München: Obergiesing Fasangarten

790 wurde Giesing als »Kyesinga« erstmals in einer Urkunde erwähnt. Der Ortskern befand sich auf dem Gebiet, das heute zwischen der Icho- und der Zehentbauernstraße bzw. der Bergstraße und der Tegernseer Landstraße liegt.

1818 wurde das auf der Isarhochterrasse liegende Gebiet Obergiesing zur selbstständigen Landgemeinde Giesing, während Untergiesing zur Vorstadt Au gehörte. 1854 ließ (Ober-)Giesing sich von München eingemeinden.

Die erst in den Zwanzigerjahren entstandene Siedlung Fasangarten wurde 1937 als Teil der Gemeinde Perlach von München aufgenommen und gleichzeitig dem Stadtbezirk Obergiesing zugeordnet. Der 1992 gebildete Stadtbezirk 17 führt allerdings erst seit 2009 den Doppelnamen Obergiesing-Fasangarten.

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Stadtbezirk 17: Obergiesing-Fasangarten
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München: Stadtbezirk 17: Obergiesing-Fasangarten

Aignerstraße

Die Aignerstraße trägt seit 1897 den Familiennamen von zwei Giesinger Lehrern: Max Aigner (1791 – 1856) und Martin Aigner (1814 – 1890).

An der Ecke des Hauses Aignerstraße 1 / Alpenrosenstraße 2 erinnert die Figur eines Straßenbahnschaffners daran, dass die Straßenbahner-Baugenossenschaft dort von 1914 bis 1929 Wohnungen gebaut hat.

Aignerstraße 1 CLICK REFRESH
Fassadenfigur (Foto: 2024)

Alpenplatz

Das neubarocke Wohnhaus am Alpenplatz 2 entstand um 1900, das Nachbarhaus (Nr. 3) im Stil der Deutschen Renaissance wurde 1902 bezogen.

Alpenplatz: Hausfasaden CLICK REFRESH

Chiemgaustraße

Die seit Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem Chiemgau in Oberbayern benannte Straße in Obergiesing ist inzwischen ein Abschnitt des Mittleren Rings.

Martin Blumöhr: »Permanus«

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Lebenshilfe München bemalte Martin Blumöhr 2021 eine Fassade des Gebäudes an der Chiemgaustraße in Obergiesing (Adresse: St.-Quirin-Straße 13a). Die Ideen für »Permanus« entstanden ab 2019 in Zusammenarbeit mit 60 Menschen, teils mit Behinderungen, die ihre Vorlieben, Wünsche und Ängste zum Ausdruck brachten. Zehn von ihnen arbeiteten dann auch mit Martin Blumöhr gemeinsam auf dem Gerüst am bunten Mural.

Gietlstraße

1896 wurde der Gottesackerweg bei der Heilig-Kreuz-Kirche in Obergiesing nach Franz Xaver von Gietl (1803 – 1888) umbenannt. Der Arzt wurde 1848 in den Adelsstand erhoben, und anlässlich seines 80. Geburtstags ernannte ihn die Stadt München zum Ehrenbürger.

Heilig-Kreuz-Kirche

Im 12. Jahrhundert ersetzte eine spätromanische Kirche den Vorgängerbau auf dem Giesinger Berg. Nach der Eingemeindung Giesings in die Stadt München (1854) entwarf Georg von Dollmann einen Neubau oberhalb der alten Dorfkirche. 1866 wurde der Grundstein gelegt; 20 Jahre später erfolgte die Kirchweihe, und 1888 riss man das alte Gebäude ab. Für sämtliche Maurer-, Steinmetz- und einen Teil der Zimmermanns-Arbeiten war Johann Baptist Graßl (1830 – 1896) verantwortlich, der auch die Kanzel entwarf, die von Josef Beyrer angefertigt wurde. – Den Zweiten Weltkrieg überstand die neugotische Hl.-Kreuz-Kirche ohne massive Schäden.

Der Josephsaltar im rechten Seitenschiff der Heilig-Kreuz-Kirche wurde 1888 nach einem Entwurf von Josef Anton Müller angefertigt, einem Schüler des Bildhauers Anselm Sickinger und des Architekten Friedrich Ziebland. Daran wirkten sowohl die Maler Julius Frank und August Heß als auch die Bildhauer Paul Sejer, Peter Schrenk, Karl Schröter, Karl Fischer und Karl Fuchs mit.

Heilig Kreuz Kirche Obergiesing CLICK REFRESH
Josephsaltar im rechten Seitenschiff (Foto: Mai 2023)

Der Jesuit Freiherr von Oberkamp stiftete 1884 den volkstümlichen Marienaltar, der bis 1890 nach einem Entwurf des belgischen Künstlers Jean-Baptiste Bethune von dem Bildhauer Léopold Blanchaert sowie den Malern Jules Helbig und Adrien Hubert Bressers-Blanchaert geschaffen wurde.

