München: Villa Stuck
Die Villa und das Museum
Franz von Stuck (1863 – 1928) ließ sich 1897/98 nach eigenen Entwürfen vom Bauunternehmen Heilmann & Littmann eine neoklassizistische Villa in der Prinzregentenstraße in München-Bogenhausen errichten, die 1914/15 um das »Neue Atelier« erweitert wurde. Die Innenräume gestaltete der »Malerfürst« im Kontrast zu den Jugendstil-Fassaden. Dabei kombinierte Franz von Stuck Stilelemente aus Antike, Byzanz, Orient und Hochrenaissance mit Entwicklungen des späten 19. Jahrhunderts zu einem eigenständigen Gesamtkunstwerk mit theatralischer Wirkung.
Nach seiner Heirat mit Mary Lindpaintner wollte Franz von Stuck 1897 seine im Vorjahr geborene, mit der Bäckerstochter Anna Maria Brandmair gezeugte Tochter Mary adoptieren, musste jedoch bis 1904 auf die Genehmigung warten. Nach dem Tod ihres Vaters bewohnte Mary die Villa Stuck bis 1939 mit ihrem Ehemann Albert Heilmann ‒ einem Sohn des Bauunternehmers Jakob Heilmann. 1965 erwarben Hans Joachim und Amélie Ziersch die Villa Stuck einschließlich der Einrichtung von Albert Heilmanns Sohn Otto. Mit dem Ziel, ein Museum einzurichten, gründete Hans Joachim Ziersch 1967 den Stuck-Jugendstil-Verein e. V. , dem das Ehepaar Ziersch noch im selben Jahr die Villa Stuck übereignete. 1968 wurde das Museum eröffnet (Adresse: Prinzregentenstraße 60). Ein größerer Umbau erfolgte 1998 bis 2005.
Reitende Amazone
Ab 1897 hatte sich Franz von Stuck mit der Figur einer reitenden Amazone beschäftigt. 1914, am Ende seines Studiums, übertrug der Bildhauer Richard Knecht* (1887 – 1966) im Auftrag Franz von Stucks dessen »Reitende Amazone« auf ein größeres Gipsmodell. 1936 stellte Stucks Schwiegersohn Albert Heilmann die im Jahr zuvor von der Kunstgießerei Prießmann Bauer & Co. in München gegossene Bronze-Amazone vor der Villa Stuck auf.
*) Mehr zu Richard Knecht im Album über Brunnen in München

Städel Museum (Foto: 2019)




2024/25 ist die Villa Stuck wegen einer weiteren Sanierung geschlossen. Vorübergehend hing eine durchsichtige Folie mit einem riesigen Werk des spanischen Künstlers Gonzalo Borondo (*1989) an den Baugerüsten. »Chrysalis« lautet der Titel. So bezeichnet man ein Insekt im Puppenstadium. Mit »Chrysalis« verweist Gonzalo Borondo also auf Metamorphose und Transformation.






Wohnräume der Villa Stuck
Vestibül
Musikzimmer


Empfangssalon


Wohnräume im Obergeschoss


Altes Atelier
Das Alte Atelier mit einem von Franz von Stuck selbst gemalten Fries war eher ein Bankettsaal. In diesen repräsentativen Raum lud der »Malerfürst« regelmäßig Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft, Politik und Aristokratie ein. Wie auf einem Weihealtar stellte er sein laszives Gemälde »Die Sünde« aus dem Jahr 1893 aus, das wohl Anna Maria Brandmaier darstellt, die Mutter seiner Tochter Maria. (Die Brüsseler Tapisserien wurden inzwischen durch Reproduktionen ersetzt.)





Gemälde
Unter den ausgestellten Gemälden befinden sich Porträts, die Franz von Stuck 1915 von seiner Ehefrau Mary Stuck (1865 – 1929) und 1920 von seiner Tochter Mary Stuck malte (geb. Maria Franziska Brandmaier, verh. Mary Heilmann-Stuck, 1896 – 1961).


Sonderausstellung in der Villa Stuck
»Kafka: 1924«
Anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka (1883 – 1924) fand vom 26. Oktober 2023 bis 11. Februar 2024 in der Villa Stuck die Ausstellung »Kafka: 1924« statt.
Die Installation »During Sleep« (2023) der seit 1996 in Berlin lebenden japanischen Künstlerin Chiharu Shiota (*1972) wirkt »kafkaesk«.

Norbert Zehm (*1962) komponierte fünf Miniaturen unter dem Titel »Kafka Fugati. Miniaturen für Musik und Tanz« und saß bei der Uraufführung am 11. Februar 2024 im Alten Atelier in der Villa Stuck am Klavier. Countertenor: Arno Argos Raunig (*1957); Klarinetten: Christian Spitzenstaetter (*1994). Die Choreografin und Tänzerin Marie Stockhausen kam ebenfalls aus Österreich.

