Residenz-Museum München

Herzog der Strenge verlegte seine Hofhaltung 1255 von Landshut nach München, residierte aber noch im Alten Hof. Herzog Wilhelm IV. ließ in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts anstelle der ab 1385 an der Nordostecke der zweiten Münchner Stadtbefestigung errichteten gotischen Wasserburg (Neuveste) den ältesten Teil der Residenz anlegen. Über Jahrhunderte hinweg wurde daran weitergebaut, zuerst im Stil der Renaissance, dann des Barock, Rokoko und Klassizismus. Heute handelt es sich bei dem Gebäudekomplex um das größte Innenstadtschloss Deutschlands.

König Ludwig I. erlaubte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Besichtigung seines Wohnpalastes (Königsbau) während seiner Abwesenheit. Und Luitpold von Bayern, der 1886 die Regentschaft übernahm, machte ungenutzte Bereiche der Münchner Residenz öffentlich zugänglich. 1897 erschien der erste Residenz-Führer. Nach der Abschaffung der Monarchie in Bayern gingen die Schlösser in den Besitz des Freistaats über, und der machte 1920 aus der Münchner Residenz ein öffentlich zugängliches Museum. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg galt es als größtes Raumkunst-Museum der Welt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden nahezu alle Dächer zerstört. Die Architekten Tino Walz (1913 – 2008) und Rudolf Esterer (1879 – 1965) von der Staatlichen Bayerischen Schlösserverwaltung sicherten die erhaltenen Teile für den Wiederaufbau. Damit begann der Architekt und Denkmalpfleger Otto Meitinger (1927 – 2017) in den Fünfzigerjahren. Zur 800-Jahr-Feier der Stadt München konnte das Residenz-Museum 1958 wiedereröffnet werden, aber der Wiederaufbau dauerte noch ein halbes Jahrhundert. Heute sind in 130 Schauräumen mehr als 100.000 Kunstwerke zu sehen.

Album über die frei zugänglichen Bereiche der Münchner Residenz

Ahnengalerie

Kurfürst Karl Albrecht von Bayern beauftragte 1726 den Hofarchitekten Joseph Effner mit der Errichtung einer Ahnengalerie der Wittelsbacher. An der Ausgestaltung wirkte François Cuvilliés mit, die vergoldeten Wandschnitzereien stammen von Wenzeslaus Miroffsky, die Stuckaturen von Johann Baptist Zimmermann. Karl Albrecht wollte mit der Ahnengalerie seinen Anspruch auf die Kaiserkrone untermauern. 1742 wurde der Wittelsbacher tatsächlich in Frankfurt am Main gewählt und als Kaiser Karl VII. gekrönt.

Antiquarium

Der Baumeister Jacopo Strada und der Steinmetz Simon Zwitzel gestalteten 1568 bis 1571 für Herzog Albrecht V. das 66 Meter lange Antiquarium für seine Sammlung antiker Skulpturen. Wilhelm V. und Maximilian I. funktionierten das 1581 bis 1600 von dem Architekten Friedrich Sustris entsprechend umgestaltete Antiquarium zum Fest- und Bankettsaal um. Die 16 Gemälde im Scheitel des Gewölbes entstanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts in der Werkstatt des Hofkünstlers Peter Candid (um 1548 – 1628).

Im Zweiten Weltkrieg stürzte das Gewölbe ein, aber es wurde Mitte der Fünfzigerjahre unter Leitung des Architekten und Denkmalpflegers Otto Meitinger (1927 ‒ 2017) wieder aufgebaut. Heute ist das Antiquarium nicht nur der älteste erhaltene Raum der Münchner Residenz, sondern auch der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen.

Kurfürstenzimmer

Bis 1599 dienten die Räume über dem Antiquarium als herzogliche Bibliothek, danach als Wohnung der Kurfürsten. Kurfürst Max III. Joseph ließ die Kurfürstenzimmer 1746 bis 1748 vom Hofbaumeister Johann Baptist Gunetzrhainer (1692 – 1763) im Rokoko-Stil umgestalten, und François de Cuvilliés der Ältere (1695 – 1768) nahm 1760 bis 1763 weitere Veränderungen vor.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kurfürstenzimmer zerstört. 1960 bis 1965 richtete man sie mit erhaltenen Resten zum Beispiel der Wandvertäfelungen in wesentlichen Zügen wieder her.