Der Architekt Carl Hocheder (1854 – 1917) gestaltete 1893/94 das neubarocke Pfarrhaus der Gemeinde Hl. Kreuz in der Gietlstraße 2.

Pfarrhaus Hl Kreuz Obergiesing  CLICK REFRESH
Pfarrhaus Hl. Kreuz (Foto: Mai 2023)

Ichostraße

Nach der Eingemeindung von Giesing (1854) wurde die damalige Kirchenstraße in Pfarrhofstraße umbenannt, und 1936 änderte man den Namen in Ichostraße, anfangs in der alten Schreibweise Ihchostraße. Icho war ein Missionar. Er und sein Neffe, der Diakon Kerolt, vermachten 790 ihren Besitz in Giesing und Perlach dem Bischof von Freising.

»Giesing erleben und gestalten«

15 Schülerinnen und Schüler der Mittelschule an der Ichostraße beteiligten sich 2013 unter Anleitung der Künstler FLIN, Z-ROK und ZOMBIE an dem von der Münchner Stadtbibliothek initiierten Projekt »Giesing erleben und gestalten« und schufen in der Fußgängerunterführung unter der Kreuzung Giesinger Berg, Martin-Luther-, Icho- und Silberhornstraße bunte Streetart ‒ von der inzwischen nicht mehr viel im Originalzustand existiert.

Lincolnstraße

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich die US-Militärregierung für Bayern in Obergiesing ein, und auf einem für diesen Zweck abgeholzten und von München eingemeindeten Areal des Perlacher Forsts wurde eine Siedlung für US-Militärs der McGraw-Kaserne und deren Familien gebaut (»Ami-Siedlung«). Nach dem Abzug der US-Soldaten zu Beginn der Neunzigerjahre übernahm der Bund das Gebiet im Stadtteil Fasangarten und verkaufte dann Teile davon.

Die Lincolnstraße in der ehemaligen »Perlacher Forst Housing Area« erinnert seit 1962 an Abraham Lincoln (1809 – 1865). Der US-Präsident engagierte sich gegen die Sklaverei, löste dadurch den Sezessionskrieg aus, stellte aber die Union der Vereinigten Staaten von Amerika wieder her und schaffte die Sklaverei in den USA ab. Im April 1865 wurde Lincoln ermordet.

Russisch-orthodoxe Kirche

Als die Truppenstärke der USA in München verringert wurde, kaufte die russisch-orthodoxe Hl.-Nikolaus-Gemeinde Ende 1993 die Kirche an der Lincolnstraße 58 und baute sie zur »Kathedralkirche der Heiligen Neumärtyrer und Bekenner Russlands« um. 2005 wurde sie geweiht.

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Russisch-orthodoxe Kirche (Foto: Dezember 2024)

Martin-Luther-Straße

Die Martin-Luther-Straße wurde 1934/1935 durch den alten Obergiesinger Dorfkern gebaut. Benannt hat man sie nach dem Reformator Martin Luther (1483 – 1546), der sich gegen Entwicklungen der römisch-katholischen Kirche wandte, die er für falsch hielt – und dabei ungewollt die christliche Kirche in Katholiken und Protestanten spaltete.

Murals von Won ABC

Zwei Fassaden des Umspannwerks der Stadtwerke München in Obergiesing bemalte der Urban-Art-Künstler Won ABC (bürgerlich: Markus Müller) 2018/19 mit Murals. Die Fassade in der Zehentbauer Straße widmete er seinem Professor an der Münchner Kunstakademie: Bluebeard (Prof. Robin Page, 1932 – 2015), und bei dem größeren Kunstwerk in der Martin-Luther-Straße handelt es sich um eine Würdigung der am 7. April 1919 ausgerufen Räterepublik Baiern, die Anfang Mai 1919 von der Reichswehr und Freikorps gewaltsam beseitigt wurde. Won ABC porträtierte Vorkämpfer der Räterepublik: Kurt Eisner, Sarah Sonja Rabinovitz (Lerch), Erich Mühsam, Gustav Landauer und Ernst Toller.

Murals von Won ABC in Obergiesing CLICK REFRESH

Ostfriedhof

Der Ostfriedhof in Obergiesing geht auf den 1817 angelegten Auer Friedhof zurück. Das Friedhofsgebäude am St.-Martins-Platz wurden 1894 bis 1907 nach Plänen des Stadtbaurats Hans Grässel (1860 – 1939) errichtet. Die Kuppel der Aussegnungshalle ist mit einem Durchmesser von 20 Metern nach dem Pantheon in Rom und der Befreiungshalle in Kelheim die drittgrößte ihrer Art in Europa. Das Kuppelgemälde stammt von Josef Guntermann (1856 – 1932).

