebäude teilweise und seit 2023 ganz zum Hotel Bayerischer Hof.

Promenadeplatz: Graf Montgelas, Palais Montgelas
Promenadeplatz: Graf Montgelas

Skulptur des Grafen von Montgelas vor dem Palais Montgelas (Fotos: 2023/24)

Ballin-Haus

Das ehemalige Ballin-Haus am Promenadeplatz 9 wurde 1909/10 von Gustav von Cube und Karl Stöhr mit einer barockisierenden Natursteinfassade gestaltet. Die 1910 vor dem Ballin-Haus enthüllte Bronzeplastik des sich aufbäumenden Pferdes mit Reiter stammt von Heinrich Düll und Georg Pezold.

Hackenviertel

Palais Lerchenfeld

Das Rokoko-Palais Lerchenfeld (Damenstiftstraße 8) wurde um 1726 nach Plänen von Johann Baptist Gunetzrhainer (1692 – 1763) für Ignaz Graf von Toerring errichtet, und sein jüngerer Bruder Ignaz Anton Gunetzrhainer (1698 – 1764) gestaltete die Gesamtfassade. Die Stuckierung wird Johann Baptist Zimmermann (1680 – 1758) zugeschrieben. ‒ Im Zweiten Weltkrieg wurde der Stadtpalast zerstört, aber 1957 hinterbaute man die Fassade neu.

Graggenauer Viertel

Palais Toerring-Jettenbach

Nahe der Münchner Residenz baute Ignaz Anton Gunetzrhainer 1747 bis 1754 für den Diplomaten, Minister und Feldmarschall Ignaz Felix Graf von Törring-Jettenbach ein Rokoko-Palais nach Plänen der Wiener Hofarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt und Joseph Emanuel Fischer von Erlach.

Nördlich davon entstand 1825 bis 1835 der Königsbau der Münchner Residenz. Weil man sich dabei an florentinischen Renaissancepalästen orientierte (Palazzo Pitti, Palazzo Rucellai), versah der bayrische Hofarchitekt Leo von Klenze das Rokoko-Palais Toerring-Jettenbach 1835 bis 1838 mit einer zum Königsbau der Residenz passenden Säulenhalle nach dem Vorbild des Findelhauses in Florenz. Die Fresken von Rossebändigern stammen von Johann Georg Hiltensperger.

Arco-Palais

Das barockisierte Arco-Palais an der Ecke Maffei-/Theatinerstraße wurde 1908 bis 1910 nach Plänen der Architekten Georg Meister und Oswald Bieber errichtet und gehörte bis 1937 zum Besitz des um 1700 nach Bayern gezogenen Zweigs der Arco, eines italienischen Uradelsgeschlechts. Die Moderne Galerie von Heinrich Thannhauser veranstaltete dort 1909 die erste Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München und 1911 die erste Ausstellung des »Blauen Reiter«.

Arco-Palais

Preysing-Palais

Der Oberstjägermeister Johann Maximilian IV. Emanuel Graf von Preysing-Hohenaschau (1687 – 1764) ließ sich 1723 bis 1728 von Joseph Effner (1687 – 1745) einen Stadtpalast errichten. Die Stuckarbeiten oblagen Dominikus Zimmermann (1685 – 1766). Erwin Schleich rekonstruierte das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Rokoko-Palais zwischen Viscardigasse (»Drückebergegasse«), Theatinerstraße, Feldherrnhalle und Residenzstraße nach alten Vorlagen. Das Innere blieb jedoch mit Ausnahme des prunkvollen Treppenhauses verloren.

Preysing-Palais: Giebel
Preysing-Palais: Fassade

Prinz-Carl-Palais

Pierre de Salabert, der aus Lothringen stammende Erzieher des späteren Kurfürsten Max IV. Joseph bzw. Königs Maximilian I. Joseph, beauftragte 1803 den jungen Architekten Karl von Fischer mit der Planung eines Stadtpalastes, der dann 1804 bis 1806 gebaut wurde. Nach dem Tod seines Erziehers am 21. Februar 1807 erwarb der König das frühklassizistische »Palais Royal«. Dessen Sohn, König Ludwig I., übertrug es 1825 seinem Bruder, dem Prinzen Carl, der es von dem Architekten Jean Baptiste Métivier erweitern ließ. An der Dekoration war Anton Schwanthaler maßgeblich beteiligt.

