München: Petuelpark
Familie Petuel
Über dem 1997 bis 2002 gebauten Petueltunnel des Petuelrings an der Grenze zwischen Schwabing und Milbertshofen wurde bis 2004 nach Plänen der Landschaftsarchitektin Stefanie Jühling und ihres Kollegen Otto A. Bertram ein Park angelegt und ebenfalls nach Angehörigen der Familie Petuel benannt.
Der Unternehmer Ludwig Petuel (1838/39 ‒ 1911) zog 1868 von Freising nach Milbertshofen, erwarb dort zahlreiche Grundstücke für die neue Villensiedlung Riesenfeld und war von 1870 bis 1875 Bürgermeister des Dorfes. Um dessen Attraktivität zu erhöhen, betrieb er ab 1898 entlang der Schleißheimer Straße eine der ersten Omnibuslinien Deutschlands. Auf der Trasse eines von ihm ausgebauten Kanalwegs am Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal verläuft seit den Sechzigerjahren der Petuelring.
Ludwig Petuels gleichnamiger Sohn (1870 ‒ 1951) und dessen Ehefrau Karoline (1873 – 1956) vermachten ihr gesamtes Vermögen der Stadt München (Ludwig-und-Lina-Petuel-Stiftung). Damit werden unter Verwaltung des Münchener Sozialreferats behinderte und alte Bürger der Stadt unterstützt.
Der Park
Der 650 Meter lange Petuelpark erstreckt sich zwischen der Belgrad- und der Leopoldstraße am Nymphenburg Biedersteiner Kanal entlang.



Die Künstlerin Stefanie Jüngling und der Landschaftsarchitekt Otto A. Bertram schufen 2004 an zentraler Stelle im Petuelpark einen begehbaren Platz mit 14 Fontänen (»Fontänenplatz«). Seit 2018 sind die Bodendüsen jedoch abgeschaltet. Weil das Wasser ungefiltert aus dem nahen Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal gepumpt wurde, bildeten sich Algen – und deshalb bestand Rutschgefahr. Um die Fontänen wieder in Betrieb nehmen zu können, müsse man nicht nur eine Wasseraufbereitungsanlage bauen, sondern – aufgrund des dann chemisch behandelten Wassers – auch einen Abwasserkanal, heißt es. Das sei nicht finanzierbar.
Kunst im Petuelpark
Im Rahmen von QUIVID – dem Kunst-am-Bau-Programm der Landeshauptstadt München – entstanden 2004/05 eine Reihe von Kunstwerken im Petuelpark.
Kuchenbüfett
Die Installation eines Kuchenbüfetts (mit Attrappen) am Café Ludwig im Petuelpark stammt von der Künstlerin Alexandra Ranner (*1967).


»Erzähle die Geschichte selbst«
Aribert von Ostrowski (*1953) brachte 2004 an einer Rosenpergola im Petuelpark mattierte Glasscheiben mit Tierdarstellungen und Textfragmenten an: »Erzähle die Geschichte selbst«.

»Rhetorisches Wäldchen«
Harald Klingelhöller (*1954) gestaltete 2004 im Petuelpark ein »Rhetorisches Wäldchen«: eine Baumgruppe mit sechs unterschiedlichen »Rednerpulten« aus weißem und schwarzem Granit, die sich auf Knopfdruck in Trinkwasser-Brunnen verwandeln. So die Idee, aber da fließt inzwischen kein Wasser mehr.


Stiefelbrunnen
Der Schweizer Roman Signer (*1938) besuchte nach einer Ausbildung zum Hochbauzeichner die Kunstgewerbeschulen in Zürich und Luzern, bevor er 1971/82 an der Kunstakademie in Warschau studierte. 1972 ließ er sich als freischaffender Bildhauer, Zeichner, Aktions- und Konzeptkünstler in St. Gallen nieder. Roman Signer gilt als einer der bedeutendsten europäischen Kunstschaffenden seiner Zeit. Für den Petuelmark in München schuf er einen »Stiefelbrunnen«, der 2004 auf einer vom Nymphenburg-Biedersteiner Kanal umflossenen Kiesbank aufgestellt wurde. In unregelmäßigen Zeitabständen soll aus den Gummistiefeln eine sieben Meter hohe Fontäne schießen. Leider haben wir das noch nicht erlebt.

»Go!«
Seit 2004 steht die bunt bemalte Bronzeskulptur »Go!« der Bildhauerin Pia Stadtbäumer im Petuelpark: ein reitender Junge, dessen Maultier mit Insignien der Trashkultur bepackt ist. Dieses Sinnbild des Zeitgeistes hebt sich von den pompösen Reiterstandbildern der bayrischen Herrscher in München ab: Maultier statt edlem Ross, Farbe statt Stein oder Bronze, Skateboard und Ghettobluster statt Schwert und Zepter.
Pia Stadtbäumer (*1959) studierte 1981 bis 1988 an der Kunstakademie Düsseldorf. 2000 wurde sie als Professorin an die Hochschule für Bildende Künste Hamburg berufen.
Pia Stadtbäumer: »Go!« (Fotos: August 2025 / April 2025)
»Periskop«
Im Nordwesten des Petuelparks steht ein 2004 von Bogomir Ecker (*1950) aus Holz geschaffenes »Periskop«. Mit der Vorstellung, durch diesen Apparat den Autoverkehr im Tunnel darunter beobachten zu können, thematisiert der Künstler die Überwachung des öffentlichen Raums.
Bogomir Ecker (*1950) studierte nach einer Schriftsetzerlehre (1965 – 1968) von 1971 bis 1979 an den Kunstakademien in Karlsruhe und Düsseldorf. Der Bildhauer, Fotograf und Installationskünstler lehrte dann selbst als Professor an den Hochschulen für Bildende Künste Hamburg (1993 – 2002) und Braunschweig (2002 – 2016).

»Augen für einen am Baum angeketteten Klappstuhl«
Raimund Kummer* gestaltete 2004 den oktogonalen Pavillon mit der Skulptur »Augen für einen am Baum angeketteten Klappstuhl«, die von manchen mit Gurken im Gewächshaus assoziiert wird.
*) Mehr zu Raimund Kummer im Album über Kunst im öffentlichen Raum

Kirschblüte im Petuelpark
Im Petuelpark gibt es zwei Areale mit Kirschbäumen. Auf Höhe der Klopstockstraße blühen sie weiß, und bei dem 2004 von Raimund Kummer gestalteten Kunstwerk → »Augen für einen am Baum angeketteten Klappstuhl« am westlichen Rand des Petuelparks entfaltet sich im Frühjahr ein rosafarbiges Blütenmeer.
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