Hans Grässel schuf im Münchner Ostfriedhof eine Kaskadenanlage mit einem natürlichen Gefälle, wie es sie sonst wohl in keinem Friedhof gibt. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Anlage wurde 2015 restauriert.

Ostfriedhof in Obergiesing CLICK REFRESH
Detail der Kaskade (Foto: Mai 2023)

St.-Martin-Straße

Um 1890 baute man neue Straßen für den geplanten Ostfriedhof in München, darunter die St.-Martin-Straße, die 1897 nach dem St.-Martin-Spital benannt wurde, also ebenfalls nach dem Heiligen Martin.

St.-Martin-Spital und -Schule

Der Architekt und Baubeamte Carl Hocheder (1854 – 1917) errichtete 1892 – 1894 das Armenversorgungshaus St. Martin in Obergiesing. Sein Kollege Robert Rehlen (1859 – 1941) fügte 1900 – 1902 die Grundschule St. Martin hinzu und erweiterte das zehn Jahre alte Altenheim 1902/03 um zwei Flügel. 1988 zog das Altenheim in einen benachbarten Neubau. 2022 wurde mit einer Generalsanierung des ehemaligen Altenheims St. Martin begonnen, die voraussichtlich bis 2025 dauern wird.

St.-Martin-Schule in Obergiesing CLICK REFRESH
St.-Martin-Schule (Foto: August 2024)

Stadelheimer Straße

Die Stadelheimer Straße trägt seit 1897 den Namen eines früheren Guts. Der Straßenname ging dann auf die 1892 bis 1894 von dem Architekten Friedrich Adelung gebaute, später mehrmals erweiterte Strafanstalt in der Stadelheimer Straße 12 über: Statt Justizvollzugsanstalt München sagen die Münchner einfach »Stadelheim«.

Friedhof am Perlacher Forst

Der Friedhof am Perlacher Forst in Obergiesing (Stadelheimer Straße 24) wurde im Jahr 1931 nach Plänen des Stadtbaurats Hermann Leitenstorfer (1896 – 1972) mit einer zwölfeckigen, 35 Meter hohen Trauerhalle aus Tuffstein angelegt.

Friedhof am Perlacher Forst im Stadtteil Fasangarten CLICK REFRESH
Friedhof am Perlacher Forst CLICK REFRESH

Untere Grasstraße

Die Untere Grasstraße übernahm 1856 den Namen eines ehemaligen Feldwegs in Obergiesing. Die Umbenennung durch die Nationalsozialisten wurde 1945 rückgängig gemacht.

Hausfassaden

Hans Thaler baute 1903/04 in der Unteren Grasstraße in Obergiesing zwei Häuser (1 und 6). Hausnummer 6 weist eine von Max Scheidl gestaltete Jugendstilfassade auf. Ebenso wie am neubarocken Haus Nr. 1 fallen auch an dem um 1900 im Stil der Deutschen Renaissance errichteten Nachbarhaus Nr. 3 die Masken über den Fenstern im Erdgeschoss auf.

Untere Grasstraße in Obergiesing: Fassaden CLICK REFRESH
Untere Grasstraße in Obergiesing: Fassaden CLICK REFRESH
Untere Grasstraße 3 (Foto: November 2024)
Untere Grasstraße in Obergiesing: Fassaden CLICK REFRESH

Walchenseeplatz

Der Walchenseeplatz wurde 1906 nach dem Walchensee in Oberbayern benannt. Mit der in den Zwanzigerjahren entstandenen Walchensee-Siedlung begann die großflächige Bebauung des Arbeiterviertels Obergiesing durch gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften.

Nach einem Entwurf Walther von Hattingbergs goss Cosmas Leyrer 1930 die Bronzefigur eines Buben, die im Jahr darauf als Brunnenfigur am Walchenseeplatz aufgestellt wurde: »Brunnenbuberl-Brunnen«.

Weißenseepark

Der in den Achtzigerjahren angelegte – nach dem Weißensee im Allgäu benannte ‒ Park in Obergiesing wurde 2009/10 im Rahmen eines Bund-Länder-Städtebauförderprogramms neu gestaltet, und 2015/16 eröffnete man im südlichen Teil des Parks, dem Katzenbuckel, einen weiteren Spielplatz. Die Findlinge im Weißenseepark erinnern daran, dass das Gelände früher zur Giesinger Kiesgrube gehört hatte.