Kurfürstenzimmer der Residenz
Zweites Vorzimmer der Kurfürstin (Foto: April 2023)

Schwarzer Saal

Herzog Wilhem V. von Bayern ließ um 1590 östlich des Antiquariums einen Trakt anbauen. Das illusionistische Deckengemälde – eines der frühesten Beispiele dieser Scheinarchitektur nördlich der Alpen – wurde 1602 von Hans Werl (um 1570 – 1608) gestaltet. Dabei orientierte sich der Hofkünstler wohl an einem 1582 publizierten Stich eines Deckengemäldes von Tommaso Laureti (um 1530 – 1602) im Palazzo Vizzani in Bologna. Der Architekt, Bildhauer, Stuckateur und Altarbauer Hans Krumpper (um 1570 – 1634) versah den Raum 1623 mit schwarzem Stuckmarmor. Davon leitet sich die Bezeichnung »Schwarzer Saal« ab.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Schwarze Saal zerstört. Zur Wiederherstellung im Jahr 1979 trug der Kirchenmaler Karl Manninger mit einer Nachbildung des Deckenfreskos nach alten Fotografien bei.

Schwarzer Saal im Residenz-Museum
Schwarzer Saal (Foto: April 2023)

Nordosttrakt am Brunnenhof / Theatergang

Der Charlottengang führte früher zur mittelalterlichen Wasserburg. Die Stuckaturen aus der Zeit der Erbauung wurden zu Beginn des 17. Jahrhunderts restauriert.

Trierzimmer

Die Raumflucht im Ostflügel des unter Herzog Maximilian I. 1612 bis 1616 errichteten Kaiserhoftrakts der Residenz dienten zur Unterbringung von Angehörigen der Kaiserfamilie, die zu Besuch in München waren. Die Deckengemälde stammen aus der Werkstatt des Hofkünstlers Peter Candid (um 1548 – 1628). Weil die Räume häufig von Klemens Wenzeslaus von Sachsen (1739 – 1812) bewohnt wurden, einem Prinzen von Polen, Herzog von Sachsen, Erzbischof und Kurfürsten von Trier, Fürstbischof von Augsburg und Fürstprobst von Ellwangen, nennt man sie »Trierzimmer«.

Die Trierzimmer wurden im Zweiten Weltkrieg verwüstet, später aber wiederhergestellt.

Kaisertreppe, Kaiser-, Vierschimmelsaal

Das Prunktreppenhaus im Nordflügel des Kaiserhofs entstand 1612 bis 1616 und führte zu den unter Herzog Maximilian I. eingerichteten Repräsentationsräumen der frühbarocken Münchner Residenz. Der ebenfalls 1612 bis 1616 erbaute Festsaal wird seit 1673 als Kaisersaal bezeichnet. Der Name des gleichzeitig entstandenen benachbarten Raums leitet sich von dem allerdings nicht erhaltenen Gemälde des Gottes Apollo auf dem von vier Schimmeln gezogenen Sonnenwagen ab.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Trakt zerstört. 1980 bis 1985 restaurierte man den Kaiser- und den Vierschimmelsaal vereinfacht.

Hofkapelle

Herzog Maximilian I. ließ ab 1600 die doppelstöckige Hofkapelle der Residenz bauen. Den (1958 restaurierten) Hauptaltar mit dem Bild »Maria in der Glorie unter der Dreifaltigkeit« gestaltete der Hofkünstler Hans Werl. Der halbrunde Chor wurde 1630 angefügt. Und 1748 kamen die beiden Rokoko-Seitenaltäre von Johann Baptist Zimmermann dazu. Die der Unbefleckten Empfängnis Mariens geweihte Kapelle war dem Hofstaat vorbehalten.

Hofkapelle der Münchner Residenz
Residenz-Museum: Hofkapelle

Hofkapelle (Fotos: April 2023)

Reiche Kapelle

Die »Reiche Kapelle« ließ Herzog Maximilian I. gleichzeitig mit der Hofkapelle als persönlichen Andachts- und Gebetsraum bauen. Die Bezeichnung geht auf seine Reliquien-Sammlung zurück (Heiltumsschatz). Die Wände sind mit Scagliola vertäfelt, und die Augsburger Goldschmiede Hans Schebel und Jacob Anthoni verzierten den Altar mit Silberreliefs. Um 1632 fügte der Münchner Hofmarmorator Wilhelm Fistulator Bildtafeln nach Motiven von Albrecht Dürer hinzu. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Reiche Kapelle in der Residenz zerstört, aber später restauriert.

