München: Waldfriedhof
Alter Teil des Waldfriedhofs
Der Architekt und Stadtbaumeister Hans Grässel* (1860 – 1939) legte 1894 bis 1908 nacheinander den → Ostfriedhof (1894 – 1900), den → Nordfriedhof (1896 – 1899), den → Westfriedhof (1898 – 1902) und den → Neuen Israelitischen Friedhof (1904 – 1908) in München an. 1905 bis 1907 folgte im ehemaligen Hochwaldforst von Schloss Fürstenried der erste Waldfriedhof Deutschlands. Ein Friedhof dieser Größe ohne ein rechtwinkeliges Wegenetz war damals ein Novum. Tatsächlich eignet sich der bewaldete Park in Hadern noch immer hervorragend zum Spazierengehen – besonders wenn andere Grünanlagen bei schönem Wetter am Sonntagnachmittag überfüllt sind.
*) Mehr zu Hans Grässel im Album über Architekten











Grabkammer ohne Namen (Fotos: Mai 2025)
Brunnen-Figurengruppe / Gräber (Fotos: August 2025)
Die Anastasiakapelle im alten Teil des Waldfriedhofs wurde 1932 nach Plänen des Architekten Hermann Leitenstorfer (1886 – 1972) errichtet, und Max Lacher* (1905 – 1988) schuf 1948 die Fresken. Bei unseren Besuchen konnten wir zwar durch ein Gitter in die Kapelle schauen, aber in dem dunklen Raum die Fresken von Max Lacher kaum erkennen. (Auch die von Hans Grässel* gebaute Alte Aussegnungshalle fanden wir stets verschlossen vor.)
*) Mehr zu Max Lacher im Album über Kunst im öffentlichen Raum und zu Hans Grässel im Album über Architekten

Die österreichische Schauspielerin und Fernsehsprecherin Elisabet Woska (1938 – 2013) arbeitete ab 1971 mit dem Komponisten Wilfried Hiller (*1941) zusammen, ihrem späteren Ehemann. Für das Grab von Elisabet Woska im Waldfriedhof gestaltete die Malerin und Bildhauerin Antje Tesche-Mentzen* zwei Skulpturen: Lilith und Goggolori. Das Libretto für die von Wilfried Hiller komponierte Oper »Der Goggolori. Eine bairische Mär« stammt von Michael Ende (1929 – 1995), der nur wenige Meter entfernt begraben ist.
*) Mehr zu Antje Tesche-Mentzen im Album über Brunnen


















Neuer Teil des Waldfriedhofs
1963 bis 1966 erweiterte der Gartenarchitekt Ludwig Roemer (1911 – 1974) den Waldfriedhof nach Südwesten. Seither handelt es sich um den größten Friedhof in München.







Der spätgotische Bildstock aus Sandstein stammt aus dem 15. Jahrhundert. 1980 wurde die sog. Kustermannsäule vom alten in den neuen Teil des Waldfriedhofs versetzt. Sie steht seither nahe des Teichs.




Der 1922 angelegte Italienische Militärfriedhof (Cimitero Militare Italiano) befindet sich seit der Erweiterung des Waldfriedhofs in den Sechzigerjahren auf demselben Gelände. Bestattet sind dort italienische Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg und Italienerinnen und Italiener, die im Zweiten Weltkrieg beispielsweise in der KZ-Haft oder bei der Zwangsarbeit in München bzw. Dachau umkamen.



Kriegsgräberstätte
Der Gartenarchitekt Robert Tischler (1885 – 1959) war von 1926 bis zu seinem Tod Chefarchitekt des 1919 gegründeten Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge (VDK) und entwarf einige deutsche Kriegsgräberstätten. An ihn erinnert seit 1962 die Tischlerstraße zwischen dem → Waldfriedhof und der Kriegsgräberstätte in München-Hadern (die aber erst nach seinem Tod angelegt wurde).
Westlich des Münchner Waldfriedhofs entstand 1960 bis 1965 eine Kriegsgräberstätte in Hadern. Dort sind 1988 Gefallene des Ersten Weltkriegs und 1552 Opfer (Soldaten, Kriegsgefangene, Zivilisten) des Zweiten Weltkriegs aus 18 Nationen bestattet. 83 Tote konnten nicht identifiziert werden. Die Namen aller anderen sind in Metallplatten gestanzt, die in der Gedenkhalle aufgeschichtet sind.





