Lenbachhaus München: Sonder-Ausstellungen
»Kunst und Leben. 1918 bis 1955«
Vom 15. Oktober 2022 bis 16. April 2023 fand in der Städtischen Galerie Lenbachhaus die Ausstellung »Kunst und Leben. 1918 bis 1955« statt. In diesem Zeitraum waren Menschen in Deutschland mit mehreren Zeitenwenden konfrontiert. Zu sehen waren – alphabetisch geordnete – Werke von Jussuf Abbo bis Fritz Winter.








Maria Luiko: Die Marionetten 1935 / Halil Beg Mussayassul: Die Koranleserin 1936


»Was von 100 Tagen übrig blieb … Die documenta und das Lenbachhaus«
Die Ausstellung »Was von 100 Tagen übrig blieb … Die documenta und das Lenbachhaus« wurde vom 19. Juli 2022 bis 21. Mai 2023 gezeigt.
Die erste documenta fand 1955 in Kassel statt. Die jeweils 100 Tage dauernde Ausstellung wurde lange Zeit wie ein Zustandsbericht über die Kunst der jeweiligen Gegenwart betrachtet. Die Städtische Galerie Lenbachhaus stellte 2022/23 Arbeiten aus der documenta von 1955 bis 2017 aus.






»Fragment of an Infinite Discourse«
Am 28. Juni 2023 wurde die Ausstellung »Fragment of an Infinite Discourse« in der Städtischen Galerie Lenbachhaus eröffnet. Der Titel stammte von einem Werk des mexikanischen Konzeptkünstlers Mario García Torres (*1975). 64 Exponate der Gegenwartskunst hatte der Berliner Galerist Jörg Johnen dem Lenbachhaus 2023 geschenkt.
Wiebke Siem (*1954): Junior, 2006 / Katharina Fritsch (*1956): Gestell mit Vasen, 1999 (Fotos: 2023)


Beate Kuhn (1927 – 2015): Weißer Flügel, 1974; Große Höhle, um 1982; Ballett, 1969; Strudel, 80er Jahre (Steinzeug)




(Fotos: Dezember 2023)
»Turner. Three Horizons«
Die Ausstellung »Turner. Three Horizons« mit 40 Gemälden und 40 Aquarellen wurde vom 28. Oktober 2023 bis 10. März 2024 im Kunstbau des Lenbachhauses gezeigt.
William Turner (1875 – 1851) wurde im Alter von 26 Jahren zum bis dahin jüngsten Vollmitglied der Royal Academy gewählt. In der Epoche der Romantik malte er vor allem Seestücke und Landschaften. Dabei konzentrierte er sich auf Licht und Atmosphäre. Weil er sich von der anschaulichen Darstellung löste, gilt er als Wegbereiter der Impressionisten und der Abstraktion.





Sonnenuntergang, 1830-35 / Seufzerbrücke, Dogenpalast und Hauptzollamt in Venedig, 1833








»Günter Fruhtrunk. Die Pariser Jahre (1954 – 1967)«
Die Ausstellung »Günter Fruhtrunk. Die Pariser Jahre (1954 – 1967) fand vom 21. November 2023 bis 7. April 2024 in der Städtischen Galerie Lenbachhaus statt. Günter Fruhtrunk (1923 – 1982) hatte sein Architekturstudium in München nach zwei Semestern abgebrochen. Während er von 1945 bis 1950 bei William Straube (1871 – 1954) Kunst studierte, veranstaltete eine Galerie in Freiburg die erste Einzelausstellung von Günter Fruhtrunk. Er sammelte Erfahrungen in den Ateliers von Fernand Léger (1952) und Hans Arp (1955) in Paris. Ab 1967 war er Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München. Am 12. Dezember 1982 fand man ihn tot in seinem Atelier. Er hatte sich das Leben genommen.














Cao Fei: »Meta-mentary«
Cao Fei (*1978), die Tochter eines chinesischen Bildhauer-Ehepaars, gilt als eine der bedeutenden Vertreterinnen der post-digitalen Kunst. Sie achtet darauf, wie wir auf die gesellschaftlichen Umbrüche und die Veränderung unserer Lebensräume in einer technisierten und digitalisierten, globalisierten und hypervernetzten Welt reagieren. In der von Eva Huttenlauch kuratierten Ausstellung »Meta-mentary« im Kunstbau des Lenbachhauses vom 13. April bis 8. September 2024 waren die zum Teil dystopischen Werke Bestandteile des gestalteten Raums.


















