Pinakotheken München

Alte Pinakothek München

Die Anfänge der Alten Pinakothek gehen auf Historienbilder zurück, die Herzog Wilhelm IV. ab 1528 in Auftrag gab, darunter die »Alexanderschlacht« von Albrecht Altdorfer. Kurfürst Maximilian I. ließ sich 1627 von Nürnberg »Die vier Apostel« von Albrecht Dürer übergeben.

Kurfürst Maximilian Joseph – der spätere König von Bayern – ernannte den Maler und Architekten Johann Christian von Mannlich (1741 – 1822) 1799 zum pfalz-bayerischen Zentraldirektor aller Kunstsammlungen, und die von Mannlich 1793 vor den französischen Revolutionstruppen in Pfalz-Zweibrücken gerettete Gemäldesammlung bildete einige Jahrzehnte später den Grundstock der Alten Pinakothek in München.

König Ludwig I. von Bayern beauftragte 1826 Leo von Klenze mit dem Bau eines Museums für die Gemäldesammlung. Die Pinakothek wurde am 16. Oktober 1836 eröffnet. Die Alte Pinakothek, so der Name seit 1853, konzentriert sich auf Maler vom Mittelalter bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts und gilt als eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt.

Das Gebäude wurde zwar im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, aber die Bestände hatte man rechtzeitig ausgelagert. Hans Döllgast leitete 1946 bis 1957 den Wiederaufbau. Eine Renovierung fand 1994 bis 1998 statt.

Treppenhaus der Alten Pinakothek
Treppenhaus (Foto: März 2023)

Der flämische Maler Rogier van der Weyden (Rogier de le Pasture, um 1399 – 1464) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Altniederländischen Malerei. 1455 vollendete er den Dreikönigsaltar, ein Triptychon aus Eichenholz für die Kölner Kirche St. Columba (daher auch: Columba-Altar). Auf der 140 mal 153 Zentimeter großen Mitteltafel ist die Anbetung der Könige zu sehen, auf dem linken Flügel die Verkündigung und rechts die Darbringung im Tempel.

Rogier van der Weyden: Dreikönigsaltar
Rogier van der Weyden: Dreikönigsaltar, um 1455 (Foto: 2023)

»Madonna mit der Nelke«, ein Jugendwerk von Leonardo da Vinci (1452 – 1519), ist das einzige Gemälde des Universalgenies in einem deutschen Museum. Die Alte Pinakothek erwarb es 1889 von einem privaten Besitzer. Damals hielt man das Gemälde noch für ein Werk von Leonardos Lehrer Verrocchio. Erst einige Monate später ordnete Heinrich von Geymüller es Leonardo da Vinci zu. Allgemein anerkannt wird das seit 1937/38.

Leonardo da Vinci: Madonna mit der Nelke
Leonardo da Vinci: Madonna mit der Nelke, um 1475 (Foto: 2023)

Albrecht Dürer (1471 – 1528) schuf zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Ölgemälde auf Lindentafeln, das nach der Kölner Familiendynastie Jabach benannt wurde. Vom Jabach-Altar sind nur die Flügel erhalten. Auf den Innenseiten sind Joseph und Joachim, Simeon und Lazarus zu sehen. ‒ Das Diptychon »Die vier Apostel« entstand 1526. Abgebildet sind vier überlebensgroße Apostelfiguren: Johannes und Petrus, Markus und Paulus. Der bayerische Kurfürst Maximilian I. holte das Diptychon 1627 nach München, indem er die Stadt Nürnberg wissen ließ, dass er es gern hätte und eine Verweigerung als despektierlich empfinden würde.

Der Sebastiansaltar von Hans Holbein d. Ä. (um 1460/65 – 1524) entstand 1516. Abgebildet sind die hl. Barbara (linker Flügel), das Martyrium des hl. Sebastian (Mitteltafel) und die hl. Elisabeth (rechter Flügel). Sebastian war ein Kohortenführer des römischen Kaisers Diokletian im 3. Jahrhundert. Weil er christlichen Märtyrern beistand, verurteilte ihn der Kaiser selbst zum Tod.