Reiche Kapelle
Fenster der Reichen Kapelle (Foto: 2023)

Reiche Zimmer

Der Hofarchitekt Joseph Effner begann 1726 unter Kurfürst Karl Albrecht mit dem Bau der Paradeapartments der Münchner Residenz. Nach der Zerstörung durch ein Feuer im Jahr 1729 leitete François de Cuvilliés der Ältere den Wiederaufbau und war dabei nicht nur für die Architektur, sondern auch für die Wandvertäfelung, Dekoration und Möblierung verantwortlich. 1737 stellte er die Rokoko-Räume fertig, die seit dem 19. Jahrhundert als »Reiche Zimmer« bezeichnet werden. Der Deckenstuck stammt von Johann Baptist Zimmermann.

Beim Wiederaufbau der 1944 zerstörten Räume wurden die Stuckaturen, die Wandbespannungen und die Vertäfelungen zu einem großen Teil nach originalen Vorbildern erneuert.

Reiche Zimmer der Münchner Residfnz

Neben dem Paradeschlafzimmer richtete François Cuvilliés zwei Kabinette nach französischem Vorbild ein. Das erste war eigentlich als Schreibzimmer gedacht, aber die kostbaren Wandspiegel und die zahlreichen auf Wandkonsolen abgestellten Gefäße machten es zu einem Spiegel- bzw. Porzellankabinett. Die Raumfolge endet mit dem Miniaturenkabinett, dessen Wände aus rotem Lack mit vergoldeten Schnitzereien von Joachim Dietrichs und 129 Miniaturen niederländischer, französischer und deutscher Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts verziert sind.

Im Zweiten Weltkrieg ging das Kabinett bis auf die Türflügel und die Miniaturgemälde verloren. In langjähriger Arbeit konnte es bis 2001 rekonstruiert werden.

Residenz-Museum: Miniaturenkabinett

Königsbau der Residenz

Als König Ludwig I. am 13. Oktober 1825 seinem Vater Maximilian I. Joseph auf den Thron folgte, plante er sogleich eine Erweiterung der Münchner Residenz durch den Neubau eines Wohnpalastes im Süden des Areals. Der Architekt → Leo von Klenze errichtete den klassizistischen »Königsbau« 1826 bis 1835 und ließ sich dabei auf Weisung des Königs von der italienischen Renaissance inspirieren. Die Hauptfassade aus Grünsandstein am → Max-Joseph-Platz erinnert an die Palazzi Pitti und Rucellai in Florenz. Während die spätklassizistischen Räume des Königs im pompejanischen Stil mit Szenen aus der Antike bemalt wurden, ließ Klenze – der nicht nur für die Architektur, sondern auch für die Ausgestaltung verantwortlich war – die der Königin mit Darstellungen von Szenen aus Werken deutschsprachiger Dichter schmücken. Die Möbel wurden 1834/35 von Münchner Tischlern und Bildhauern angefertigt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde auch der Königsbau zerstört. Ein erhaltenes Rauminventar ermöglichte es, die Räume bis 1980 wieder so wie 1835 zu möblieren.

Gelbe Treppe

Der Aufgang im Hauptgeschoss des Königsbaus in der Münchner Residenz trägt seinen Namen wegen des Stuckmarmors, der gelben Naturstein aus Nordafrika imitiert. Das Prunkportal zu den Vorzimmern des Königs wird von zwei Symbolfiguren flankiert: »Gerecht und Beharrlich«. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Gelbe Treppe wurde 2017 bis 2021 restauriert.

Gelbe Treppe im Königsbau der Residenz
Gelbe Treppe (Foto: April 2023)

Nibelungensäle

Im Erdgeschoss des Königsbaus befinden sich neben der Schatzkammer die fünf von Julius Schnorr von Carolsfeld – einem der wichtigsten Vertreter der Nazarenischen Kunst – 1828 bis 1834 und 1843 bis 1867 unter Mitwirkung von Friedrich von Olivier und Wilhelm Hauschild ausgemalten Nibelungensäle, die über einen eigenen Eingang verfügten, weil sie von Anfang an als öffentlich zugängliche Schauräume gedacht waren. Bei den Wand- und Deckengemälden handelt es sich um die ersten monumentalen Darstellungen von Szenen aus dem 1755 wiederentdeckten Nibelungenlied. Die Fresken blieben großenteils erhalten und wurden 1955 bis 1960 restauriert.

Exponate im Residenz-Museum

Nicht nur in der Schatzkammer, sondern auch im Residenz-Museum sind wertvolle Ausstellungsstücke zu besichtigen.

Residenzmuseum

Mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Schlösserverwaltung