»Orhan Pamuk. Der Trost der Dinge«
Vom 17. Mai 2024 bis 13. Oktober 2024 präsentierte die Städtische Galerie Lenbachhaus die Ausstellung »Orhan Pamuk. Der Trost der Dinge«.
2012 eröffnete der Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk in Istanbul das nach seinem Roman »Das Museum der Unschuld« benannte Museum. Sein Buch dreht sich um den Fabrikantensohn Kemal in Istanbul, der eine Affäre mit der ebenso armen wie schönen Cousine Füsun beginnt und erst nach der Verlobung mit seiner standesgemäßen Braut Sibel begreift, dass Füsun die Liebe seines Lebens ist – die sich ihm nun aber entzieht und den Filmemacher Feridun heiratet. Nach Füsuns Tod bei einem Autounfall in Edirne gründet Kemal mit den heimlich zur Erinnerung an sie gesammelten Gegenständen ein Museum und überredet Orhan Pamuk, ein Buch darüber zu schreiben. Die 83 Kapitel entsprechen 83 Vitrinen des »Museums der Unschuld« in Istanbul.
Für die von Melanie Vietmeier und Matthias Mühling kuratierte Wanderausstellung des »Museums der Unschuld«, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, des Lenbachhauses München und des DOX Centre for Contemporary Art in Prag wurden 40 Dioramen nachgebildet. Außerdem waren Zeichnungen, Tagebücher und Fotografien von Orhan Pamuk ausgestellt. Im ebenfalls präsentierten Video-Triptychon »A House of Ink« aus dem Jahr 2023 beschäftigt sich der Künstler Ali Kazma mit Orhan Pamuks Werk.















»Aber hier leben? Nein danke. Surrealismus + Antifaschismus«
Städtische Galerie Lenbachhaus, München, 15. Oktober 2024 – 30. März 2025:
Ausstellung »Aber hier leben? Nein danke. Surrealismus + Antifaschismus«
Die erste surrealistische Gruppe weltweit bildete sich in den Zwanzigerjahren in Paris um den Dichter André Breton, der den Begriff Surrealismus von Guillaume Apollinaire übernahm (»Manifeste du Surréalisme«). Unbewusstes und Traumhaftes, Absurdes und Fantastisches ist charakteristisch für den Surrealismus. Die Bewegung ging von der Kunst und Literatur aus, war aber auch eine international vernetzte politische Bewegung mit dem Ziel, die Gesellschaft zu verändern. Surrealisten-Gruppen gab es beispielsweise in Paris, Madrid, Prag und Kairo, auf Martinique und in Mexiko. Surrealisten kämpften im Spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939) und gegen den Faschismus, für Freiheit und Weltoffenheit.



Joan Miró (1893 ‒ 1983): Stillleben mit altem Schuh, 1937


María de los Remedios Alicia Rodriga Varo y Uranga (1908 ‒ 1963): Der Hunger, 1938



Óscar Domínguez (1906 ‒ 1957): Erscheinung auf dem Meer, 1939
Jacques Hérold (1910 ‒ 1987): Ohne Titel, 1940



Paul Klee (1879 ‒ 1940); Der wilde Mann, 1922/43
André Masson (1896 ‒ 1987): Die Pythia, 1943



Roberto Matta (1911 ‒ 2002): Das Jahr 1944
André Masson (1896 ‒ 1987): Die Résistance, 1944


Pablo Picasso (1881 ‒ 1973): Eule in einem Interieur, 1946



Wifredo Lam (1902 ‒ 1982): Schwelle 1950
Remedios Varo (1908 ‒ 1963): Mein Generälchen, 1959


Großes antifaschistisches Kollektivbild, 1960 (Ausschnitt)

Jean-Jacques Lebel (1936), Antonio Recalcati (1938 ‒ 2022): Großes antifaschistisches Kollektivbild, 1960


(Fotos: Oktober 2024)
»limitation of life«
Städtische Galerie Lenbachhaus, München, 12. November 2024 ‒ 27. April 2025
Ausstellung »limitation of life«
Vom 12. November 2024 bis 27. April 2025 zeigte die Städtische Galerie im Lenbachhaus die von Eva Huttenlauch unter Mitarbeit von Nicholas Maniu kuratierte Ausstellung »limitation of life« von Rosemarie Trockel (*1952) und Thea Djordjadze (*1971). Man betritt einen abgedunkelten Raum, in dem beispielsweise eine Neonröhre mehr wie eine Skulptur und weniger wie eine Lichtquelle wirkt.

