München: Katholische Akademie
Die Katholische Akademie in Bayern
In den Fünfzigerjahren engagierte sich Joseph Kardinal Wendel (1901 – 1960), der Erzbischof von München und Freising (1952 – 1960), für die Gründung einer katholischen Akademie. Die erfolgte 1957 in der → Großen Aula der → Ludwig-Maximilians-Universität.
1960 wurde auf einem von der Erzdiözese zur Verfügung gestellten Grundstück an der Ecke Mandlstraße / Gunezrainerstraße in Schwabing der Grundstein für ein Akademie-Gebäude gelegt, und 1962 weihte Julius Kardinal Döpfner (1913 – 1976) das Kardinal-Wendel-Haus der kurz zuvor gegründeten kirchlichen Stiftung »Katholische Akademie in Bayern« ein.
Träger der formal eigenständigen Einrichtung sind alle bayrischen Bistümer. Aufgabe ist es, durch Tagungen und andere Veranstaltungen »die Beziehungen zwischen Kirche und Welt zu klären und zu fördern«. Parallel dazu verwaltet die Katholische Akademie den literarischen Nachlass des Theologen Romano Guardini (1885 – 1968) und pflegt neben der hinterlassenen Privatbibliothek des Gelehrten eine Guardini-Studienbibliothek.
Die Katholische Akademie in Bayern (Adresse: Mandlstraße 23) verfügt über das Kardinal-Wendel-Haus, den → Viereck-Hof und das 1937 von der Erzdiözese München und Freising erworbene → Schloss Suresnes (»Werneck-Schlössl«).
»Vom Chaos zur Ordnung«
1962, kurz nach der Gründung der Katholischen Akademie in Bayern, gestaltete der Bildhauer Blasius Gerg (1927 – 2007) das fast 25 Meter breite Steinrelief mit dem Titel »Vom Chaos zur Ordnung« an der Nordfassade des nach Joseph Kardinal Wendel benannten Gebäudetraktes im Bauhaus-Stil. Davor ist eine Büste des Kardinals zu sehen.

»Swapo«
Seit 1970 steht einer der beiden 1848 von Johann von Halbig* (1814 – 1882) für das Wittelsbacher Palais in der Briennerstraße gestalteten Steinlöwen (»Swapo«) vor der Katholischen Akademie in Bayern in der Gunezrainerstraße. Die Skulptur soll laut einer Gedenktafel an den Publizisten Fritz Gerlich erinnern, den die Nationalsozialisten am 1. Juli 1934 in Dachau ermordeten.
*) Mehr zu Johann von Halbig im Album über Kunst im öffentlichen Raum



Viereckhof
Der Viereckhof, ein denkmalgeschütztes Bauernhaus aus dem 13. Jahrhundert, gilt als ältestes erhaltenes landwirtschaftliches Gebäude in Schwabing. Benannt wurde das Anwesen nach Balthasar Viereck, einem 1635 bezeugten Eigentümer. Die barocken Formen erhielt der Viereckhof 1787. Inzwischen hat die Katholische Akademie Seminarräume im Viereckhof in der Gunezrainerstraße 9 (Ecke Feilitzschstraße) eingerichtet.

Schloss Suresnes
Das Barockschloss Suresnes wurde 1715 bis 1718 von Johann Baptist Gunetzrhainer nach dem Vorbild des Château de Suresnes bei Paris für Franz von Wilhelm errichtet, den Kabinettssekretär des Kurfürsten Max II. Emanuel. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts arbeiteten dort vorübergehend Künstler wie die Bildhauerin Elisabet Ney und der Maler Paul Klee. Hans Reichel versteckte in seiner Atelierswohnung im Schloss Suresnes Ernst Toller, bis dieser nach einer Denunziation am 4. Juni 1919 festgenommen wurde.
1937 erwarb das Erzbistum München und Freising das Schloss Suresnes (»Werneck-Schlössl«), und seit 1967 gehört das Anwesen zur Katholischen Akademie in Bayern.








