München: Freimann
Freimann ist seit Mitte des 10. Jahrhunderts nachweisbar (»ad Frienmannun«). Der Name bedeutet Zu den freien Männern. Darunter verstand man damals Männer, die zwar frei, aber durch ihre Leistungspflichten an das von ihnen zu bewirtschaftende Land gebunden waren. Die Deutsche Reichsbahn baute in der Gemeinde Freimann 1927 bis 1931 ein Ausbesserungswerk und parallel dazu eine Großsiedlung für die Beschäftigten. 1931 wurde Freimann von München eingemeindet.
Seit 1992 bildet der westliche Teil von Schwabing den Münchner Stadtbezirk 4 (Schwabing-West), der Rest zusammen mit Freimann den Stadtbezirk 12: Schwabing-Freimann.



Fröttmaning
Fröttmaning ist seit 815 nachweisbar und gehört damit zu den ältesten Siedlungen im heutigen Stadtgebiet. Die Bezeichnung – ursprünglich Freddamaring – geht auf den Vornamen Fridumar zurück, und das ließe sich mit »der Friedfertige« übersetzen. 1808 wurde Fröttmaning – mit seinen gerade einmal vier Bauernhöfen und einer Dorfkirche ‒ Teil der neuen Gemeinde Freimann, und die ließ sich 1931 von München eingemeinden.
Heilig-Kreuz-Kirche und »Versunkenes Dorf«
Bei der Heilig-Kreuz-Kirche in Fröttmaning handelt es sich nicht nur um den ältesten erhaltenen Kirchenbau im Münchner Stadtgebiet, sondern auch um das letzte Zeugnis des Dorfes Fröttmaning, das in den Fünfziger- und Sechzigerjahren einer Mülldeponie und dem Münchner Autobahnring weichen musste. Schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung Fröttmanings im Jahr 815 existierte dort ein Gotteshaus. Die heutige spätromanische Chorturmkirche entstand Anfang des 13. Jahrhunderts.
Der Künstler Timm Ulrichs (*1940) errichtete 2006 in der Nähe am Fuß des Fröttmaninger Bergs eine Replik aus Beton mit dem Titel »Versunkenes Dorf«.



Fröttmaninger Berg
1954 wurde neben dem Dorf Fröttmaning die Deponie Großlappen eröffnet. Ein Großbrand zerstörte die Müllsortieranlage 1965, aber der Betrieb ging bis 1987 weiter. 1973 begann man mit einer Renaturierung des 75 Meter hohen Müllbergs. Inzwischen ist aus dem »Fröttmaninger Berg« eine Parklandschaft geworden.


Auf dem Gipfel dreht sich seit 1999 die Windkraftanlage Fröttmaning, die älteste der Stadt München. Der Turm des »Föhnix« ist bis zur Rotornarbe 67 Meter hoch. Vom »Fröttmaninger Berg« sieht man nicht nur auf die Allianz Arena, sondern auch auf die 2020 gebaute zweite Windkraftanlage der Stadtwerke München.
Windkraftanlagen Freimann / Fröttmaning (Fotos: Juni 2023)
Allianz Arena
Nachdem der Architekt Günter Behnisch einen Umbau des Olympiastadions in ein Fußballstadion abgelehnt hatte, wurde 2001 ein Wettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben, den das Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron gewann, und zwar mit einem dem St. Jakob-Park in Basel vergleichbaren Konzept. Die Bauarbeiten erfolgten von Oktober 2002 bis April 2005. Die Allianz Arena im Stadtbezirk Schwabing-Freimann verfügt über mehr als 70.000 Zuschauer-Plätze. Charakteristisch ist die durchsichtige Umhüllung aus 2784 Folienkissen aus Ethylen-Tetrafluorethylen. 2014/15 wurde die Beleuchtung dieser Außenhülle mit 380.000 LEDs modernisiert. Aufgrund der Form wird die Allianz Arena im Volksmund als Schlauchboot, Autoreifen oder Luftkissen bezeichnet.




Showpalast
Der Showpalast in Freimann-Fröttmaning wurde 2017 für eine Pferde-Show gebaut. Inzwischen wird er als Event-Location betrieben, und es ist geplant, ihn 2028 abzureißen, um einen Betriebshof für Straßenbahnen und Busse zu errichten.

U-Bahnhof Fröttmaning
Die Architekten Julia Mang-Bohn und Peter Bohn hatten den 1994 eröffneten oberirdischen U-Bahnhof Fröttmaning entworfen. 2002 bis 2005 wurde das neue Fußballstadion gebaut, und für erwarteten Verkehr war der U-Bahnhof zu klein. Deshalb wurde er 2004 abgerissen und bis 2005 unter laufendem Betrieb neu gebaut. Überspannt wird er von einem lichtdurchlässigen Dach aus teflonbeschichtetem Glasfasergewebe. Der österreichische Künstler Peter Kogler (*1959) bemalte die Betonwand im Westen.





Album über U-Bahnhöfe in München
Fröttmaninger Heide
Die Fröttmaninger Heide war von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts ein Militärgelände. Heute gilt das von der A99 durchschnittene Areal als größte noch erhaltene Fluss-Schotterheide Süddeutschlands und eine der größten zusammenhängenden Grasheiden Mitteleuropas.

Leinthaler Brücke
Die 1903 in Betrieb genommene, nach der Bauernfamilie Leinthaler in Freimann benannte Isarbrücke an der Grenze des Stadtbezirks Schwabing-Freimann zu Oberföhring wurde ebenso wie die Föhringer Eisenbahnbrücke 1945 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute man sie wieder auf, und 1958 bis 1960 entstand südlich davon die an Heinrich den Löwen erinnernde Herzog-Heinrich-Brücke.

Studentenstadt Freimann
Weil sich die Bewohnerzahl der Stadt München nach dem Zweiten Weltkrieg verdoppelte, fanden Studentinnen und Studenten nur schwer eine Bleibe. Ende der Fünfzigerjahre initiierten deshalb Rektoren und Professoren der Hochschulen und der Geschäftsführer des Studentenwerks München den Bau einer Studentenstadt nach dem Vorbild der Cité Internationale Universitaire de Paris, und 1959 wurde der Verein Studentenstadt München e. V. gegründet.
Der Freistaat Bayern stellte für das Vorhaben ein Areal am Rand des Englischen Gartens zur Verfügung, und Ernst Maria Lang (Architekturgemeinschaft Lang und Pogadl) gewann 1960 einen entsprechenden Architekturwettbewerb. 1961 begannen die Bauarbeiten. Bis 1968 entstand die kleinteilig bebaute »Altstadt«, 1971 bis 1977 folgten die Hochhäuser der »Neustadt«. So entstand die größte Studentensiedlung Deutschlands. Die U-Bahn-Haltestelle Studentenstadt wurde 1971 eröffnet.
Wege und Straßen in der Studentenstadt Freimann benannte man nach Widerstandskämpfern der Weißen Rose: Willi Graf, Hans Leipelt und Christoph Probst.
Mitglieder des zur Förderung von zeitgenössischer bildender Kunst ins Leben gerufenen Vereins »Outer Circle« brachten 2018 mit Murals Farbe auf die grauen Fassaden.
Derzeit (2024) stehen mehr als 1000 von 2400 Wohnungen leer. Weil der Verein Studentenstadt München die Kosten der anstehenden Sanierung nicht stemmen konnte, übernahm das Studierendenwerk München 2015 die Studentenstadt. Die Landesregierung kündigte 2022 die Sanierung an, die voraussichtlich bis 2027/28 dauern wird.
