München: Westpark
Die Anlage des Westparks
1976 schrieb die Stadt München einen Architektenwettbewerb für die Anlage eines neuen Parks – des Westparks – auf einem fast unbebauten Brachland im (1992 aufgelösten) Waldfriedhofviertel aus. Der Entwurf des Münchner Landschaftsarchitekten Peter Kluska (1938 – 1920) überzeugte die Jury Anfang 1977.
Parallel dazu bewarb sich München im Mai 1977 für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 1983 – und erhielt im Juli den Zuschlag. So entstand von 1978 bis 1983 der zweieinhalb Kilometer lange, 69 Hektar große Westpark mit künstlichen Hügeln und zwei Seen. Dabei pflanzte man nicht nur 100.000 Sträucher, sondern auch mehr als 6000 zwanzig bis vierzig Jahre alte Bäume ein.
Rechtzeitig zur Internationalen Gartenausstellung, die vom 28. April bis 9. Oktober 1983 im Westpark stattfand, wurde außerdem die U-Bahn-Linie 6 vom Harras bis zum Westpark und zum Bahnhof Holzapfelkreuth verlängert (→ »Blumenlinie«).
Im Münchner Westpark gibt es auch einige Kunstwerke, einen Rosengarten, das Bayerwald- und das Sardenhaus, dazu ein Ostasien-Ensemble mit Thailändischer Sala, eine nepalesischer Pagode, einem China- und einem Japangarten.

Der Ostteil des Westparks
»Treffen von Mann und Frau«
Der Brunnen »Treffen von Mann und Frau« beim Biergarten Hopfengarten im Westpark wurde 1982/83 von dem Bildhauer Klaus Schultze (*1927) in Zusammenarbeit mit Hans Scheurenbrand, Siegfried Würtele, Konrad und Roland Häfner für die Internationale Gartenbauausstellung geschaffen. Der »Mann« schob sich in die »Frau« und zog sich wieder zurück. Sobald er sich der »Frau« näherte, pulsierte Wasser aus einer Düse. Inzwischen ist die Anlage stillgelegt.

Mollsee
Der Mollsee wurde nach dem 1894 von Leonhard Moll (1870 – 1945) in München gegründeten Bauunternehmen benannt, auf dessen ehemaligen Gelände er sich befindet.



Wiesen



Kugelbrunnen von Christian Tobin
Der Münchner Bildhauer Christian Tobin (bürgerlich: Mayer, *1956) baute 1983 für die IGA in München den weltweit ersten Kugelbrunnen – »Oblio« – und gilt damit als Erfinder der kinetischen Steinskulptur. Nach dem Prinzip des hydrostatischen Gleitlagers lässt sich eine 1,2 Tonnen schwere Granit-Kugel leicht von Hand in Drehung versetzen, denn sie schwimmt auf einem Wasserfilm in einem kalottenförmigen Gegenstück. (Einen ähnlichen Kugelbrunnen gibt es in Riem: → WM-Brunnen.)


Sardenhaus
Als italienischer Beitrag für die IGA83 wurde ein Sardenhaus errichtet, aus Steinmauern und einem Flachdach mit Bewuchs. Oberhalb steht die Nachbildung einer Nuraghe. Unter Nuraghen versteht man prähistorische Bauwerke auf Sardinien, von denen wir nicht wissen, ob sie als Wohnung, Kultstätte oder Grabanlage dienten. Neben dem Sardenhaus steht eine von dem sardischen Bildhauer Mario Nieddu geschaffene, eineinhalb Tonnen schwere Betonplatte mit der Figur eines Kriegers aus der Nuraghe-Kultur (1600 – 400 v. Chr.).
Nachbildung einer Nuraghe / Nuraghe-Krieger (Fotos: Dezember 2024)
Der Westteil des Westparks
Raumbogen
Auf der westlichen Seite der Fußgängerbrücke über den Mittleren Ring, die beide Teile des Westparks verbindet, steht eine Pergola: die 1982 von dem Bildhauer Johannes Leismüller (*1936) geschaffene Skulptur »Raumbogen«.

Bayerwaldhaus
In dem 1748 erstmals in einer Urkunde erwähnten Bauernhaus in Oblfing bei Schöllnach befanden sich Wohnung, Stallung und Stadel unter einem Dach. Bewohnt wurde es bis 1975. Zwei Jahre später wurde das Bayerwaldhaus ins Museumsdorf Bayerischer Wald in Tittling versetzt, und seit der Internationalen Gartenbauausstellung 1983 steht es im Westpark.


Kunstwerke
Jean Clareboudt (1944 – 1997) spielte mit seinem 1983 geschaffenen Kunstwerk »Terrasse« auf Kontraste wie Himmel und Erde, Enge und Weite an: eine Stahlplatte und Stahlträger auf acht Findlingen. – Die »Wasserwand« im Westsee gestaltete der Bildhauer Alf Lechner (1925 – 2017) 1981/82 für die IGA 1983.


Im Beisein von Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) wurde 1983 das von ihm konzipierte Hoch-Wiesen-Haus als Modell im Maßstab 1:20 errichtet und bepflanzt. (2008 musste es restauriert werden.) – Aus teilweise poliertem schwarzen Labrador gestaltete Makoto Fujiwara (1938 – 2019) den »Guten-Tag-Brunnen« im Westpark.




Westsee
Bei schönem Wetter ist der Westsee im Münchner Westpark vor allem auch bei muslimischen Familien beliebt. Das Foto rechts entstand 22. April 2023, dem Tag nach dem Zuckerfest.
Kirschblüte im Westpark








Album über die Kirschblüte in München
Rosengarten







Ostasien-Ensemble
Zum Ostasien-Ensemble im Westpark gehören eine Thailändische Sala mit Buddha-Statue, eine nepalesische Pagode, ein China- und ein Japangarten.
Beim japanischen Garten im Stil der Heian-Zeit handelt es sich um ein Geschenk der Münchner Partnerstadt Sapporo.
Ein Hamburger Großkaufmann stiftete die Thai-Sala für die IGA 83. Die dreieinhalb Meter hohe Buddha-Statue wurde erst 1994 von dem Bildhauer Noppadal Khamlae (*1964) aus einem Ahornstamm geschnitzt.



Die Anlage des chinesischen Gartens durch das Gartenamt der chinesischen Stadt Kanton (Guangzhou) kam auf Vermittlung der Frankfurter Floristin und Gärtnerin Marianne Beuchert (1924 – 2007) zustande. Der Rundweg um den Teich im chinesischen Garten symbolisiert das Leben: erst vom letzten Pavillon aus lässt sich die gesamte Anlage überblicken.




Der damals in Kathmandu lebende deutsche Architekt Jochen Reier initiierte den Bau der nepalesischen Pagode nach dem Vorbild des Pashupatinath bei Nepal, einer der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus. Sieben Monate lang beschäftigte er etwa 300 Schnitzer, Schreiner, Bronzegießer und andere Handwerker mit dem Bau der 80 Tonnen schweren Pagode in Nepal. Die Einzelteile ließ er dann über Kalkutta und Hamburg nach München transportieren. Nach der IGA 83 war die Stadt München erst aufgrund einer Bürgerbewegung bereit, die Pagode aufzukaufen und im Westpark zu belassen.
Um die Kosten für den Bau der Pagode bezahlen zu können, hatte Jochen Reier Haschisch von Nepal nach München geschmuggelt und war in die Südsee geflohen. Dort wurde er 1992 gefasst, nach Deutschland ausgeliefert und zu zwei Jahren Haft verurteilt.