»Was zu verschwinden droht, wird Bild. Mensch – Natur – Kunst«
Seit 4. März 2025 ist in der Städtischen Galerie Lenbachhaus die von Karin Althaus unter Mitarbeit von Johannes Michael Stanislaus kuratierte Ausstellung »Was zu verschwinden droht, wird Bild. Mensch – Natur – Kunst« zu sehen.
»Alles, was in Bildern festgehalten wurde, existiert nicht mehr oder nicht mehr in der dargestellten Form. […] Manchmal wird das Flüchtige explizit zum Thema einer Darstellung […]. Die Kunst arbeitet mit Vergänglichem und mit dem Wissen um Vergänglichkeit.« (Städtische Galerie im Lenbachhaus)









Jacques Hérold (1910 – 1987): Der Kuss, 1962 / Karl Hubbuch (1891 – 1979): München, ca. 1933 (Fotos: Juli 2025)
Auguste Herbin
Vom 3. Juni bis 19. Oktober 2025 widmet die Städtische Galerie Lenbachhaus dem französischen Maler Auguste Herbin eine von Susanne Böller kuratierte Ausstellung.
Auguste Herbin (1882 – 1960) gilt als Revolutionär der Moderne. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts malte er spätimpressionistische Bilder, und 1905 beteiligte er sich erstmals an einr Ausstellung (Salon des Indépendants). 1908 folgten erste protokubistische Gemälde, und in den Dreißigerjahren widmete sich Auguste Herbin der abstrakten Kunst, ab 1931 als Präsident der von ihm mitbegründeten Künstlergruppe Abstraction-Création.
Porträt Erich Mühsam, 1907 / Obstschale, Karaffe und Orangen, 1912 / Mädchenbildnis, 1907
Frau mit Kirschbaum, 1924 / Landschaft mit rotem Haus, 1925
Komposition auf weißem Grund, 1932 / Jazz, 1936
Geistige Realität, 1939; Komposition, 1942
Lenin-Stalin, 1948 / Sommer II, 1952 / Parfum Nr. 2, 1954
Fœtus, 1954 / Wolke, 1955 (alle Fotos: Juli 2025)
Dan Flavin
Vom 15. August bis 30. November 2025 zeigt das Lenbachhaus im Kunstbau zum zehnten Mal seit 1994 die Installation »Untitled (For Ksenija)« von Dan Flavin.
Dan Flavin (bürgerlich: Daniel Nicholas Flavin, 1933 – 1996) studierte ab 1956 in New York Kunst und Kunstgeschichte. Als Künstler des Minimalismus konzentrierte er sich von Anfang an (1961) auf Installationen mit Leuchtstoffröhren.












»Shifting the Silence«
Seit 14. Oktober 2025 zeigt die Städtische Galerie Lenbachhaus die von Eva Huttenlauch und Matthias Mühling kuratierte Ausstellung »Shifting the Silence. Die Stille verschieben. Gegenwartskunst im Lenbachhaus«.
Der Titel bezieht sich auf das 2021 von Etel Adnan (1925 – 2021) veröffentlichte Buch »Shifting the Silence« (»Die Stille verschieben«, 2022). Die in Beirut geborene US-amerikanische Philosophin, Malerin und Dichterin verweist auf die Begrenztheit der Sprache bei der Vermittlung von Kunst und schlägt vor, Kunstwerke nicht zu rationalisieren, sondern als eigenständig wahrzunehmen, also die Stille zu verschieben.

Bei seinem Gemälde »Blue Devil Dutty Whine« dachte Curtis Talwst Santiago (*1979) an den Blauen Teufel, ein Karnevalssymbol aus Trinidad, das aus den Ritualen versklavter Menschen stammt, und an Dutty Whine, einen in den Siebzigerjahren auf Trinidad entstandenen Tanz aus der Soca-Musik.
Isa Genzken (*1948) arbeitet mit verschiedenen Materialien und hat ein vielfältiges Werk aus Gemälden, Filmen und Fotografien, Skulpturen und Installationen geschaffen.
Curtis Talwst Santiago: Blue Devil Dutty Whine, 2023 / Isa Genzken: Soziale Fassade, 2002
Mit dem Gemälde »Opernplatz« stellt Adrian Ghenie (*1977) die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Platz am Opernhaus (heute: Bebelplatz) in Berlin als Alptraum dar.
Der Jurist, Journalist und Schriftsteller Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895) gilt als Vorkämpfer für die die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen und prägte den Begriff »Uranismus« für die gleichgeschlechtliche Liebe. Darauf bezieht sich Philipp Gufler (*1989) mit dem Kunstwerk »Urninge im Frühling«.
Die Malerin Kerstin Brätsch (*1979) und der Bildhauer Debo Eilers (*1974) arbeiten seit 2010 als Künstlerduo »KAYA« zusammen.