Kunst in der Katholischen Akademie
Zum Themenkatalog der Katholischen Akademie in Bayern gehört die Kunst. Mehr als 120 Kunstausstellungen wurden bisher im Kardinal-Wendel-Haus durchgeführt. Und auf dem Gelände der Akademie sind mehr als zwanzig Kunstwerke dauerhaft zu finden.
Josef Henselmann
Der Bildhauer Josef Henselmann* (1898 ‒ 1987) porträtierte 1985 Julius Kardinal Döpfner mit einer Bronzebüste, die im Park des Schlosses Suresnes zu finden ist. Als Erzbischof von München und Freising (1961 – 1967) weihte Julius Döpfner 1962 die Katholische Akademie in Bayern ein.
*) Mehr zu Josef Henselmann im Album über Brunnen

Helmut Ammann
Der Glas- und Kirchenkünstler Helmut Ammann* (1907 – 2001) gestaltete 1953 die Bronzeplastik »Der Mann mit der zerbrochenen Maske«, die inzwischen im Park des Schlosses Suresnes zu sehen ist.
*) Mehr zu Helmut Ammann im Album über Kunst im öffentlichen Raum

(Foto: Oktober 2025)
Roland Friederichsen
Der Bildhauer Roland Friederichsen* (1910 – 1992) modellierte in den Achtzigerjahren die Bronzefiguren »Muttergottes mit Kind« und »Junge Frau knieend«. Beide überließ er der Katholischen Akademie. Die Kunstwerke befinden sich im Wandelgang zum Schloss Suresnes.
*) Mehr zu Roland Friederichsen im Album über Kunst im öffentlichen Raum

(Foto: Oktober 2025)

Roland Friederichsen: »Junge Frau knieend« (Foto: Oktober 2025)
Heinz Spiess
Der Medizinprofessor Heinz Spiess (1920 – 2015), der sich auch künstlerisch betätigte, schuf 1978 die Bronzefigur »Terror«. Er und seine Frau schenkten das Kunstwerk der Katholischen Akademie. Es befindet sich im Rosengarten der Katholischen Akademie an der Außenwand der Kapelle.

Christine Stadler
Die Bildhauerin Christine Stadler* (1922 – 2001) modellierte 1962 die Bronzegruppe der Geschwister Scholl**, die seit den Neunzigerjahren im Rosengarten der Katholischen Akademie steht. (Ein weiterer Guss des Kunstwerks ist beim Ökumenischen Studentenwohnheim am Steinickeweg 4 in der Maxvorstadt zu finden.) 1969 gestaltete Christine Stadler die kleine Bronzeplastik mit dem Titel »Gegenüber«, die im Park des Schlosses Suresnes (neben zwei Kunstwerken von Roland Friederichsen) zu finden ist.
*) Mehr zu Christine Stadler im Album über Kunst im öffentlichen Raum
**) Mehr zu den Geschwistern Scholl im Album über Denkmäler
Christine Stadler: Geschwister Scholl / »Gegenüber« (Fotos: Oktober 2025)
Antje Tesche-Mentzen
1986 fand in der Katholischen Akademie eine Ausstellung der Künstlerin Antje Tesche-Mentzen* statt. Für diesen Anlass schuf sie ein zweieinhalb Meter hohes Bronzeportal im Schlosspark.
*) Mehr zu Antje Tesche-Mentzen im Album über Brunnen
1986 gestaltete Antje Tesche-Mentzen den 1,8 Meter hohen Bronzebrunnen »Baum des Lebens«. Der steht nun im Innenhof des Kardinal-Wendel-Hauses der Katholischen Akademie auf einem 1992 ebenfalls von Antje Tesche-Mentzen entworfenen, von der Mayer’schen Hofkunstanstalt ausgeführten Mosaik mit dem Titel »Schöpfung«.

Antje Tesche-Menzen: »Schöpfung« und »Baum des Lebens« (Fotos: September 2023 / Oktober 2025)
Kunstwerke in der Katholischen Akademie, die hier nicht abgebildet sind:
. Christine Stadler: »Seidenreiher«, 1956
. Jörg Kicherer: »Ich bin das Licht der Welt«, 1997
. Dorothée Aschoff: »Türkis-Brauner Schaufelkopf«, 2000
. Claudia Baltzer: Ohne Titel, 2004
. Alf Lechner: »WV 704 Würfelteilung« und »WV 707 Würfelteilung«, 2014
. Martin Wöhrl: »Feld«, 2015
Bedanken möchten wir uns bei der Katholischen Akademie in Bayern für die Erlaubnis, Kunstwerke auf dem Gelände anzuschauen und zu fotografieren.