Der Bau des Altstadtrings 1968 bis 1972 trennte den Hofgarten und den Englischen Garten vor dem Prinz-Carl-Palais und der Ruine des Armeemuseums durch eine achtspurige Straße.

Der Plan, eine neue Staatskanzlei im Finanzgarten zu errichten, wurde 1976 aufgegeben. Stattdessen entstand sie 1989 bis 1993 unter Einbeziehung der Ruine des ehemaligen Armeemuseums. Parallel dazu wurde der Altstadtring in diesem Areal zurückgebaut. Der Landschaftsarchitekt Gottfried Hansjakob plante die bereits 1807 von Friedrich Ludwig Sckell angestrebte Verbindung zwischen Hofgarten, Finanzgarten und Englischem Garten und führte das Vorhaben 1990 bis 1995 aus. Dabei legte er auch den Köglmühlbach neu an. Der speist nun das ebenfalls neue Wasserbecken und die Fontäne vor dem Prinz-Carl-Palais, fließt über (!) den 1972 fertiggestellten 600 Meter langen Tunnel in den Englischen Garten und wird dort zum Schwabinger Bach.

Das im Zweiten Weltkrieg nur wenig beschädigte Prinz-Carl-Palais wurde 1971 bis 1975 restauriert. Seit der bayrische Ministerpräsident, der dort residiert, 1993 in die neue → Bayerische Staatskanzlei gezogen ist, wird das Schlösschen in der Königinstraße 1 nur noch für Repräsentationszwecke genutzt.

Prinz-Carl-Palais München
Prinz-Carl-Palais (Foto: Mai 2023)

Maxvorstadt

Brienner Straße 25

Gabriel von Seidl (1848 – 1913) gestaltete 1904/05 den Stadtpalast in der Brienner Straße 25 nach dem Vorbild italienischer Palazzi.

Schwabing

Palais von Alfred Walter Heymel

Am Anfang der Leopoldstraße, schräg gegenüber dem → Siegestor, errichtete der Bauunternehmer Josef Kalb 1896/97 nach Plänen des Architekten Martin Dülfer einen Stadtpalast im klassizistischen Jugendstil für den Lyriker Alfred Walter Heymel (1878 ‒ 1914), einen Mitbegründer der Literaturzeitschrift »Die Insel«.

Martin Dülfer Leopoldstraße PRESS REFRESH
Palais in der Leopoldstraße 4 (Foto: Mai 2023)

Pacelli-Palais und Palais Bissing

1880/81 wurden zwei benachbarte großbürgerliche Wohnhäuser in der Georgenstraße nach Plänen von Josef Hölzle im Stil der Neurenaissance errichtet. Während Joseph Hölzle dann auch 1900/01 das eine Gebäude im Stil des Neubarocks umgestaltete (Pacelli-Palais), baute Ernst Robert Fiechter 1902/03 das Nachbarhaus für Friedrich Wilhelm von Bissing im Reformstil um (Palais Bissing). Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais Bissing schwer beschädigt, aber die Stadt München ‒ Eigentümerin seit 1914 ‒ ließ es 1976 bis 1979 originalgetreu restaurieren.

Pacelli-Palais in Schwabing PRESS REFRESH
Pacelli-Palais in Schwabing PRESS REFRESH
Pacelli-Palais in Schwabing PRESS REFRESH

Pacelli-Palais, Georgenstraße 8 (Fotos: 2023/24)

Palais Bissing, Georgenstraße
Palais Bissing (Foto: April 2025)
Kirschbaum vor dem Palais Bissing

Palais Crailsheim

Josef Vasek baute 1891/92 das Palais Crailsheim im Stil der Neurenaissance (Seestraße 20). Der Schweifgiebel wurde 1902/03 hinzugefügt, und an der Fassade darunter sieht man einen Merkur aus Bronze. Bauherr und Namensgeber war der Jurist Friedrich Krafft Freiherr von Crailsheim (1841 – 1926), der von 1890 bis 1903 als Vorsitzender des Ministerrates im Königreich Bayern amtierte.

Palais Crailsheim, Schwabing
Palais Crailsheim, Schwabing

Palais Crailsheim (Fotos: März 2025)