Die Künstlerin Gülbin Ünlü arbeitet mit einer hybriden Technik aus Druck und Malerei.
Gülbin Ünlü: Birader Louie, 2014; Nevermind, 2024; Which Better Have My Money 2024
Die deutsch-georgische Künstlerin Thea Djordjadze (*1971) zeichnet, malt und fotografiert; ihr Werk besteht außerdem aus bildhauerischen Arbeiten und vor allem aus Installationen, wobei sie ganz verschiedene Materialien verwendet.
Die Serie »Stiletto« von Nevin Aladağ (*1972) ging aus einer 2007 erstmals durchgeführten und 2017 bei der Venedig Biennale wiederholten Performance mit dem Titel »Raise the Roof« hervor: Tänzerinnen hörten Musik aus Kopfhörern und bearbeiteten Kupferplatten rhythmisch mit ihren Stiletto-Absätzen.


Sung Tieu (*1987) kam im Alter von fünf Jahren mit ihrer Mutter aus Vietnam in die DDR, wo ihr Vater als Vertragsarbeiter beschäftigt war. Mit ihrem Kunstwerk »Read Me, Wear Me, Fear Me« prangert sie die wirtschaftliche Ausbeutung der Arbeitskräfte vor allem auch in der Textilindustrie an. In den Zeitungsartikeln wird über rassistische, xenophobe Angriff auf Vietnamesen in der DDR berichtet.
Die US-amerikanische Künstlerin Rosemary Mayer (1943 – 2014), die auch schrieb und übersetzte, schuf beispielsweise Skulpturen aus Stoff. Dabei bewegte sie sich zwar im Umfeld der Konzeptkunst, ließ sich aber nicht darauf reduzieren.


Als Gewürzmahlsteine in Indien nicht mehr benutzt wurden, durften sie nicht zerstört werden, weil sie als heilig galten. Die bis zu 250 kg schweren Granitblöcke deponierte man deshalb auf der Straße. Mit in Bengaluru (Bangalore) gefundenen Gewürzmahlsteinen gestaltete die indische Künstlerin Sheela Gowda (*1957) 2012 eine Ausstellung, und 2020 brachte sie »Shifting Ground« nach Europa.

Die Bildhauerin Nicole Wermers (*1971), die seit 2017 als Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München lehrt, hat Alltagsgegenstände wie Küchenutensilien wie skulpturale Stillleben arrangiert: Abwaschskulpturen. Von ihr stammt auch das Kunstwerk »Reclining Female #7«.


Spomenko Škrbić (*1969) »überschreitet die Grenzen der klassischen Tafelmalerei und entwickelt sie zu dreidimensionalen Objekten […] Das Zusammenspiel von Farbe, Form und Träger wird bei Spomenko Škrbić zur zentralen bildnerischen Fragestellung« (Lenbachhaus).
Harold Ancart (*1980) »interessiert sich weniger für die äußere Realität als vielmehr für innere Erlebnisräume, die sich uns durch unser Sehen eröffnen« (Lenbachhaus).


Małgorzata Mirga-Tas (*1978) gehört der ethnischen Gruppe Rom’nja an. Mit ihrer Serie »Out of Egypt« bezieht sie sich auf den lothringischen Zeichner, Radierer und Kupferstecher Jacques Callot (1592 – 1635), der die Rom’nja als plündernde Horden diffamierte und ihren Ursprung in Ägypten vermutete. (Tatsächlich kommen die Rom’nja aus Indien.)
Małgorzata Mirga-Tas: Serie »Out of Egypt«, 2021
Alexander Kluge (*1932) gilt als Mitbegründer des Neuen Deutschen Films in den Sechziger- und Siebzigerjahren. Parallel dazu arbeitete der Jurist als Unternehmer und Fernsehproduzent, Schriftsteller und Künstler. Mit seiner Installation »Ontime« (2024) thematisiert er die mediale Konstruktion der Realität.
Samia Halaby (*1936) verwendet in ihren digitalen Filmen Farben, Flächen und Linien wie Töne in der Musik. Das Foto zeigt zwei Sequenzen ihrer Filme »Sound Painting« und »Painting 7«.


Vom 15. August bis 30. November 2025 zeigt das Lenbachhaus im Kunstbau die Installation »Untitled (For Ksenija)« von Dan Flavin (bürgerlich: Daniel Nicholas Flavin, 1933 – 1996). In der Ausstellung »Shifting the Silence« ist der Künstler des Minimalismus ebenfalls mit einer Leuchtstoffröhren-Installation vertreten.

(alle Fotos: Oktober 2025)
Lenbachhaus (offizielle Website)







