Hans Holbein d. Ä.: Sebastiansaltar
Hans Holbein d. Ä.: Sebastiansaltar, 1516 (Foto: 2023)

Lucas Cranach d. J. (1515 ‒ 1586) malte um 1565 auf Lindenholz das Bildnis einer kostbar gekleideten Dame, bei der es sich vermutlich um Markgräfin Elisabeth von Ansbach-Bayreuth handelte.

Hans Holbein d. Ä.: Sebastiansaltar
Lucas Cranach d. J.: Bildnis einer Dame, um 1565 (Foto: 2023)

Um 1617 vollendete Peter Paul Rubens (1577 – 1640) das größte Bild, das er jemals malte: »Das Große Jüngste Gericht«. Das mehr als sechs Meter hohe und 4,34 Meter breite Gemälde hängt im Rubenssaal (Saal VII) der Alten Pinakothek.

Peter Paul Rubens: Das Große Jüngste Gericht
Peter Paul Rubens: Das Große Jüngste Gericht, um 1617 (Foto: 2023)

Im Rubenssaal hängen auch die Gemälde »Der Raub der Töchter des Leukippos« (1618) und das Porträt der Aletheia Talbot (1620). Auf dem Bild rechts ist die Entführung der Leukippiden Hilaeira und Phoibe durch die Dioskuren Castor und Pollux dargestellt. Rubens schuf nur wenige Porträts. Alethea Howard, 13. Baronin Furnivall, Gräfin von Arundel, geborene Lady Alethea Talbot, lebte von 1585 bis 1654.

Der niederländische Porträt- und Geschichtsmaler Paulus Janszoon Moreelse (1571‒ 1638) orientierte sich an Caravaggio. Das Gemälde »Die blonde Schäferin« (1624) gehört stattdessen zur holländischen Bildwelt des idealisierten, freizügigen Schäfer- und Hirtenlebens.

Carel Fabritius (1622 – 1654), ebenfalls ein Niederländer, gilt als der bedeutendste Künstler aus dem Umfeld Rembrandts. Beim Selbstbildnis (um 1645) stellte er sich in einem Fantasiekostüm dar.

Im Saal X dominiert das 4,88 Meter hohe Gemälde »Die Verehrung der Trinität durch den hl. Papst Clemens«, das Giovanni Battista Tiepolo (1696 – 1770) um 1739 im Auftrag des Kurfürsten Clemens August von Köln als Altarbild für die Chorfrauenkirche im Schloss Nymphenburg schuf.

Alte Pinakothek: Saal X
Alte Pinakothek: Saal X (Foto: 2023)

Neue Pinakothek München

Nach Entwürfen Friedrich von Gärtners errichtete August von Voit die Neue Pinakothek, die am 25. Oktober 1853 als Pendant zur (Alten) Pinakothek eröffnet wurde und die erste Galerie »moderner« Kunst weltweit war. Die Ruine des 1944 von Bomben zerstörten Gebäudes wurde 1949 abgerissen. Alexander Freiherr von Branca gestaltete den postmodernen, am 28. März 1981 eröffneten Neubau. Die Neue Pinakothek widmet sich der europäischen Kunst vom späten 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.

Für eine voraussichtlich zehn Jahre dauernde Generalsanierung ist die Neue Pinakothek im Kunstareal München seit Anfang 2019 geschlossen. Bevor die Baustelle abgesperrt wurde, konnte man zwei Skulpturen vor der Neuen Pinakothek sehen: »Große Liegende« (1957) von Henry Moore (1898 ‒ 1986) und »Miracolo« (1959/60) von Marino Marini (1901 – 1980).

Unter dem Titel »Von Goya bis Manet« zeigt die Neue Pinakothek rund 90 Gemälde und Skulpturen vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert aus (geschlossenen) Alten Pinakothek.